Kapitel 13 - Leere

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Key Pov.

Von einer Sekunde auf die Andere lag ich wieder unbeschwert und sicher in den Armen des Jungen. Ich hatte es also durch meine tollpatschig, dümmliche Art geschafft alles noch viel peinlicher zu machen. Warum hatte ich jetzt auch noch ausrutschen müssen? Und ich dachte schon schlimmer könnte es nicht mehr werden. Er drückte mich an sich, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nie etwas Anderes getan. Fast so als wäre es normal und selbstverständlich mich aus jeder misslichen Lage zu retten. Ich hatte den Vogel wohl echt abgeschossen. Durch mich würde wohl jede aussichtslose und verzwickte oder peinliche Situation immer noch aussichtsloser, verzwickter und peinlicher werden. Ich fühlte mich wie ein kleines, unschuldiges Kind, das bei jedem Schritt zur Selbstständigkeit andauert Unterstützung und Hilfe nötig hat, damit es nach einem Fall wieder aufsteht. Ich sollte mich eigentlich nicht mehr wirklich wunder, immerhin zog ich das Unglück und Probleme im Allgemeinen magisch an. Unpassende Dinge zutun sollte wohl mein Hobby werden. Ja, in solchen Dingen war ich wohl tatsächlich unschlagbar. Unsere Blicken trafen sich ganz abrupt noch ein weiteres Mal. Ich merkte wie mein Pulsschlag wieder rasend in die Höhe schoss und meinem Wangen heiß wurden. Vergeblich versuchte ich so zu tun, als wäre das alles kein großes Ding. Ihm schien das ganze ebenfalls ziemlich unangenehm zu sein. Er konnte mir kaum in die Augen schauen. Stille. Keiner sprach ein Wort. Schweigen. Er hob mich weiter und machte keine Anstalten die Situation etwas zu Entschärfen. Es war keine angenehmens Schweigen, sondern eines dieser peinlichberührten, betretenen Schweigen. So als hätten wir unser erstes Date und uns beiden wäre gerade der Gesprächsstoff ausgegangen und das obwohl das Gespräch eben noch flüssig vor sich hin geplätschert war und wir uns per Chat noch super verstanden hatten. Gerade wollte ich meinen ganzen Mut zusammenkratzen und in die Offensive gehen, einfach alles schön reden, als die Ruhe schlagartig vorbei war. Die Tür öffnete sich. Gerade hatte ich noch gedacht, dass egal was noch passieren würde, ich zusammen mit dem Jungen an meiner Seite unerschütterlich sein würde, da ließ er mich einfach los. Mit einem plumpen Geräusch fiel ich zu Boden und ich lies ein leises 'Au' verlauten. Ein leichter Schmerz zog durch meinen Rücken nach unten zu meinem Steißbein. Irritiert schaute ich am Boden liegend zur Tür, als zwei Personen das Zimmer betraten. Ich ließ meinen Blick nocheinmal verschämt zu dem Jungen der mich gerade fallen gelassen hatte schweifen. Der Höflichkeit wegen und um nicht noch seltsamer zu wirken stand ich im nächsten Moment, trotz Fallschmerz, schnell auf und verbeugte mich, als ich aufsah erblickte ich die Ärztin... und Woohyun. Der Schmerz legte sich langsam und ich konnt Woohyun genauer betrachten. Ich wollte gar nicht glauben was ich da gerade erschreckendes zu sehen bekam. Vor mir stand nicht mehr der Schönling Woohyun, sondern eine Kreatur die lediglich ein paar seiner Gesichtszüge besaß. Sein Gesicht glich einer Maske; jede Spur von Schönheit hatten die Schläge aus ihm herausgeprügelt und obwohl ich für ihn im Moment mehr Hass als Liebe empfand, hatte ich Mitleid. Meiner Meinung nach führte ich eine Hass-Liebe. Die Ärztin sah etwa genauso verwirrt aus, wie mein Ex-Bester Freund und mein dauerhafter Retter. Die vorgefunde Situation war für alle mehr als seltsam. Woohyun blickte geringschätzend in die Runde, auch ein klein wenig aggressiv. Für ihn war ich nichts wert. Eine dumme Schwuchtel. Und der Junge der mich beschützt hatte war für ihn wohl nur eine lästige Plage wegen der er jetzt gehörigen Ärger am Hals hatte. Ihm galten wohl auch die Aggressivität die man spüren konnte. Sie lag schwer im der Luft und legte sich um uns. Ich wusste es war falsch für diese Person Liebe oder gar Mitleid zu empfinden, doch ich konnte einfach nicht anders. Das würde sich wohl so schnell nicht ändern. Er konnte mir noch so schlimme Dinge antun, noch so Erniedrigende, ich hatte das Gefühl ich würde nie endgültig von ihm und den schönen Zeiten loskommen. Weder die SMS, noch Schimpfwort, Mobbing oder die Schlägerei konnten meine Gefühle ändern. Jeder normale Menschen würde wohl schon lange nur noch Hass empfinden, für einen Menschen der ihnen so viel angetan und sie so verletzt hatte. Doch eigentlich wusste ich nicht mal wirklich was Hass genau war oder bedeutete. Ich war mir keines meiner Gefühle mehr wirklich sicher. Woohyun zu sehen brachte einfach nur Schmerz mit sich. Alles kam hoch. Alles wurde zu viel. Ich setzte mich auf eines der Betten und blendete meine Umgebung einfach aus und suchte in mir nach einem besseren, guten Gefühl. Ich richte mein Blickfeld nach unten, zu meinen Schuhen. Nagelneue Schuhe von einer bekannten Designermarke. Durch das kicken der Steine heute morgen und durch die Schlägerei waren sie etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach einer Weile starrte ich einfach nur noch ins Leere und meine Schuhe verschwammen ganz langsam vor meinen Augen. Mein Blickfeld war jetzt so leer, wie ich mich selbst fühlte.

I'll Take Care Of You. [SHINee || Jjongkey FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt