Kapitel 01 - Liebe ist...

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Kapitel 1 - Liebe ist...

Key Pov.

Kalter Herbstwind blies in mein Gesicht und unter meinen Füßen knirschten kleine Steinchen. Ich musste leicht husten. Der Regen gestern hatte mir wohl doch etwas Zugesetzt. Den Weg zur Schule verbrachte ich damit, völlig in Gedanken einige Kieselsteine vor mir her zu schießen. Kindisch, aber sehr beruhigend. Wieso wurde ich es nicht los? Wieso verfolgte mich dieses schreckliche Gefühl immer und immer weiter? Dieses Gefühl versagt zu haben, nicht gut genug zu sein. Ich war ein Loser. Das ganze Wochenende lang hatte ich versucht das Geschehene zu verdrängen, mich abzulenken und mir einzureden, dass alles in Ordnung sei. Doch heute war es soweit, ich würden ihn wieder treffen, den Jungen den ich immer noch liebte. Ich konnte meine Nervosität davor nicht leugnen. Ob ich wollte oder nicht, ich würde ihn ganz sicher über den Weg laufen. Vor diesem Treffen, vor diesen Augenblick, fürchtet ich mich. Nein, eigentlich hatte ich mehr vor den Reaktionen der anderen Schüler Angst, als vor seiner.

Viele in meiner Situation würden jetzt wohl sagen: "Ich ignoriere die Anderen einfach und mach mein Ding...", aber das ist gar nicht so einfach.

Ich hätte meine Gefühle einfach verbergen sollen. So lange bis sie irgendwann verschwunden wären. So wie ich es bisher immer getan hatte. Es hatte mich mehr als nur etwas Mut und Überwindung gekostet meinen Freund zu gestehen was ich gefühlt hatte und immer noch fühlte. Immerhin war ich kein wunderschönes oder beliebtes Mädchen, sondern nur ein einfacher Junge. Ich und er hatten uns seit Anfang des neuen Schuhljahres immer besser verstanden und uns immer mehr angefreundet. Ich war mir nie sicher gewesen ob wir wirklich Freunde gewesen waren, doch es hatte sich immer so angefühlt. Ich war so froh darüber gewesen, da ich bisher nicht wirklich wusste, wie es war einen wahren Freund zu haben. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie Freunde gehabt. Nie. Bei ihm fühlte ich mich geborgen  und war immer ich selbst gewesen. Er mochte mich. Seine Nähe hatte mir bis jetzt immer gut getan. Er hatte mir das Gefühl gegeben wichtig zu sein. Immer wenn er mich berührte, auch wenn es vielleicht nur aus Versehen im Sportunterricht war, spürte ich ein kleines Kribbeln in meinem Bauch. Er hatte mich ihm Regen stehengelassen und verletzt, doch ich mochte ihn immer noch und hoffte er würde zu mir zurück kommen. Ich hielt kurz Inne. Im Nachhinein kam ich mir dumm vor, nur ansatzweise so etwas zu Denken. Auch wenn in diesem Moment niemand meine Gedanken hören oder lesen konnte, war es mir peinlich und ich lief rot an.

"Das alles klingt, wie ein schlechtes koreanisches Drama.", nuschelte ich und musste sogar selbst darüber lachen.

Er hatte doch immer von Mädchen und kurzen Röcken geschwärmt, also wie konnte er an Jungen interessiert sein? Liebe macht Blind! Dieses Sprichwort konnte ich nur bestätigen. Wie oft ich auch versuchte ihn und unsere schöne Zeit zu vergessen... Es funktionierte nicht. Wie lange wirde es dauer bis ich wieder glücklich sein würde? Vielleicht nur ein paar Wochen oder doch Monate oder sogar Jahre? Gerade einmal zwei Tage waren vergangen, seit ich meinem ehemalig Besten Freund aus der Parallelklasse meine Liebe gestanden und er mich eiskalt abserviert hatte. Ich dachte er würde vielleicht das selbe fühlen. Ganz schön naiv oder? Ich wünschte es wäre schon eine Ewigkeit her und wir beide könnten uns treffen und zusammen darüber lachen.

"Wie witzig wir damals waren! Haha!"

