Nachdem das Gewitter vorbei war, fuhr Tante Lucy mit dem Rad in die Stadt um das Grillzeug zu besorgen. Zwar fragte sie uns ob wir mit ihr laufen wollten, doch wir hatten keine Lust und blieben Zuhause. Jetzt, wo das Unwetter weitergezogen ist, spielten wir im Garten fangen. Das Gras war noch nass und wir bewegten uns eher in Zeitlupe, anstatt zu rennen. Nach einiger Zeit merkten wir, dass das total dumm war und bereiteten in der Küche alles für das Grillen vor. "Wie findest du Felix, Liz?", fragte Cassy aus dem Nichts und musterte mich argwöhnisch. "Wie soll ich ihn denn finden? Er ist ganz nett, witzig ist er auch ein bisschen. Wie findest du ihn denn?" Ich schaute auf sie herunter und unterdrückte ein Lächeln, denn sie schnaufte mal wieder. "Also ich finde ihn tausend mal besser als Kyle, wenn du mich schon so fragst. Ich bin zwar erst 7 Jahre alt, aber davon verstehe ich schon eine ganze Menge.", antwortete sie. "Ach, so ist das. Warten wir nicht lieber noch ein wenig ab, bis wir Felix besser kennen? Ich meine, die paar Stunden reichen da sicher nicht aus.", meinte ich lachend zu ihr. "Ernsthaft Liz, du hast etwas besseres verdient. Um das zu wissen muss man nicht älter sein als ich." Damit hatte sie recht und ich tippte ihr mit meinem Zeigefinger auf die Nasenspitze. "Musst du immer so schlau sein, du Hexe?", fragte ich sie und nun lächelte sie mich an und zuckte die Schultern. "Einer muss dir doch die Augen öffnen, jetzt, wo Mom und Dad es nicht mehr können.." Ich seufzte und nahm die Teller in die Hand. "Komm, lass uns damit fertig sein, bevor Lucy wieder da ist. Sie nahm die Servietten, Besteck und den Ketchup und folgte mir. Kaum war ich oben, klopfte es an der Tür.
Ich rannte in mein Zimmer, legte die Teller ab und rannte wieder nach unten zur Haustür. Schwer atmend öffnete ich diese und vor mir stand Felix. Wortlos stand ich vor ihm und blinzelte mit den Augen, während ich auf seine Reaktion wartete. "Hi, darf ich vielleicht reinkommen?", fragte er und schaute mir nicht in die Augen. "Klar, tut mir leid. Wo warst du? Du warst auf einmal weg." Er trat ein, zog seine Jacke aus hing sie an den Kleiderhaken. "Ja, ich musste eben in die Stadt und etwas besorgen. Und außerdem wusste ich nicht, was ich zu der Aktion vorhin sagen sollte. Mir ist das ausgesprochen peinlich. "Das muss es wirklich nicht, ich habe nicht deswegen geweint. Das ist eine lange Geschichte.", sprudelte es aus mir raus und ich schrie es fast, so glücklich war ich. Glücklich, weil ich dachte er sei sauer auf mich. Zwar kannten wir uns wirklich erst seit ein paar Stunden, aber Einsamkeit und Gemeinsamkeiten ziehen sich halt an. "Ich hab Zeit und neugierig bin ich ebenso, also lass uns später darüber reden. Ist Lucy gar nicht da?" Er schaute an mir vorbei in die Küche, danach wieder fragend zu mir. "Nein, sie ist schnell in die Stadt gefahren und kauft das Grillgut für später ein. Bleibst du zum Essen?", fragte ich ihn und hoffte innerlich, dass er ja sagen würde. "Klar, deshalb bin ich hier. Außerdem macht Lucy den besten Nudelsalat der Welt!" "Ja, den kenne ich schon. Damals habe ich fast die ganze Schüssel leergegessen und obwohl es schrecklich klingt, ich war nur deshalb traurig, als sie wieder nachhause flog.", gab ich zu und lachte dabei. "Wow, das klingt in der Tat schrecklich. Jedoch total nachvollziehbar!" Er stimmte lachend zu und wir gingen nach oben.
