2. Kapitel: Privat Und Beruflich Lässt Sich Trennen....

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Die Tage an der Arbeit gingen so schnell vorbei. Es machte Spaß, ich hatte Freude an meinem Beruf. Natürlich kniete ich mich anfangs besonders hinein, nahm Überstunden auf mich und mich Dingen an, die meine Zuständigkeit überschritten. Ich musste schließlich einen guten Eindruck hinterlassen. Immer engagiert und zuvorkommend, ich wollte schließlich meine Arbeit behalten. In den ersten Wochen war es ziemlich ruhig. Es war Sommer, Urlaubszeit. Am Urlaub dachte ich noch lange nicht. Ich war motiviert und sprang gerne für Kollegen ein, die ihre Überstunden abbummeln wollten. Meine Gedanken kreisten nur noch darum, wie viel Glück ich hatte meine Arbeit dort antreten zu dürfen.

Anscheinend gab es, unbeabsichtigt von mir, auch privat kein anderes Thema mehr außer meine Arbeitsstelle. Es bereitete mir so Freude, dass ich jedem davon berichten wollte. Meinem Freund Thomas schien dies schon zum Hals raus zu kommen. Der erste große Krach war vorprogrammiert. Nach gerade mal zwei Wochen.

"Linda - Schatz?", fragte Thomas mich mit einem neugierigem Unterton.

"Ja?!", antwortete Ich unbewusst grimmig.

Immer noch freundlich, obwohl er registrierte, dass ich wohl nicht die beste Laune hatte, fragte er wieder:

"Wollen wir heute Abend was schönes unternehmen? Es ist schließlich Wochenende und ich dachte wir können uns bei dem schönen Wetter etwas raus setzen, den Grill anschmeißen und etwas trinken. Jana und Michael habe ich auch schon Bescheid gesagt, die freuen sich und bringen einen Salat mit. "

" Du hast was? " raunte ich ihn an. "Du sollst nicht denken, du solltest mich vorher vielleicht auch mal fragen, ob ich überhaupt Lust darauf habe?! "

So kannte ich mich gar nicht. Es lief doch sonst eigentlich relativ gut zwischen Thomas und mir und die Worte, die ich ihm in diesem Moment an den Kopf warf, taten mir schon wieder leid. Aber irgendwie war ich so sauer darüber, dass sich Thomas ' nicht einmal über mich und meine Zufriedenheit mit der neuen Arbeit erkundigte und jeglichen Gesprächen darüber aus dem Weg ging.

" Okay, dann eben nicht. Es war ein Vorschlag, aber mach doch was du für richtig hälst, dann sage ich eben wieder ab und treffe mich mit Lucas. " raunte er zurück.

Wie ich es hasste. Er wusste, dass er mich so auf die Palme bekommt. Wieso konnte er nicht einmal seine Klappe halten? Nein Stop, warum konnte ich nicht meine Klappe halten? Egal.... Wieso konnte keiner von uns einfach mal den Mund halten?
Anstatt mir meine eigenen Gedanken anzunehmen, kochte es innerlich in mir hoch. Ich musste etwas sagen:

"Ach ja? Dann mach doch. Auf diesen Scheiß habe ich eh keine Lust. Triff dich doch mit Lucas und sauf dir die Birne zu, mach doch! Machst du doch eh am liebsten! Wenn's mir reicht nehme ich eben meine Klamotten und geh. Bin sowieso nicht auf dich angewiesen! "

Thomas' fiel die Kinnlade runter. Er war wohl genauso überrascht über meine Worte wie ich selbst. Wortlos drehte er mir den Rücken zu und ging aus dem Raum.

" Dann verpiss dich doch! " rutschte es mir raus. Und schon wieder staunte ich selbst darüber wie aufbrausend ich werden konnte. Aus Wut auf mich selbst trat ich gegen den Mülleimer in der Küche, welcher mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel. Wie konnte so etwas passieren? Wieso kann nicht einfach mal alles beständig bleiben? Wieso kommt immer wieder etwas dazwischen? Fragen die ich mir selbst stellte, verzweifelt, alleine, in der Küche und Fragen, zu denen ich keine Antwort wusste.

Und was tut man, wenn man keine Antwort findet? Man sucht sie im Kühlschrank, logisch! Daher wohl das Hüftgold. Egal, Pudding auf, Löffel rein und genießen. Danach ne Kippe - beruhigt ja bekanntlich. Ich hasste mich selbst für meine Worte. Und je mehr ich aß und rauchte, desto größer wurde mein Selbsthass und die Grundsatzfragen. Ne Nachricht an die beste Freundin ist wohl die bessere Lösung. Also schrieb ich:

"Hey Süße, wie geht's dir? Können wir quatschen? Hab Stress mit Thomas... "

2 Minuten später eine Antwort - außerordentlich schnell für die Verhältnisse von Tina -

" Hey Puppe, klar! Was ist passiert? Bin in 10 Minuten bei dir und hol dich ab! "

Ich wusste, man konnte sich auf sie verlassen. 20 Minuten später - unpünktlich und unsortiert wie immer - stand Tina vor meiner Tür. Sie öffnete die Fenster und winkte mir freudig zu. Ich lächelte und winkte zurück, obwohl ich hätte innerlich heulen können. Ich stieg zu ihr ins Auto und wir fuhren los.

Der JokerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt