Mach sowas nie mehr!

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Zombey 

Ich kam, nachdem ich meinen "Totenmarsch" beendet hatte, langsam bei der Lichtung an. Zumindest muss mein Gang so ausgesehen haben, denn Dario kam mir sofort entgegen und fragte mich ob alles ok sei. Ohne das ich antworten konnte brabbelte er aufgeregt weiter: "Fabi ist aufgewacht! Und ihm geht es gut!" Er strahlte mich an. Ich hingegen nickte nur und ging mit Kedos im Arm auf Osaft zu. Dieser lag mit dem Rücken zu uns und bewegte sich etwas. Als ich näher trat erkannte ich, dass er immer wieder etwas Gras aus dem Boden rupfte und weg warf.

Ich legte Kedos nur ca. einen Meter von ihm entfernt auf den Boden. Osaft allerdings drehte sich nicht um. 'Bekommt er es nicht mit oder interessiert es ihn einfach nicht?', dachte ich. Ich sah wie Dario schon auf Osaft zu springen wollte um ihm vermutlich zu sagen das jetzt Kedos da war, allerdings hielt ich ihn fest. Langsam trat er zurück. Ich ging in die Hocke und tippte vorsichtig Osaft an. "Fabi?" fragte ich sanft. Er rührte sich nicht, gab aber ein leises und emotionsloses "Hm?" von sich. "Geht es dir soweit gut...gesundheitlich?" fragte ich mit weiterhin sanfter Stimme. Natürlich war er im Kopf total fertig und seine Gefühle waren vermutlich chaotischer als Rewi's Videos aber über seinen physischen Zustand hätte ich gerne Bescheid gewusst. Erstaunlicherweise antwortete er in einem "ganzen" Satz: "...geht so...ich hab' ein wenig Kopfschmerzen..." Ich war erleichtert das es wenigstens ihm etwas besser ging...wie gesagt, rein physisch. "Ich hab dir wen mitgebracht" sprach ich leise und mit einem leichten Lächeln. Rasch drehte er sich um und ich stand auf. Den Blick in seinen Augen als er Kedos neben sich liegen sah, werde ich wohl nie vergessen. So voller Sorge, Trauer, Reue und doch liebevoll. Er brach augenblicklich in Tränen aus und krallte sich in Kedos' Shirt. Er entschuldigte sich immer wieder, was allerdings immer mehr wie ein heulendes Wimmern klang. Ich seufzte leise und entfernte mich von ihnen. "Gut gemacht" lächelte mich Dario an. "Wieso? Ich hab' doch kaum was gemacht..." entgegnete ich. "Und ob! Ohne dich wäre Kedos vermutlich..." er hielt inne und sah Kedos und Osaft traurig an. Er setzte erneut an und hatte Tränen in den Augen. "Ich will hier weg...ich ertrage das nicht wenn nochmal etwas passiert ...oder wenn...wirklich jemand stirbt..." Er wischte sich an den Augen rum. So aufgelöst hatte ich ihn noch nie gesehen, der Dario den ich kannte war ganz anders... 'Jeder verändert sich anscheinend hier...' Ich nahm ihn vorsichtig in den Arm sah in Gedanken verloren in den Wald. Dario erwiderte die Umarmung vorsichtig während mein Blick langsam durch den Wald schweifte. 'Wo bist du nur..? Bitte komm doch wieder...was immer dich bedrückt wir können das Problem bestimmt lösen...zusammen'... "Bitte..." hauchte ich ohne es zu merken. "Wir finden ihn Micha.." flüsterte Dario der es selbstverständlich gehört hatte. Ich löste mich langsam aus der Umarmung und sah gen Himmel. "Ich hoffe es..." flüsterte ich.


Osaft

"Ich hab' dir wen mitgebracht" Mein Kopf setzte aus. Ruckartig drehte ich mich um und sah Kedos bewusstlos neben mir liegen. Tränen schossen mir in die Augen. Ich krallte mich vorsichtig in sein Shirt und spürte die Unmengen an Tränen die anfingen meine Wangen hinunter zu laufen. "Es tut mir so leid!" schluchzte ich laut. "Es tut mir so verdammt leid!" Die Tränen wollten gar nicht aufhören zu fließen. Ich legte die Stirn auf seine Brust und entschuldigte mich wieder und wieder und wieder. Er konnte mich nicht hören, aber in diesem Moment hätte ich sogar an Geister geglaubt. Mir war alles egal, alles was zählte war, dass er lebte und bei mir war. Direkt neben mir. "Mach so was nie mehr...nie mehr...!" wimmerte ich. "Ich lass das nicht zu...! Ich pass' auf dich auf, hörst du? Ich lass dich nicht gehen...nie mehr!" vermutlich konnte keiner, auch ohne Ohnmacht, verstehen was ich sagte, da mein Wimmern und Schluchzen alles verschluckte. 

