27. Kapitel

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Lucy POV

Die Pause wird dafür umso schlimmer. Livia hat wohl mit Tamara und Jana gesprochen, denn in dem Moment als es klingelt, stehen alle drei auf und kommen auf mich zu. Ich werfe Fabiana einen gequälten Blick zu. Ich flehe sie innerlich an, mich nicht alleine zu lassen mit diesen drei Verrückten. Sie scheint es zu verstehen. Auch Kaya und Julie stellen sich beschützend neben mich.

"Wie kommt es, dass du einen fünfundzwanzigjährigen Freund hast?", fragt mich Tamara so laut, dass es alle aus meiner Klasse hören können. Inklusive unserem Klassenlehrer.

Wenn das nicht peinlich ist, dann weiss ich auch nicht weiter! Ich laufe knallrot an und würde am liebsten im Boden versinken. Tamara weiss ganz genau, was sie mir damit angetan hat und grinst mich triumphierend an.

Am liebsten hätte ich ihr eine geklatscht. Oder ich wäre rausgerannt. Aber ich rede mir ein, dass ich stark bleiben muss. Ich kann sie nicht gewinnen lassen.

Ich habe die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse auf mir, als ich antworte: "Du fragst mich doch nur, weil dich sogar achtzehnjährige zu kindisch finden."

Ohne sie noch eines Blicks zu würdigen drehe ich mich um und gehe aus dem Zimmer. Meine Freundinnen folgen mir, während sie versuchen sich das Lachen zu verkneifen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das lustig finden sollte oder nicht.

Wir haben das Gebäude kaum verlassen, als Kaya lachend meint: "Hast du das Gesicht von unserem Klassenlehrer gesehen, als er gehört hat, dass du einen fünfundzwanzigjährigen Freund hast?" Fabiana und Julie lachen laut los und ich grinse ein bisschen. Es ist schon ziemlich lustig, denn unser Klassenlehrer ist nur drei Jahre älter als Carlo, aber diese peinliche Situation von vorher kann ich nicht so schnell vergessen.

Die restlichen Schulstunden vergehen wie im Schneckentempo. Jede Minute ist eine Qual für mich. Und leider sprechen mich ein paar weitere Mitschüler auf meinen neuen Freund an und wollen die Details erfahren. Irgendwie schaffe ich es, mich immer rauszureden, doch mit jeder Minute wird es unerträglicher. Warum können die mich nicht in Ruhe lassen? Ich bin weder berühmt, noch ein Tier im Zoo, das alle streicheln wollen. Ich bin eine normale Schülerin mit einem Privatleben, das eigentlich niemanden etwas angeht. Aber das sehen die meisten anscheinend anders. Wenn sogar Leute, die nie freiwillig mit mir sprechen würden, auf mich zu kommen, muss das schon etwas heissen. Der einzige Grund warum ich nicht komplett durchdrehe, sind meine Freundinnen. Und dafür bin ich ihnen sehr dankbar!

Als ich um vier Uhr nach Hause komme gehe ich gleich zu meiner Mutter ins Arbeitszimmer. Ich muss sie unbedingt wegen Carlo fragen. Ausserdem bin ich schon so schlecht gelaunt, dass es nichts ausmacht, wenn der Tag noch schlimmer kommen würde.

„Mama", frage ich zaghaft, „kann ich kurz mit dir reden?"

Sie nicht und lächelt. Das ist schon einmal ein gutes Zeichen.

Ich hole tief Luft und sammle all meinen Mut, den ich aufbringen kann. „Als ich dir von Carlo erzählt habe, wolltest du ihn ja unbedingt kennenlernen. Er hat mich gefragt, ob er dieses Wochenende hier, bei uns verbringen kann. Ist das okay für dich?"

Mit einem Mal verschwindet das Lächeln von ihrem Gesicht. „Ich finde es ja toll, wenn ich ihn endlich kennenlerne, aber wenn du sagst, dass er das Wochenende hier verbringen wird, meinst du bestimmt, dass er im selben Zimmer schläft wie du. Und das kann ich nicht erlauben!"

Na toll! Mit sowas habe ich gerechnet, aber ich hatte trotzdem ein kleines bisschen Hoffnung, dass sie es erlauben würde. „Aber Mama, ich bin siebzehn! Andere in meinem Alter dürfen auch mit einem Jungen im selben Zimmer schlafen. Und es heisst ja nicht gleich, dass etwas geschieht. Du weisst schon. Ausserdem kannst du mir vertrauen! Ich verspreche es!"

Ich kann nichts dagegen tun (CRO FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt