Kapitel 4: Nachholbedarf

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Ich ging die Treppe hinauf. Es begleitete mich ein mulmiges Gefühl. Da stand er schon in der Tür und rief ganz aufgeregt: "Linda! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wo warst du so lange?" Ich fiel ihm in die Arme. Eins musste man ihm lassen, nachtragend war er nicht. Er war wohl sehr erstaunt über meine Reaktion, da ich sonst diejenige bin, die immer mit dem Kopf durch die Wand muss.

"Es tut mir leid! " murmelte ich leise in seine Brust. Er war so muskulös. Seine starken Arme umfassten meinen Körper und ich hatte das Gefühl zu ersticken. Ersticken an seiner Kraft, ersticken an meinen Tränen und an meinen Gefühlen.

" Ich war so dumm! " fügte ich hinzu.
Er gab nur ein leises" Nein, Süße. " von sich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Wir sahen uns in die Augen und mir fiel auf, wie lange ich ihn schon nicht mehr so genau betrachtet hatte. Ich küsste ihn. Er küsste mich. Unsere Lippen berührten sich und ich nahm dies seit Jahren wieder intensiv wahr. Was für ein schönes Gefühl. Was für ein Rausch der Gefühle.

"Thomas?" fragte ich leise, ohne ihm eine Möglichkeit des Antwortens zu lassen, "Es war so dumm von mir. Klar können wir uns mal wieder einen schönen Abend machen. Lade die zwei ruhig ein, ich bereite alles vor".

Nach einer kurzen Zeit des schweigens entgegnete er: "Nein Liebling, heute nicht. Heute nehmen wir uns Zeit für uns, die beiden können warten. Und es tut mir auch leid, dass ich einfach Entscheidungen ohne dich treffe".

"Es brauch dir nicht leid tun" antwortete ich ihm und küsste ihn.

Thomas hob mich hoch und trug mich ins Bett. Es fühlte sich gut an von ihm begehrt zu werden. Ein Gefühl, dass lange nicht mehr so intensiv war. Wir verbrachten die Nacht gemeinsam. Und schliefen nach langen Gesprächen bis tief in die Nacht Arm in Arm ein.

Sonntagmorgen. Ich wurde durch ein unterdrücktes "Aua, Scheißding!" geweckt. Noch schlaftrunken schaute ich auf den Wecker. 9.34 Uhr. Ich streckte mich und wollte mich rüber lehnen, um Thomas einen Kuss zu geben, doch dieser lag nicht neben mir. Dafür roch die ganze Wohnung nach Marmelade, aufgebackenen Brötchen und irgendetwas undefinierbaren abgebrannten. Ich atmete tief ein, nahm meinen Bademantel und zog mir diesen über. Gähnend stapfte ich in Richtung Küche. Dort sah ich Thomas wie er verzweifelt versuchte die Spiegeleier in der Pfanne zu drehen. Ich musste Lächeln, da ich wusste, dass er diese nur umdreht weil ich sie so am liebsten esse und er nicht das Talent hatte die Eier zu wenden. Ich schlich mich von hinten an ihn heran. Und begrüßte ihn mit einer dicken Umarmung. Er schaute über die Schulter zu mir, drehte sich um und küsste mich. "Guten Morgen, Liebling. Es gibt frische Brötchen und Spiegeleier. Ausgelaufene Spiegeleier, aber immerhin Spiegeleier!" Ich musste lachen und setzte mich an den gedeckten Tisch. Er eilte mir mit der heißen Pfanne hinterher und schaufelte mir zwei Eier auf meinen Teller.

"Guten Appetit mein Schatz " sagte er, bevor er selbst anfing seine verbrannten Eier mit einem angeekeltem Gesichtsausdruck zu essen.

Ich musste lachen, aß mein Ei und stellte fest, dass auch er seit Jahren mal wieder aufmerksam war.

Der JokerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt