Kapitel 1 // Lou
Dieser eingebildete Schnösel Benjamin. Nur weil er der Chef der Redaktion war, meinte er, er könne alle herum schubsen, wie es ihm gefiel. Gerade hatte ich wieder versucht ihn umzustimmen, doch er ließ sich einfach nicht erweichen. Dabei wäre ich perfekt für diesen Job. Ich würde das schreiben, was wirklich alle interessierte. Seine Ausrede war, dass ich aufgrund meines Alters noch keine gute Journalistin abgeben würde. Aber ich wusste es besser: Der Mistkerl nutzte seine Position schamlos aus, um mich auszuschließen. Und das lediglich, weil er mich nicht ausstehen konnte. Ich hasste ihn selstverständlich zurück, wie sich das nunmal gehörte!
In Gedanken versunken öffnete ich die Tür zu meinem Klassenraum und ließ mich unbeachtet von den anderen in meinen Stuhl fallen.
Meine Mitschüler waren alles Idioten. Svenja und Laura, die Zicken der Klasse, wurden von allen abgöttisch verehrt. Dabei machten sie nur Isabella fertig und hatten ansonsten nichts drauf.
Auch jetzt standen sie wieder vor ihr und riefen laut zu ihrem Hofstaat: „Och nein, guckt euch doch mal wieder dieses Häufchen Elend an. Wenn ich so aussehen würde wie die, dann würde ich mich von irgendeiner Klippe stürzen oder mir eine Kugel in den Kopf jagen. Allein diese Hose zeigt, was schlechter Geschmack anrichten kann." „Bitte tu uns doch einfach den Gefallen und bring dich um. Damit wäre uns allen geholfen."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Herr Kümmerrich die Klasse betrat. Bestimmt hatte er alles mitbekommen und würde uns gleich wieder einen stundenlangen Vortrag über den respektvollen Umgang innerhalb der Klasse zur Förderung eines angenehmen Arbeitsklimas halten. Das tat er regelmäßig, weshalb wir mit dem Unterrichtsstoff total im Verzug waren. Ich meine, ja, diese Klasse war schrecklich und hatte die Standpauken nötig, aber es war ja nicht so, als würde sich dadurch irgendetwas ändern.
Niemand beachtete ihn, aber seinem Gesichtsausdruck zufolge würde ich Recht behalten. Zuerst räusperte er sich und alle pflanzten sich lustlos auf ihre Plätze. ,,Guten Morgen liebe Klasse 10a!", flötete er mit seinem schönsten Nicht-Schon-Wieder-Das-Thema-Lächeln. Vereinzelt war ein halbherziges ,,Morgen..." zu hören. Er seufzte tief und begann: „ Ärgert doch nicht immer die arme Isabella. Was hat sie euch denn getan? Ihr wollt schließlich auch nicht von euren Mitschülern ausgeschlossen werden. Habt ihr euch jemals gefragt, wie man sich fühlt, wenn niemand für einen da ist und sich alle einem gegenüber abwertend verhalten? Soll ich euch sagen, wie man sich fühlt? Glaubt mir, es ist nicht toll alleine dazustehen. Ich habe euch immer für eine so wundervolle Klasse gehalten, in der jeder jeden respektiert und alle einen höflichen Umgang miteinander pflegen. Wo ist nur all eure positive Energie geblieben? Wo habt ihr sie versteckt? Lasst uns zusammen auf die Suche gehen, um wieder einen friedvollen Umgang in der Klasse aufzubauen. Bitte hört auf Isabellas Leben so schwer zu machen und helft ihr dabei einen Neuanfang in dieser Klasse zu wagen. Bemüht euch darum, einen Teil dazu beizutragen, ihr letztes Jahr innerhalb dieser Klasse so angenehm wie möglich zu gestalten. Denkt immer daran, nächstes Jahr werdet ihr in Kurse aufgeteilt und solange sollte jeder die Möglichkeit haben, das Gefühl von Geborgenheit innerhalb der Klasse zu verspüren. Auch Isabella hat eure Unterstützung dabei verdient, damit sie sich endlich bei euch wohl fühlen kann."
Ab jetzt schaltete ich ab, dieses Gelaber konnte ich mir nicht länger anhören. Ich begann mir zu überlegen, wie ich Benjamin davon überzeugen konnte, mir einen Job in der Schülerredaktion zu geben. Ich brauchte die ultimative Story, irgendetwas worüber noch niemand vor mir berichtet hatte.
DU LIEST GERADE
Projekt Mordartikel
RandomEigentlich wollte Lou nur eins, Teil der Schülerredaktion werden. Das Problem: Der überhebliche Chefredakteur Ben ließ sie einfach nicht rein. Der rettende Einfall: Eine Wette. Lous Artikel gegen den Artikel einer seiner Leute. Doch dann der große S...