Ich weiß nicht wie lange ich vor mich hin weinte, mich ständig bei ihm entschuldigte und sein Shirt mit meinen Tränen benässte, aber als ich aufwachte, aus dem Schlaf in den ich offensichtlich gefallen war, war es bereits dunkel. 

Ich sah mich langsam um und fand Micha und Dario an einem Lagerfeuer sitzen und reden. Mein Blick wanderte langsam nach unten und ich sah Kedos' nasses Shirt. Vorsichtig schaute ich zu seinem Gesicht, dass ruhig und sanft gen Himmel blickte. Seine Augen waren noch immer geschlossen. Meine Hand wanderte zu seinem Gesicht und streichte sanft über seine Wange und dann durch seine Haare. Seine Haut war etwas kühl, auch der Rest seins Körper strahlte nur eine sehr schwache Wärme aus.

Langsam legte ich mich neben ihn und rutschte vorsichtig dichter an ihn heran. Meine Arme schlangen sich ebenso vorsichtig um ihn und ich spürte seine sanfte Wärme nun mehr. 'Was mach' ich hier eigentlich?' Ich sah zu seinem Gesicht. 'Er...liebt mich...' Ich platzierte meinen Kopf sanft auf seiner Brust und schloss die Augen. 'Aber was... ist mit mir...? Liebe...ich ihn auch...?' Ich wusste es nicht. Ewig dachte ich weiter so nach ohne einzuschlafen. Irgendwann muss es mir dann doch gelungen sein...


Holly (ein paar Stunden zuvor)

"Maa' ich sag doch wir haben uns verlaufen!" meckerte Manu zum x-ten Mal. "Haben wir nicht, ok? Wir müssen da lang, von da sind wir nämlich gekommen" meinte ich, hörbar genervt. Von Manu bekam ich als Antwort nur ein Seufzen, dann war er still. Wir hatten uns aufgemacht um Maudado zu finden, leider hatten wir kein Glück. Nachdem wir irgendwann die Hoffnung aufgegeben hatten ihn heute noch zu finden, entschlossen wir uns den Rückweg anzutreten. Dieser wäre auch nicht sonderlich schlimm gewesen, hätte Manu auch nur für eine Minute den Mund gehalten. 'Tut er das weil er nervös oder ängstlich ist? ...oder bin ich einfach nur sehr reizbar geworden...?' dachte ich und senkte den Blick. Das jeder diesen Ort so schnell wie möglich verlassen wollte, war kein Geheimnis, aber irgendetwas war seltsam. Natürlich hatte jeder eine andere Art mit so etwas umzugehen, aber irgendetwas beunruhigte mich. Ich fing an zu viel nachzudenken. Ich dachte, ob wir alle irgendwann komplett den Verstand verlieren würden oder...uns sogar wirklich...töten. Ich schüttelte jedes Mal beim Gedanken daran, heftig den Kopf. Irgendwann muss Manu das ganze bemerkt haben. "Holly..?" fragte er vorsichtig. "Ja?" Mein Blick klebte weiter am Boden. "Ich seh' doch, dass du die viel zu viele Gedanken machst...und ich will dir auch nicht zu Nahe treten und dich jetzt ausfragen aber eins kann ich dir sagen: Wir schaffen das, alle zusammen." Wären wir in einer anderen Situation gewesen, hätte ich ihn vermutlich gefragt ob er zu viel Bob der Baumeister gesehen hatte, aber mir war nicht danach. 'Erst ist er panisch und textet mich zu, jetzt will er mich beruhigen...' Aus Manu schlau zu werden, ist eine Kunst für sich, die glaube ich kaum einer bis jetzt beherrscht. Außer seine Geschwister vielleicht. Ich dachte daran wie mir Manu manchmal geschrieben hatten wenn ihm gerade Peter auf die Nerven ging und dann dachte ich daran was sowohl seine, als auch die Familien und Freunde der anderen gerade machten. Und dann dachte ich wieder an etwas das ich vermeiden wollte, nur um nicht den Verstand zu verlieren: Wie es Jana wohl geht...?







T.T.T. - Wenn alles real wird...[Mature Content]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt