Ein Telefonat

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Zombeys Sicht:

Es war mittlerweile schon wieder fast Oktober. Wie immer verging die Zeit wie im Fluge. Manchmal kam es mir so vor, als würde das Jahr mit einem Wimpernschlag oder dem haltlosen Ticken einer Uhr zu jeder Sekunde vorbei sein. Nichts wehrt ewig. Blumen nicht, Gedanken nicht und auch ein Leben nicht.
Seufzend ließ ich mich in das weiche Polster meines Sofas fallen und starrte in die Luft. Jeder, zu dem ich versucht hatte Kontakt aufzunehmen, war beschäftigt. Dieser Tag schien wie verhext. Vielleicht redete ich es mir aber auch nur ein, denn ich hatte Sonntage noch nie wirklich gemocht.
Lange würde ich es nicht mehr in dieser Einöde aus Einsamkeit aushalten. Wäre es eine gute Idee sich einen Mitbewohner zu suchen? Einen mit dem man gerade eben nicht befreundet war. Möglicherweise brachte es neues Leben in die Wohnung. Ich lebte nach meiner Auffassung schon viel zu lange allein. Nicht einmal meine Hunde waren mir geblieben.
Im Nachhinein betrachtet, war es aber ziemlich clever von Chessie gewesen sie mit zu nehmen. Sie kannte mich eben zu gut um zu wissen, dass ich mich nicht mehr um die beiden hätte kümmern können. Unwillkürlich musste ich lächeln. Was sie wohl gerade trieb? Ich griff nach meinem Handy und wählte ihre Nummer. Zu meinem Erstaunen hob sie sofort ab.
"Hey, wie geht's dir?" Das Lächeln war ihrer Stimme deutlich zu entnehmen. "Hallo Chessie. Mir geht's gut. Und was ist mit dir? Was treibst du so?", fragte ich sie.
"Es ist im Moment alles ein wenig stressig. Aber das wird schon wieder." Ein Seufzen ihrerseits und die darauf folgende Stille ließen mich stutzig werden. "Ist alles in Ordnung?", erkundigte ich mich vorsichtig. Hätte sie vor mir gestanden, wüsste ich schon längst, wie die Antwort auf diese Frage lauten würde. Ich hatte schon immer die Gabe, so nannte Chessie es, den Leuten ihr Wohlbefinden aus den Augen zu lesen. "Ja.", sie machte eine Pause.
"Das Studium ist im Moment nur ziemlich stressig und mit meinem Freund gehen auch alle Pferde durch." Chessies Stimme senkte sich je mehr der Satz dem Ende näher kam. Ich runzelte die Stirn. "Wie meinst du das?"
Beim besten Willen ich war mit Sicherheit nicht begriffsstutzig, aber ich verstand nicht, worauf sie hinaus wollte. "Er hat mir neulich ein Ultimatum gestellt. Ich solle mich doch bis Freitag für ihn oder meine Hunde entscheiden. Ist das zu fassen?", sie war etwas außer Atem. Das verriet mir, dass sie langsam die Fassung verlor. "Ich meine,", fuhr sie fort, "die Hunde sind mein Ein und Alles. Ich könnte mich niemals gegen sie entscheiden!" Chessie wurde etwas lauter. Zurecht, wie ich fand. Ihr Standpunkt verdiente es verdeitigt zu werden. Nicht nur, weil es meine Hunde waren und ich nucht wollte, dass sie sie in eine fremde Obhut gab, Nein. Auch aus dem Grund, dass man allein schon aus Prinzip einem solchen Schwachsinn entgegen wirken sollte. Als dieser Kerl sie kennenlernte, musste er doch gewusst haben, worauf er sich dort einließ. Diese Erkenntnis konnte ihm doch nicht einfach mir nichts dir nicht unter der Dusche zugeflogen sein. Ich musste den Kopf schütteln. "Ich verstehe dich, Chessie.", gab ich schließlich von mir. "Ich weiß, Ich weiß. Aber ich glaube nicht, dass ich mich so einfach von ihm trennen könnte. Ich mag ihn wirklich sehr.", gestand sie mir leise. Es war kein unsicherer Ton, im Gegenteil, eher war es ein peinlich berührter Ton in dieser Aussage. Ich lächelte. "Das musst du doch auch nicht. Rede einfach mit ihm, dann wird das schon wieder"
Ein Schniefen ertönte aus dem Hörer. "Ja, du hast recht. Danke...", murmelte Chessie. "Natürlich habe ich recht", erwiderte ich und lachte leicht auf. Meine Aussage brachte sie auch zum Lachen und munterte sie noch etwas auf, bevor sie sich verabschiedete und auflegte.
Doch kaum war das passiert, verschwand mein Lächeln. Vielleicht sollte ich mir mal meine eigenen Ratschläge zu Herzen nehmen...

Mehr als nur Freunde {Zomdado FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt