3. Kapitel: Knatschen, Kaffee, Kippe

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Die ganze Fahrt über quasselete ich Tina mit meinen Problemen voll. Was heißt Probleme? Es waren ja keine wirklichen Probleme verglichen mit dem was für Elend auf der Welt herrscht, dennoch machte es mir zu schaffen mich schon wieder mit Thomas gestritten zu haben, aufgrund von Kleinigkeiten. Tina war wie immer ganz gelassen. Sie fuhr die Straße entlang, schaute ab und an zu mir rüber und lächelte mich zustimmend an. Angekommen im Café, bestellte sie einen Cappuccino mit Sahne und ich einen Latte Macchiato mit Schuss. Tina saß ganz locker gegenüber von mir und hörte mir gespannt zu. Ihr sportliches Schlabbershirt - welches Sie mit ihrer tollen Figur nicht benötigte- und ihre blonden, langen Locken schwingten bei jeder Bewegung die sie tat mit. Wir diskutierten lange, wie immer. Einmal am quatschen und wir kommen nicht zum Ende. Ich wusste aber, dass ich von ihr eine ehrliche, direkte Antwort erwarten konnte.

"So Linda, nun möchte ich dir mal was sagen! " Klar, kann ich dich verstehen. Es ist nicht die feine Art von ihm dich mit deiner Freude über deine Arbeit abzuwimmeln. Es ist auch nicht in Ordnung, dass er Treffen organisiert, ohne dich dabei einzuweihen. Aber es ist auch rücksichtslos von dir deine ganze Kraft, Zeit und Anstrengungen in die Arbeit zu investieren. Du hast in den letzten Monaten, zumindest mindestens so lange du begonnen hast du arbeiten, kaum noch Aufmerksamkeit für Thomas und eure Beziehung. Und davor die 3 Jahre, in denen du studiert hast, war ja auch nur wenig Zeit für Zweisamkeit. Wie wäre es wenn du auch mal diese Seite betrachtest? "

Tina's Worte trafen mich wie ein Blitz. Sie hatte Recht. Wie blind muss ich gewesen sein? Nur meine Karriere im Kopf und absolut keine Zeit und Mühe mehr in meine Beziehung investiert. Wie muss es wohl Thomas die ganzen Jahre ergangen sein? Wie oft habe ich seine Annäherungsversuche abgebucht? Das Kuscheln vorm schlafen gehen, die Abschiedsküsse, Umarmungen, einfach die kleinen Gesten von Geborgenheit. Ich habe es weder intensiv wahrgenommen, noch intensiv genossen. Es gehörte eben einfach dazu.

"Linda? Lindaaaa? Hey Süße? "

Ich hörte Tina's Stimme. Ich war vollkommen abgedriftet in meinen Gedanken und hatte Tränen in den Augen. Ich wischte mir über mein Gesicht, um sie vor Tina zu verbergen. Zwecklos, vor der besten Freundin.

" Sag bitte nichts. Keine tröstenden Worte, kein trauriger Blick, nichts. Sonst mache ich mich gleich vor hunderten von Menschen zum Affen "

Tina wusste, dass ich nah am Wasser gebaut war, reagierte sofort und nippte den letzten Schluck ihres Cappuccino währenddessen sie mir beobachtende Blicke zuwarf.

" Weißt du was ich meine? ", fragte sie mich vorsichtig als sie sah, dass ich mich wieder gefangen hatte.

" Ja, ich weiß was du meinst" antwortete ich leise.

Wir tranken unseren Kaffee aus, bezahlten und fuhren nach hause. Ich bedankte mich bei ihr, gab ihr einen Kuss auf die Wange und verabschiedete mich von ihr. Bedrückt schloss ich die Tür auf und ließ sie hinter mir ins Schloss fallen. Ich wusste was zu tun war: klärende Gespräche und eine fette Entschuldigung.

Der JokerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt