Reue und verdrängte Gefühle

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Osaft

Ich weiß nicht wann, aber irgendwann muss ich eingeschlafen sein, den Kopf auf Kedos' Brust liegend. Ich wollte nur weg, in Ruhe nachdenken. Aber nicht ohne Kedos. Ich fühlte mich irgendwie verantwortlich für ihn...es war immerhin meine Schuld, dass er sich versucht hatte ... umzubringen. Ich war irgendwann wach geworden und sah seither ins Nichts, meinen Kopf ließ ich auf seiner Brust liegen, während ich nachdachte. Seine warme Brust und sein sanfter Herzschlag beruhigten mich. Ich dachte an den Tag davor und erinnerte mich an ein Geräusch. Ich wusste nicht, ob ich es mir im Halbschlaf nur eingebildet hatte oder ob es wirklich passierte, aber es klang wie ein Schuss. Ich seufzte leise und sah zu Kedos' Gesicht hoch. Ich musterte sein Gesicht und fühlte mich sofort wieder schuldig. "Es tut mir so leid..." Tränen stiegen mir in die Augen und ich richtete mich auf. "Ich...wollte nicht so sein...ich...bin es nur nicht gewohnt von jemandem...so gemocht zu werden..." Ich spürte wie mir eine Träne die Wange herunter lief und begann mir sofort hektisch die Augen zu reiben. 'Hör auf zu heulen! Reiß dich zusammen' Ich hatte in der letzten Zeit viel zu oft geweint und ermahnte mich wie oft auch, mich endlich zusammen zu reißen. "Fabi...?", hörte ich plötzlich eine raue, schwache Stimme. Ich zuckte fürchterlich zusammen und sah schnell zu Kedos, welcher sich unter Schmerz versuchte aufzurichten. "Kedos?!" ich starrte ihn an und fing auf der Stelle an zu weinen. Kedos schien sichtlich verwirrt und vor allem noch schwach. Er gab den Versuch auf, sich richtig aufzusetzen und sah zu seinem blutigen Shirt. Ich sah ihn weinend an und man sah ihm an, wie er langsam realisierte was passiert war. Zaghaft sah er auf und sah mich an. Sein Blick war voller Angst, Trauer und Reue. Die Art wie er mich ansah, sprach Bände, obwohl er kein Wort sagte. "Kedos ich..." begann ich schluchzend, doch er unterbrach mich. "Es tut mir leid..." sprach er schwach und senkte den Blick. "W-Wieso entschuldigst du dich?" fragte ich und versuchte verzweifelt auf zu hören zu weinen. Er sah mich nur kurz an und dann zur Seite. "Ich wollte dir keine...Umstände oder der Gleichen machen...Mach dir bitte keine Gedanken wegen dem was passiert ist...", seine Stimme war etwas rau und schwach, aber er gab sich die größte Mühe deutlich zu reden. Ich starrte ihn zunächst nur an. "Umstände?! Keine Gedanken machen?!" schrie ich plötzlich. Er zuckte zusammen und sah mich an. "Spinnst du?! Du hast versucht dich umzubringen!  Wegen MIR!"  Er wusste eindeutig nicht was er sagen sollte und sah mich einfach bloß an. "Es ist meine Schuld! Alles davon! Weil ich dich wie Dreck behandelt habe!", ich schlug mit den Fäusten auf den Boden und begann wieder zu weinen. "Und dennoch...liebst du so jemanden wie mich..." schluchzte ich leise und hörbar verzweifelt. 'Falls er es noch tut', fügte ich in Gedanken hinzu und senkte den Kopf. Kedos schwieg, sichtlich überfordert. Am Liebsten wäre ich aufgestanden und davon gerannt, aber ich konnte nicht. Ich konnte ihn nicht alleine lassen. Also saßen wir einfach nur da, und schwiegen.


Kedos

Am Liebsten hätte ich ihn umarmt, ihn geküsst und ihm gesagt er solle doch aufhören zu weinen, aber ich konnte nicht. Ich wusste, dass er auch nur im Geringsten so fühlte wie ich und dennoch saß er alleine mit mir hier und weinte. Der Gedanke, ich würde alles nur verschlimmern, würde ich weiter versuchen im Nahe zu sein, machte mich regungslos und stumm. Dazu kam auch noch der Schmerz meiner Wunde, deren Herkunft ich noch nicht ganz verstand. Fabian saß einfach schweigend neben mir, hin und wieder verließ ein leises Schluchzen seine Lippen. Eine Weile beobachtete ich ihn unauffällig und versuchte währenddessen wieder mich ganz auf zu setzten. Irgendwann, nachdem er aufgehört hatte zu weinen, brach er die Stille dann und kniete sich hin. "Wir sollten zu den anderen zurück, bevor sie sich Sorgen machen...außerdem hab' ich gestern etwas gehört, ich hab' Angst es könnte etwas passiert sein", sprach er leise, sah mich aber kein einziges Mal an. "Was hast du denn gehört?" versuchte ich so schmerzfrei wie möglich zu sagen. "Einen Schuss...", antwortete er und sah mich kurz an. Ich nickte und versuchte aufzustehen, ohne vor Schmerz zu jaulen. Er rutschte zu mir und half mir, ohne ein Wort zu sagen, aufzustehen. Ebenso still liefen wir anschließend zurück zu den Anderen, während er mich stützte. Ich konnte es nicht lassen, einige Male zu ihm zu sehen und sein Gesicht zu mustern, er wich meinen Blicken allerdings aus. Seine Nähe und Wärme ließ mich wenigstens kurz den Schmerz etwas vergessen.

