Ein ganz normaler Tag

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Ich hatte nicht gedacht, dass ich so lange schlafen würde.

In meinem Zimmer gab es kein Fenster, doch als ich von der Küche aus nach draußen sah, konnte ich erkennen, dass es bereits später Morgen war. Gähnend wandte ich mich meinen Küchenutensilien zu und fing an, ein Brötchen mit Wurst zu belegen.

Ich hatte gerade alle Beläge auf den Brötchen zu einem Turm aufgestapelt und musste mich strecken, um noch die letzte Käsescheibe oben drauf zu legen, da kam mit lautem Gerumpel und Fluchen Gantu in die Küche und mein Werk fiel schwankend in sich zusammen.

Enttäuscht über die versäumte Köstlichkeit setzte ich mein wütendstes Gesicht auf und fuhr meinen fischköpfigen Freund an:

„Kannst du nicht aufpassen, du riesen Blubberkopf?"

Aber Gantu schien mich gar nicht wahrzunehmen, schnappte sich eine Kanone, die neben der Tür an der Wand hing, und war genauso schnell – und laut – verschwunden, wie er hergekommen war. Nun wurde auch ich neugierig und beschloss, die Mahlzeit auf später zu verschieben und meinem Freund zu folgen.

Gantu war mir durch seine Größe zwar in Schnelligkeit überlegen, aber das machte er durch seine Tollpatschigkeit locker wieder weg, sodass ich ihn, nachdem er einen Bus übergerannt hatte, leicht einholen konnte.

Wie immer schoss er wild durch die Gegend und verriet mir so, was er hier eigentlich wollte.

Ein Experiment.

Noch ein Bruder.

Was das hieß, wussten wir beide; Gleich würde Er kommen. Ja, er würde kommen und unsere Arbeit zunichtemachen. Er würde uns mal wieder besiegen. Und wir durften dann in unser schräges Raumschiff zurückkehren, das unser Zuhause geworden war, und uns vor einem Hamster für unser Versagen rechtfertigen.

Ein ganz normaler Tag halt.

Manchmal versuchte ich mir noch weißzumachen, es würde sich bessern. Vielleicht würden wir einmal unseren Auftrag erfüllen. Aber natürlich wusste ich, dass niemand meinen Bruder besiegen konnte.

Das knallblaue Fellknäuel, das niemand hassen konnte.

Ich mochte ihn auch, wirklich, obwohl er eigentlich mein Feind war.

Es kam, wie es kommen musste. Oder besser, Er kam, wie es auch seine Aufgabe war, und hatte in Windeseile meinen deutlich größeren Freund herumgewirbelt und in Richtung seines Raumschiffes geschleudert.

Anstatt meinem deutlich stärkeren Bruder mutig entgegenzutreten, wie es Helden getan hätten, rannte ich feige hinterher.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 27, 2015 ⏰

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