Lucy POV
Carlo und ich rennen zum Gleis, wo gleich mein Zug fahren wird. Wir haben nur noch wenige Minuten, deshalb schlängle ich mich geschickt zwischen den Leuten durch und hoffe, dass Carlo mir folgen kann.
Schon fast ausser Atem kommen wir gerade noch rechtzeitig an. Auf der Anzeigetafel steht, dass wir noch drei Minuten haben. Ich drehe mich um und gehe auf Carlo zu. So wie er da steht und einfach nichts tut, das löst so ein wunderschönes Glücksgefühl in mir aus, das ich nicht beschreiben kann. Ich gehe noch einen Schritt auf ihn zu und schaue zu ihm hoch.
„Danke, dass du extra her gekommen bist. Das bedeutet mir sehr viel! Und ich fand es heute sehr schön.", sage ich kaum hörbar. Jedes Wort meine ich absolut ernst, obwohl ich mich richtig überwinden muss, das auszusprechen. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die ihre Gefühle und Gedanken besser aufschreiben können, als sie auszusprechen.
Carlo lächelt ein klein wenig und kommt noch ein bisschen näher, sodass wir und schon fast berühren. Dann sieht er mir in die Augen und flüstert: „Ich fand es auch ein sehr schöner Tag. Und ich mag dich echt sehr!"
Keine Ahnung, was diese Wörter mit mir anstellen. Ich fühle alles und nichts zugleich. Das erklärt vielleicht auch meine Kurzschlussreaktion. Ohne es kontrollieren zu können stelle ich mich auf meine Zehenspitzen und packe mit meinen Händen Carlos Hinterkopf und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen.
Da wird mir bewusst, was ich hier tue, weshalb ich mich schnell von ihm löse, umdrehe und in den Zug steige. Völlig verwirrt lasse ich mich auf einen freien Platz fallen. Ich kann es beim besten Willen nicht glauben, was ich da getan habe! Ich habe mich so oder so vor ihm blamiert. Entweder weil er nicht geküsst werden wollte, oder weil ich so feige war und einfach abgehauen bin. Das Gute ist, dass ich ihn erst einmal nicht sehen werde, weil er ja schon am Montag nach Russland fliegt.
Ich brauche ein paar Minuten, bis ich realisiere, was für schlimme Folgen das eigentlich haben könnte. Erstens ist er viel zu alt für mich. Es ist nicht mal legal und besonders weil er dann mein erster Freund wäre. Zweitens will ich mich nicht vor ihm blamieren, weil ich ja noch unerfahren bin. Und drittens bin ich mir ziemlich sicher, dass er etwas vor mir verheimlicht.
Und weil ich auf jeden Fall wissen will, ob er ein Geheimnis hat, nehme ich mein Handy hervor um nochmal im Internet ein paar Dinge zu überprüfen. Mit jeder Seite die ich aufrufe, wird meine Theorie bestätigt.
Während dem Rest der Heimfahrt versuche ich mich zu entspannen und einfach alles um mich herum zu vergessen.
Ich komme gerade rechtzeitig für das Abendessen nach Hause. Meine Mutter hat Spaghetti mit einer leckeren Tomatensauce gemacht. Ich setze mich an den Tisch und haue rein. Obwohl ich heute schon einiges gegessen habe, bin ich schon wieder hungrig. Allerdings finde ich es seltsam, dass mich meine Mutter nicht ausfragt, wo ich heute war und was ich gemacht habe. Normalerweise tut sie das immer, wenn ich ihr nicht schon im Voraus sage, dass ich mit Fabiana oder Kaya weg bin. Vielleicht liegt es an ihrem Freund. Er sieht die Dinge oft ein wenig lockerer als meine Mutter und hat sie ganz offensichtlich beeinflusst, was mir gerade zugutekommt.
Nach dem Essen verziehe ich mich in mein Zimmer und schalte meinen Laptop an, wo ich How I Met Your Mother laufen lasse. Ich kenne zwar schon alle Folgen, aber ich mag es, wenn ich eine Serie einfach im Hintergrund laufen lasse und nebenbei etwas anderes mache. Das klingt richtig seltsam, aber das bin nun mal ich.
Ich will mir gerade etwas Bequemes anziehen, als mein Handy vibriert. Es ist eine Nachricht von Carlo. Zum Glück, denn ich hätte es echt nicht ausgehalten, wenn ich als erstes hätte schreiben müssen.
Ich hoffe, du bist gut nach Hause gekommen. Du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen. Natürlich im positiven Sinne!
Da habe ich aber Glück gehabt! Ich habe mich nicht ganz so sehr blamiert, wie ich befürchtet hatte. Aber er ist nicht unbedingt der einzige, der eine Überraschung auf Lager hat.
So bin ich halt. Bist du schon auf der Heimfahrt?
Ich habe keine Lust, jetzt herum zu säuseln, weil ich irgendwie ein bisschen nervös bin. Ich muss ihm sagen, dass ich sein Geheimnis kenne. Und vor seiner Reaktion habe ich schon irgendwie Angst.
Bevor er mir antwortet, fragt mich Fabiana per Whatsapp, ob wir in Mathe etwas auf haben und ich antworte ihr, dass ich keine Ahnung habe. Ich habe in den letzten Tagen kaum aufgepasst, deshalb habe ich mir sowieso nichts aufgeschrieben. Dann erzählt sie mir noch, dass sie heute Morgen joggen war, was eine tolle Leistung ist. Wir beide haben es nicht so mit joggen. Irgendwie sind wir beide oft zu faul um Sport zu machen. Deshalb war es eine echte Herausforderung, als wir uns im Fitnesstudio angemeldet haben.
Ein paar Minuten später gehe ich wieder in die Küche um mir einen Tee zu machen. Heute mache ich mir einen richtig gemütlichen Abend vor dem TV. In meinem Zimmer zünde ich eine Kerze an, dann setze ich mich aufs Bett und schaue auf mein Handy. Carlo hat mir geantwortet.
Ja, ich sitze im Zug und versuche ein paar Emails zu beantworten. Und was machst du so?
Okay, ich muss es ihm jetzt sagen. Ich muss ihm sagen, dass ich die Wahrheit kenne. Ich kann nicht länger mit ihm schreiben, wenn ich sein Geheimnis kenne. Ich kann nicht länger so tun, als ob ich von nichts weiss.
Mit zitternden Fingern tippe ich die Nachricht ein:
Ich schaue gerade fern. Carlo, ich muss dir etwas sagen und ich habe ehrlich gesagt Angst vor deiner Reaktion. Aber ich kenne dein Geheimnis. Du bist Cro.
***
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Dieses Kapitel widme ich AmyOderSo weil sie eine richtig tolle Cro-Fanfiction geschrieben hat. Und es ist die erste Cro-Fanfiction, die ich gelesen habe.
Morgen geht es weiter.
xx Lulu
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Ich kann nichts dagegen tun (CRO FF)
FanfictionEine Begegnung und deine Welt steht Kopf. CRO Fanfiction © - Copyright 2015 - dieggedis143