//etwas später an der Lichtung//

Schon aus der Ferne hatten Dario, Holly und Taddl uns entdeckt und kamen uns schnell entgegen. Zombey blieb bei der Feuerstelle sitzen, neben Maudado, den ich erst später erkennen konnte. Viel eher war ich von dem wirren Gerede der anderen Drei, die versuchten mich und Fabi zu befragen wie es uns ging und seit wann ich denn wach wäre. In meinen Gedanken spielte sich eine Situation ab, bei der Osaft jetzt nun weggehen würde und mich stehen lassen würde. Doch er blieb. Stattdessen ging ich weg, während Holly mich stützte. Ich ließ ihn stehen, obwohl ich ihm nahe sein wollte. Aber ich dachte nur daran, dass er es nicht will. Holly schaffte es mit mir zu Zombey der mich dann auch begrüßte. Sie halfen mir beim hinsetzen und boten mir etwas zu trinken und das, allem Anschein nach, letzte Essen an. Dario und Taddl setzten sich fast Zeitgleich mit Holly hin, Osaft hingegen kam erst etwas später zu uns. Er zögerte dann aber nicht und setzte sich sofort neben mich. Ich zwang mich dazu, ihn nicht an zu sehen und sah stattdessen zu Maudado. "Was...ist mit ihm passiert?", fragte ich immer noch schwach aber mit weniger rauer Stimme, da ich etwas getrunken hatte. Zombey sah kurz zu Taddl und dann wieder zu Maudado, sagte aber nichts. Taddl erwiderte Zombeys Blick kurz, schien sich aber auch nicht zu trauen, etwas zu sagen. Holly ergriff dann das Wort. "Wir wissen nicht so recht was passiert ist...oder eher gesagt wieso..." er hielt kurz inne und ich sah ihn an. "Maudado wurde von Manu angeschossen..." meinte er dann vorsichtig. "Maudado hatte ein Messer, Manu muss gedacht haben er wäre verwirrt gewesen und wolle uns angreifen...vielleicht war es ein Warnschuss..." versuchte Dario die Situation zu retten. "Aber Manu sah glücklich aus...", fügte Taddl leise hinzu, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Ich sah geschockt zwischen allen hin und her und auch Osaft schien mindestens genau so perplex. "Wir wissen nicht was hier los ist...aber etwas stimmt nicht.", meinte Zimbel. Ich nickte nur vorsichtig. "Wo ist Manu denn?", fragte Osaft, welcher sich aus seiner Starre gelöst hatte. "Wissen wir leider nicht, er ist verschwunden nachdem das passiert ist...", beantwortete Dario seine Frage. Ich sah zu Osaft, welcher alle einmal ansah. "Zumindest sind wir jetzt fast alle zusammen, wir müssen jetzt zusammen bleiben", meinte er zu allen, sah mich aber etwas länger an. Ich sah schnell weg. "Hab ich auch schon gemeint, kein wegrennen jetzt mehr. Egal wie schwer es auch sein mag...wir können uns das jetzt nicht leisten.", meinte Holly. 'Ich kann so wie so nirgends hin...', dachte ich, verärgert darüber, dass ich so eingeschränkt war. Ich sah meine Wunde an, was mich an etwas erinnerte. "Sagt mal...darf ich was fragen...?", warf ich vorsichtig in die Runde. "Klar.", meinte Dario freundlich. "Wie kommt ... meine Wunde zustande...?", fragte ich langsam. Alle, sahen Zombey an, welcher sich langsam zu mir drehte. "Ich hab' einen Warnschuss abgegeben, gegen einen Baum...ich wusste nicht wie ich anders reagieren sollte..." meinte er und stockte etwas. "Zombey...es war richtig...", meinte Holly. Zimbel nickte nur langsam und sprach weiter. "Du hast dich erschrocken und die Waffe gegen deine Hüfte gerichtet, kurz bevor..." Er sprach nicht weiter, musste er auch nicht, denn der Rest war klar. Ich fühlte mich so unglaublich schlecht. Wegen mir musste jemand eine furchtbar kritische Entscheidung treffen und jemand anderes...jemand anderes fühlte sich für meinen Mist verantwortlich. "Es...tut mir leid..." presste ich hervor, den Tränen sehr nah. Alle sahen mich an. "Es tut mir alles so leid...es ist allein meine Schuld...ich wünschte ich hätte euch das alles ersparen können...", schluchzte ich leise und begann dann doch zu weinen. Die anderen wären näher gerückt. "Dominik...das wichtigste ist, dass es dir gut geht...und das du bei uns bist", meinte Holly sanft. Ich sah langsam auf. "Wir sind doch Freunde...wir sind unglaublich froh, dass es dir gut geht...", meinte Zombey und lächelte sanft. "Wir brauchen dich doch", kam es lächelnd von Taddl. "Und wenn etwas sein sollte, kannst du auch immer mit mindestens einem von uns reden!", warf Dario grinsend ein. Alle lächelten sie mich an und ich konnte nichts anderes, als mit Tränen gefüllten Augen da zu sitzen und sie an zu starren. "I-...Wir sind froh...das du noch da bist...", kam es vorsichtig von Fabi, der zaghaft eine Hand auf meine Schulter legte. Ich sah langsam zu ihm und spürte mein Herz sofort schneller schlagen, als ich sein sanftes, aber zurückhaltendes Lächeln sah. Ich verlor mich in seinen Augen und hatte keine Ahnung womit ich das alles nur verdient hatte.

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Bonsoir, Bonsoir.
Mehr französisch ist nicht drin, hab das nicht umsonst abgewählt.

T.T.T. - Wenn alles real wird...[Mature Content]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt