Augenblick

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Stille; einzige Geräusche sind leise Atemzüge, rasselnd, aufgeregt. Dunkelheit; lediglich glänzende Augenpaare sind erkennbar, umherhuschend, wartend. Angespannte Ungeduld zieht sich durch die Menge. Die nervöse Vorfreude auf den Moment krallt sich in die Glieder, lässt sie ruhelos zucken. Die wachsende Spannung ist geradezu greifbar, umhüllt alles.
     Dann, endlich, beginnt es. Ein gleißender Lichtstrahl zuckt durch die Luft, der Boden erzittert. Auf einen Schlag bewegt sich der komplette Raum, die gesamte angestaute Erregung entlädt sich. Die Lider schließen sich, geben sich völlig hin; die Mundwinkel verziehen sich zu einem schwelgenden Lächeln. Auf einmal ist alles nebensächlich. Die rhythmischen Bewegungen schütteln die Lasten ab, trampeln jegliche Zweifel, Ängste, Sorgen nieder. Hitze steigt auf, glüht in den schillernden Farben, die taktfest zwischen den Wänden pulsieren. Ein Kribbeln kraucht über die Haut, weckt die Muskeln, heizt sie an.
     Eine plötzliche Lichtflut erhellt die Gesichter in unmittelbarer Nähe, der flimmernde Klang scheint einen Moment lang alles in Trance zu versetzen. Für den Bruchteil einer Sekunde treffen sich die Blicke. Durch die fiebrige Luft hindurch erreicht ein Grinsen das andere. Dann herrscht mit einem heftigen Basseinfall wieder Finsternis. Gefolgt von bunten Funken und dem Erbeben des Bodes, dessen Vibration durch sämtliche Knochen surrt, beginnt der Rausch von Neuem. Die Lichter pulsieren in dem Schall der Bässe, das Zittern der Luft dringt bis zum Herzen, das erregt in der Brust hämmert, das Blut durch die Venen pumpt, die Bewegungen verstärkt. Das Gefühl des unendlichen Glücks schwirrt mit den Klängen durch jeden Atemzug, und alles was zählt ist dieser Augenblick.

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