Aber leider war es keine Ewigkeit her und er würde sich sicher noch genau, zu 100%, an alles erinnern. Meine Laune war jetzt schon im Keller und das obwohl der Tag noch nicht einmal richtig begonnen hatte. Zu viel Denken tat nicht gut. Meine Füße trugen meine schweren Schritte weiter Richtung persönliche Hölle. Gestern hatte er mir dann noch eine SMS geschickt, in der er mir zu verstehen gegeben hatte, dass er den Kontakt mit mir absofort abbrechen und er gerne noch seine DVDs zurück haben will. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ich noch ein paar DvDs von ihm Zuhause liegen hatte. Vielleicht würde ich sie ihm einfach gar nicht mehr wieder geben. So als persönlichen Rachezug. Er schrieb, er könnte kein Verständnis für mich aufbringen. Naja, eigentlich war das noch eine netter Beschreibung der gesendeten Nachricht. In Wirklichkeit standen in ihr Beleidigungen über Beleidigungen. Viele der Wörter kannte ich noch nicht einmal und waren mir auch viel zu schmutzig, um sie noch einmal zu wiederholen. Ich war immer noch Fassungslos. Wie konnte man sich in einem Menschen so täuschen? Ich hatte die Nachricht mindestens 20 Mal durchgelesen und konnte auch beim 10 Mal immer noch nicht wirklich verstehen, was darinn geschrieben stand. Eigentlich hätte ich mir schon früher Gedanken machen sollen, was passiert, wenn er mich nicht liebt, er überreagiert oder etwas gegen Homosexuelle hat. Doch das er so ausflippt und mit Schimpfwörtern um sich wirf, das hätte ich ihm niemals zugetraut. Niemand kann genau entscheiden in wen er sich verliebt. Das passiert einfach, ohne Vorwarnung. So eben auch bei mir. Bestimmt wusste schon die ganze Schule über meine Problem bescheid. Heute würde wohl der schlimmste Tag seit langem werden. Meine Schritte wurden immer langsamer, je näher ich dem Schulgebäude kam. Am Liebsten wäre ich einfach wieder nach Hause gegangen, doch diese Genugtuung würde ich den Anderen nicht geben. Auch Leute wie ich hatten noch Stolz. Als ich die Schule erreichte musste ich, zur meiner großen Erleichterung feststellen, das fast noch niemand da war. Nur eine paar Jungs die Basketball spielten und vereinzelt ein paar Mädchen. Niemand beachtete mich. Ich ließ meinen Blick über das Geländer schweifen und er blieb an einem Mädchen am Eingang hängen. Sie war die einzige die von meinem Erscheinen Notiz nahm. Wusste sie also schon von dem Gerücht über mich? Sie lächelte neckisch. Ich mussterte sie ebenfalls und versuchte ihren strengen, starrenden, ja fast zickigen Blick stand zu halten. Erst dachte ich, ihr Blick wäre reiner Zufall und ich würde langsam paranoide werden, doch als sie mich nach einigen Minuten immer noch mussterte, wusste ich: Sie tat das gerade mit reiner Absicht. Wollte sie mich damit demütigen? Ihr Gesicht war vollständig mit Make up zugekleistert, das konnte ich sogar aus dieser Entfernung erkennen. Fast wie ein abstraktes Kunstwerk. Außerdem holt man sich mit so einem kurzen Rock im kalten Herbst nicht den Tod? Und wie konnte man überhaupt auf so hohen Hacken laufen? Ich denke Mädchen wie sie sind in gewisser Weise daran beteiligt oder eher der Grund, dass ich schwul geworden war. Nie im Leben wollte ich so ein verzogenes und unhöfliches Girly, meine Freundin nennen. Sie gehörte sicher zu der Sorte Mädchen, die nur auf das Aussehen oder auf den Ruf Anderer achten. Bestimmt hatte sie fünf Schränke voller Klamotten und in ihrer Schultasche waren jeden Tag mehr asiatische Kosmetikartikel, als Schulbücher oder Schreibzeug zu finden. Traurig. Sie hatte mein Mitleid. Ich möchte ja niemanden verurteilen, aber solche Vorurteile entstehen eben schnell. Wir Menschen bilden uns immer ein Urteil. Manche Vorurteile entsprechen eben ein klein wenig der Wahrheit, andere hingegen sind einfach nur Schwachsinn. So wie die Vorurteile, dass alle Polen klauen, alle Russen trinken und alle Asiaten nur Reis essen. Ich hasste Vorurteile, doch verhindern kann man sie nicht. Damit muss man wohl oder übel leben. Ich gab einen leisen Seufzer von mir. Solche Vorurteile und Gerüchte waren der Grund, dass ich schon des öfteren für ein Mädchen oder für schwul gehalten worden war... Auch wenn Letzteres der Warheit entspach. Solche Dinge kommen eben vor. Ich und das aufgestylte Mädchen lieferten uns noch immer einen Kampf der Blicke, bis sie aufgab, ihre langen Extensions nach hinten warf und davon stöckelte. Haushoch gewonnen würde ich sagen. Mir nimmt eben keiner meinen Stolz. Plötzlich stieß ich mit zwei Personen zusammen und fand mich im nächsten Moment am Boden wieder. Für einen kurzen Moment verweilte ich dort noch verdutzt. Aua. Das war eine unsanfte Landung.

"Pass doch auf!", rief die eine Stimme und "Alles okay?", die Andere.

Eine der beiden Personen streckte mir hilfsbereit die Hand entgegen.

"Es gibt also doch noch anständige Menschen.", dachte ich .

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So.~
Das war das erste Kapitel!
Am Ende habe ich noch einen kleine Cliffhanger eingebaut, aber der Ein oder Andere kann sich vielleicht schon denken wie es weiter geht. LG Lena.

I'll Take Care Of You. [SHINee || Jjongkey FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt