Kapitel 4 // Ben
Genervt starrte ich den Stapel Artikel auf meinem Tisch an. Vielleicht würde er sich ja einfach auflösen, wenn ich ihn nur lange genug mit Todesblicken bombardierte.
Mein Blick fiel auf mein Handy, welches daneben lag. Vielleicht nur fünf Minuten?
Entscheiden schüttelte ich meinen Kopf. Ich hatte unbedingt Chefredakteur sein wollen, dann sollte ich jetzt auch meine Aufgaben machen. Den ganzen Tag hatte ich es vor mich hingeschoben, so langsam wurde es Zeit, dass ich mich daran setzte.
Aus zwei Gründen war dies wohl unvermeidlich. Punkt eins, morgen kam die Schülerzeitung raus und es wurde allerhöchste Zeit die Artikel auszuwählen, die reinkommen sollten.
Punkt zwei, ich brauchte noch unbedingt einen Journalisten, der es mit Lou aufnehmen konnte. Sie hatte ziemliches Talent, hingegen ihrer Annahme hatte ich ihre Probeartikel heimlich gelesen, aber ich wollte auf keinen Fall nachgeben und sie zum Teil des Teams ernennen. Ihre Art regte mich auf und ich hasste es, sie fast täglich bei mir auf der Matte stehen zu haben. Sie konnte lange darauf warten ins Team zu kommen und ich hoffte, dass die Wette sie mir frühzeitig vom Hals schaffen würde.
Egal wie sehr ich sie eigentlich brauchte, damit die Schülerzeitung bestehen blieb, lieber würde ich selbst wieder anfangen, als Journalist zu arbeiten, als sie einzustellen. Das hatte sie sich von Anfang an verbockt.
Doch jetzt, wo ich diese Artikel las, begann ich wieder zu zweifeln: 'So halte ich einen Hund'. Das würde sicherlich alle Schüler ansprechen. Man bemerke den Sarkasmus.
Wütend fuhr ich mir durch die Haare. Bei der letzten Sitzung hatte ich gehofft endlich allen klar gemacht zu haben, wie ernst die Situation war und dass sich dringend etwas ändern musste, aber alleine diese Überschrift zeigte, dass sie überhaupt nichts verstanden hatten.
Die Artikel sollten eine größtmögliche Anzahl von Schülern ansprechen, etwas des Alltages beinhalten und keine Kopie schon bestehender Texte sein. Was daran war denn so schwer zu begreifen?
Wie viele Schüler wollten schon lesen, wie man einen Hund richtig hielt? In Zeiten von Google wartet man doch keine zwei Monate darauf, bis dann mal eine Zeitung sich bequemte einen solchen Artikel herauszubringen.
Hätte sie nicht wenigstens eine bessere Überschrift wählen können? Da schliefen die Leser ja schon ein, bevor sie es überhaupt zur Einleitung geschafft hatten. Aber selbst die beste erdenkbare Überschrift hätte nicht verhindern können, dass man den Text am liebsten auf den Boden geschmissen und dann zertrampelt hätte. Alleine der erste Satz enthielt mehr Rechtschreib- und Grammatikfehler, als er Wörter hatte. Dazu hatte sie den Wortschatz eines Kindergartenkindes. Sich ständig wiederholende Verben und Satzanfänge und-
Moment mal! Ich war doch keine Deutschnachhilfe! Alles, was ich wollte, waren ein paar brauchbare Zeitungsartikel. Warum hatte ich eigentlich solche Leute in meinem Team? Unfähig! Alle unfähig!
Als es an meiner Tür klopfte, stöhnte ich erleichtert auf. Wenigstens hatte ich jetzt einen Grund, um ich mich erst später mit den Texten zu beschäftigen. Wie schade aber auch.
"Ja?"
Ein junges Mädchen, nicht älter als zwölf steckte ihren Kopf durch die Tür. "Du bist doch Benjamin Creland, richtig?" Ich nickte.
Sofort trat sie vollständig in den Raum hinein. "Das sollte ich bei dir abgeben.", sagte sie und drückte mir einen Kuvert in die Hand.
Skeptisch musterte ich den Umschlag. Vorne war feinsäuberlich mein Name geschrieben, aber einen Absender oder ähnliches konnte ich nicht erkennen.
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Projekt Mordartikel
RandomEigentlich wollte Lou nur eins, Teil der Schülerredaktion werden. Das Problem: Der überhebliche Chefredakteur Ben ließ sie einfach nicht rein. Der rettende Einfall: Eine Wette. Lous Artikel gegen den Artikel einer seiner Leute. Doch dann der große S...