"Ich hab meine Lieblings CD mitgebracht, willst du sie hören?", fragte er mich und ich war gespannt, was für Musik er wohl hören würde. "Gerne, mal schauen was du für einen schlechten Geschmack hast.", antwortete ich grinsend und er legte dramatisch seine Hand auf sein Herz. "Liz, das hat mich zutiefst verletzt. Wenn irgendjemand auf dieser Welt etwas von guter Musik versteht, dann wohl ich." Das lies mich noch mehr grinsen und ich entschuldigte mich mit den Worten: "Entschuldigen Sie, Herr ichweißihrennachnamengarnicht, wie konnte ich nur so eine absurde Behauptung von mir lassen?" Er schüttelte lächelnd seinen Kopf und wir liefen in Cassy's Zimmer und setzten uns auf die grüne Couch, die neben ihrem Bett stand. Ihr Zimmer war rosa gestrichen und alles hier drin erinnerte an Pipi Langstrumpf. Jedes Möbelstück hatte eine andere Farbe, sogar der Kronleuchter war bunt. Cassy spielte mit ein paar Pferden, die sie von Zuhause mitgenommen hatte. "Hallo Felix, du bist ja wieder da. Willst du mitspielen?", fragte sie mit ihren großen Augen, denen man einfach nicht widerstehen konnte. "Ich glaube nicht, dass er..", fing ich meinen Satz an, doch er unterbrach mich. "Natürlich, Pferde gehören außer Musik nämlich auch zu meinen Lieblingsdingen auf dieser Welt." Er schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und ich schüttelte lachend meinen Kopf. Dann stand er auf und setzte sich mit zu Cassy auf den Boden, nahm ein weißes Pferd in die Hand und wiehrte laut. Cassy fand das wohl sehr lustig und wiehrte mit.
Ich beobachtete sie ein bisschen beim spielen, dann ging ich zur Terrassentür und öffnete sie. Ich trat hinaus und zu meiner Überraschung war es wieder unglaublich warm. Die Sonne trocknete die letzten nassen Stellen auf den Balkonmöbeln und ich fing an, den Tisch zu decken. Als ich gerade fertig war, hörte ich ein Fahrradklingeln und schaute nach unten. Lucy fuhr in die Einfahrt und ich winkte ihr zu. Ich sagte den anderen Bescheid und wir gingen nach unten, um den Einkauf nach oben zu befördern. "Hey Felix, schön, dass du wieder da bist.", sagte sie und sah erschöpft aus. "Setz dich hin, wir machen den Grill an und den Salat kann ich auch machen.", meinte Felix und nahm die Zwiebeln aus dem Korb. "Kommt nicht in die Tüte, den Salat mache ich!" Sie lachte und stellte das Fahrrad an der Gartenbank ab. "Ich trinke schnell etwas und komme dann nach oben.", sagte sie und schon waren alle Rollen verteilt. Felix und ich machten Feuer, Lucy schnippelte alle Zutaten für den Salat während die Nudeln kochten und Cassy.. Cassy spielte mit ihren Pferden.
Als wir alle zufrieden am Tisch saßen, war mein Hunger riesig und ich aß an diesem Abend 2 Steaks und 3 Portionen Salat. Auch nach all den Jahren schmeckte er hervorragend und ich lobte Lucy dafür. Die Abenddämmerung brach langsam herein und wir machten alle Kerzen an, die auf der Terrasse vorhanden waren. Wir räumten das ganze Geschirr ab und setzten uns danach wieder nach draußen. "Hier in der Nähe ist ein schöner See, soll ich ihn dir heute noch zeigen?", fragte mich Felix. "Wieso nicht? Ich habe in der Gegend noch nichts gesehen und ich mag Seen sehr gern.", antwortete ich und lächelte ihn an. "Ok, also zeige ich dir danach meine CD, sonst wird es dunkel. Können wir in zehn Minuten los?" Lucy schaute uns abwechselnd an und danach Cassy, die dasselbe tat. "Zehn Minuten.", sagte ich.
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Love, Lucy
AdventureLiz ist 16 Jahre alt und lebt in Baltimore, als sich ihr Leben für immer verändert. Beide Elternteile sterben bei einem Autounfall und lassen sie mit ihrer jüngeren Schwester Cassy allein zurück. Ihre Tante Lucy aus Deutschland hat nun das Sorgerech...