Kapitel 1

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Samu sah mich an und ich verlor mich in seinen wunderschönen eisblauen Augen. Diese wunderschönen Augen, die ich schon so lange kannte. In die ich schon so oft geblickt hatte. In denen ich so oft Verständnis gesehen hatte. In die ich mich nach so langer Freundschaft verliebt hatte. Aber nicht nur seine Augen hatten es mir angetan. Sein Duft. Oh, er roch so gut. Etwas nach Honigmelone. Ich hätte stundenlang an ihm riechen können. Dann seine Arme. Diese muskulösen Arme mit den Tattoos. Immer wenn er Gitarre spielte beobachtete ich seine Oberarme. Und immer, wenn ich das 'forever yours' sah, hoffte ich, dass es irgendwann für mich war. Seine unendliche Liebe zu mir ausdrückte. Unsere Verbundenheit noch mehr stärkte und mir immer sagte, dass wir zusammen gehören. Seine Lippen. Diese Lippen, von denen ich mich kaum losreißen konnte, wenn er redete. Die Lippen, die ich unbedingt küssen wollte. So sehr wollte ich sie auf meinen spüren. Sein Bauch. Sein Bauch war so unglaublich sexy. Die V-Linien und die wenigen Haare unter seinem Bauchnabel. Seine Stimme. So tief und warm. Jedes Mal, wenn ich ihn hörte bekam ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Alles an ihm sah gut aus. Selbst seine Knie fand ich anziehend, obwohl ich Knie im allgemeinen hässlich fand.

Alles schön und gut. Kein Problem. Als Frau passiert einem das doch sowieso, oder? Irgendwann verliebt sich jede Frau in ihren besten Freund. Und ich verliebte mich genauso in meinen. Tja. Nur blöd, dass ich ein Mann war.

Bandkollege und bester Freund. Das war ich für ihn. Ich war Riku, der Gitarrist von Sunrise Avenue. Ich war Ridge, Samu Habers bester Freund und engster Vertrauter. Ich war Riksa, der Clown, der gerne rumalberte. Aber ich war nie mehr. Und ich würde es auch nie sein. Und immer noch starrte ich in seine Augen. „Ridge?!", rief er und wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Ich zuckte zusammen und senkte meinen Blick auf meine Hände. Einmal tief einatmen und Blick heben. „Was ist denn?", fragte ich und lächelte entschuldigend. „Wie du die Idee findest, habe ich dich gefragt", sagte er. In Ordnung, nur ... welche Idee?!

Okay, Riku. Frag ihn doch einfach. War einfacher gedacht, als getan. Ich schaute starr auf Samus Mund, da ich in seinen Augen nur wieder versinken würde. „Sei mir nicht böse, aber ... Welche Idee meinst du?", murmelte ich. Er sah mich entgeistert an. Meine Augen starrten wieder in seine. „Ist das dein Ernst?", fragte er etwas aufgekratzt. Mein Kopf bewegte sich leicht hoch und runter und auf dieses Nicken hin seufzte er leise. Schon allein dieses Seufzen machte mich innerlich fertig. Ich war in seiner Nähe immer so unkonzentriert, dass ich fast schon wieder nicht zuhörte. „Ich will sie nächste Woche fragen, ob sie mich heiraten will", wiederholte er für mich. Was?! Nein!! Bitte nicht! Er sollte mir das nicht antun. 'Sag ihm, dass du ihn liebst! Es macht dich nur fertig, wenn er es nicht weiß', sagte der kleine Engel, der plötzliche auf meiner Schulter erschien. Ich nannte ihn liebevoll Elias, doch in diesem Moment konnte ich ihn gar nicht gebrauchen. Er redete in schwierigen Situationen immer gut auf mich ein und machte mir Mut. 'Riku, sag es ihm!', meinte Elias wieder und stupste gegen meinen Hals. Genau an der Stelle kratzte ich mich dann und schluckte schwer.

„Ich ... ähm ... Ich weiß nicht, bist du dir ganz sicher, dass du sie heiraten willst?", fragte ich und lächelte leicht. „Was für eine Frage!? Natürlich!", nickte er eifrig. 'Riku Juhani Rajamaa!! Du sagst ihm jetzt sofort, dass du ihn liebst!", rief Elias und ließ mich genervt seufzen. „Ich kann es ihm nicht sagen!!", motzte ich und schlug leicht auf den kleinen Couchtisch. „Hä? Was ist denn mit dir los, Ridge? Was kannst du wem nicht sagen?", wollte Samu besorgt wissen. Und dieser Ton in seiner Stimme jagte mir wieder einen angenehmen Schauer über den Rücken. Das Gefühl, dass er sich Sorgen machte, war so schön. Leider rein platonisch. Für ihn.

„Nichts, nichts", winkte ich ab. „Komm schon, irgendetwas ist doch? Du bist in der letzten Zeit total neben der Spur", meinte er und legte seine Hand auf meine Schulter. Gott, bitte hilf mir! Mein Konzentration war jetzt völlig passé. Ich schob seine Hand weg und sah ihn nicht mehr an. Auf meiner Schulter hüpfte Elias wild herum und bedeutete mir wieder, Samu meine Liebe zu gestehen. Doch ich konnte es einfach nicht. Wie sollte ich meinem besten Freund denn sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte? Nach so langer Freundschaft. Ich meine, Raul kennt er noch länger als mich. Vielleicht sollte ich mit Raul reden. Ja, ich denke, dass ich das machen werde. Oder? Vielleicht ist es besser, wenn ich das mit mir selbst bespreche.

„Ridge!! Du bist schon wieder total abwesend!", riss mich Samu erneut aus meinen Gedanken. „Tut mir leid", murmelte ich leise. „Was ist denn nun mit dem Antrag?", fragte Samu dann, um abzulenken. Falsches Thema, Kumpel! Ich seufzte wieder leise. „Du liebst sie wirklich über alles, oder?", wollte ich wissen. Sein Nicken versetzte meinem Herzen einen Stich und machte mich unglaublich traurig. Ich lächelte gekünstelt und stand dann auf. „Sorry aber ich muss los", sagte ich zur Freude des Teufelchens. Elias' Gegenstück. Leila. Eine richtige Zicke, die um alles in der Welt wollte, dass Elias unrecht hatte und seine 'Missionen' nicht erledigen konnte.

Samu stand ebenfalls auf und schlang seine Arme um mich. Seine starken Arme, in denen ich nicht nur zu einer freundschaftlichen Abschiedsumarmung liegen wollte. In denen ich immer liegen wollte, wenn es mir nicht gut ging. Wenn es mir gut ging. Einfach immer. Ich hielt ihn fest und wollte ihn nicht mehr loslassen. Sein Duft benebelte meine Sinne und ließ Leila auf den Po fallen. Ich war kurz davor, es einfach zu sagen. Es in sein Ohr zu flüstern und dann zu gehen. Meinen Mund hatte ich schon geöffnet, doch dann rappelte sich Leila wieder auf und sagte bestimmt: 'Er will dich sowieso nicht!'

Ich ließ Samu sofort los und drehte mich um. „Ciao", sagte Samu noch, doch ich ging wortlos aus seinem Haus. In meinem Auto senkte ich meinen Kopf auf meine Hände und blinzelte die Tränen weg, die sich anbahnten. „Scheiße", murmelte ich leise und drehte dann den Zündschlüssel im Schloss um.

Irgendwann ist immer das erste MalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt