Lucy POV
Am nächsten Morgen fällt es mir ziemlich schwer, aufzustehen. Nicht nur weil es Montag ist, sondern wegen dieser ganzen Sache mit Carlo. Ich habe gehofft, ich würde sie über Nacht vergessen, aber das kann ich nicht. Das geht nicht so schnell.
Seufzend stehe ich auf und mache mich für die Schule fertig. Schon fast lustlos esse ich ein Brötchen mit Nutella und trinke ein Glas Orangensaft. Wie jeden Morgen verlasse ich kurz vor acht das Haus und gehe zum Bahnhof. Alles wie jeden Tag. Nur hat mir irgendwie die Guten Morgen Nachricht von Carlo gefehlt. Auch wenn wir nur eine gute Woche Kontakt hatten, war es eine Sache, an die ich mich schnell gewöhnt habe.
Im Zug geht das grosse Nachdenken über Carlo weiter. Heute fliegt er für zwei Wochen nach Russland. Nach wie vor frage ich mich, warum es ausgerechnet Russland sein musste. Es gibt doch so viele andere Länder, die nicht so gefährlich sind. Auch wenn ich Carlo noch nicht verziehen habe, will ich nicht, dass ihm irgendetwas zustösst. Das klingt dämlich, ich weiss, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass er mir in Zukunft irgendwann einmal erklären kann, was das sollte. Nur vielleicht. Ausserdem will ich nicht, dass Cro aufhört Musik zu machen. Die Musik macht einfach gute Laune, das kann man nicht abstreiten.
Meine Carlo-Gedanken werden unterbrochen, als ich aussteigen muss und ein paar Schulkolleginnen treffen. Viel haben wir nicht gemeinsam, aber wir gehen in dieselbe Klasse, deshalb kann auf dem Schulweg super über Lehrer lästern.
In der Schule muss ich noch kurz zu meinem Spind um mein Mathebuch zu holen. Da kommt mir eine strahlende Julie entgegen. „Hattest du ein schönes Wochenende?", fragt sie mit einem Unterton, den sie nur benutzt, wenn es um Jungs geht. Woher weiss sie denn bitte, dass ich mich mit Carlo getroffen habe? „Ja, es war ganz schön. Und wie war dein Wochenende so?", antworte ich sie ausweichend.
Jetzt kommt sie noch ein paar Schritte näher und wackelt so seltsam mit ihren Augenbrauen. Das kann nichts Gutes bedeuten! „Wann wolltest du mir denn sagen, dass du noch mit Carlo schreibst?", hakt sie gespielt enttäuscht nach.
Was soll das jetzt? Ich habe niemandem davon erzählt! Entweder ich habe es unbewusst irgendwem erzählt oder sie hat einen verdammt guten Spürsinn. „Wie kommst du darauf, dass ich noch mit ihm schreibe?", frage ich vorsichtig.
Sie grinst und geniesst es sichtlich, mich noch auf die Folter zu spannen. „Ich weiss es nicht, aber ich hatte eine Ahnung und anscheinend stimmt es. Willst du mir die Details jetzt oder in der Pause erzählen?", fragt sie grinsend.
Ich vertröste sie auf die Mittagspause. Dann werde ich in der Mittagspause Kaya, Fabiana und Julie alles erzählen. Ich bin mir sicher, dass es mir danach besser gehen wird. Aber leider muss ich mich jetzt beeilen, dass ich nicht zu spät in den Unterricht komme.
Die Schulstunden vergehen leider nur sehr langsam. Und ich schaue auch noch alle paar Minuten auf die Uhr, was es nicht gerade besser macht. Aber auch der längste Morgen vergeht und dann ist die langersehnte Mittagspause da.
Weil die Sonne scheint, gehen wir vier Mädels mit unserem Essen nach draussen und setzen uns unter einen grossen Baum, etwas abseits. Endlich kann ich ihnen von Carlo erzählen. Und zwar wirklich alles. Naja, fast, denn ich habe mich im letzten Moment entschieden, ihnen nichts von Cro zu erzählen. Deshalb erzähle ich, dass er den Kontakt einfach nur abbrechen will, weil ich zu jung bin. Auch wenn es nicht die ganze Wahrheit ist, tut es richtig gut, das alles endlich einmal loszuwerden.
Die Mädels reagieren total verständnisvoll und versuchen mich wieder aufzubauen. Besonders Fabiana gibt sich Mühe, da sie als einzige weiss, dass es schon der zweite Korb innerhalb von einer Woche ist.
Nach einer Weile kann sich Julie nicht mehr zurückhalten. „Wieso küsst du einen fünfundzwanzigjährigen?", platzt es aus ihr heraus.
Das kann ich mir nicht erklären. Wirklich nicht. Manchmal tut man Dinge im Leben, ohne zu wissen, weshalb man sie tut. Aber genau diese Dinge sind unendlich wichtig. Entweder sie führen zum Glück, oder man kann daraus lernen und weiss, was nicht zum Glück führt.
„Ich weiss es nicht.", antworte ich wahrheitsgemäss.
„Dir war schon bewusst, dass er ziemlich viel mehr Erfahrung hat als du?" Julie kann es wohl einfach nicht lassen. Sie ist immer neugierig und hat eine grosse Klappe. Dafür liebe und hasse ich sie zugleich. Trotzdem ist sie eine meiner besten Freundinnen!
Und ich weiss genau, worauf sie hinauswill. Dass ich halt wirklich unerfahren bin. Julie und Kaya aber auch. Wir sind im Club der ewigen Jungfrauen, den wir aus Spass einmal gegründet haben.
Leider ist die Mittagspause viel zu schnell vorbei. Trotzdem bin ich froh, dass ich mit Carlo endlich abschliessen kann. Es waren nur ein paar Tage, deshalb kann ich diesen Verlust gerade noch so verkrafte. Ich hasse es, wenn Menschen in mein Leben kommen und nach nur wenigen Tagen wieder verschwinden, aber lieber so, als wenn sie nach Monaten oder Jahren plötzlich weg gingen. Das ist noch tausendmal schmerzvoller und leider habe ich das schon viel zu oft durchmachen müssen.
Die nächsten Tage und Wochen vergehen und mein Leben ist wieder wie zuvor. Als hätte es Carlo nie gegeben und als hätte mich Marco nie verarscht. Das einzige was sich geändert hat, ist die Musik. Ich höre vermehrt Cro's Songs. Weil sie eben gute Laune machen. Der stinknormale Rest ist eben gleich. Ich gehe in die Schule, mache meine Hausaufgaben, lese Bücher, unternehme ab und zu etwas mit Freundinnen und ich gehe zwei Mal pro Woche ins Fitnessstudio. Das ist mein Leben. Und eigentlich würde ich auch nichts daran ändern wollen, denn es ist gut so wie es ist. Und ich bin glücklich. Das ist doch die Hauptsache.
***
Dieses Kapitel widme ich Magdalenatre. Vielen Dank für dein liebes Kommentar beim letzten Kapitel! :)
Morgen geht es weiter.
xx Lulu
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Ich kann nichts dagegen tun (CRO FF)
FanfictionEine Begegnung und deine Welt steht Kopf. CRO Fanfiction © - Copyright 2015 - dieggedis143