Kapitel 3

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Nein... Wieso nur bin ich so blind?

Krystal Kylie
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Alle Leute in der Halle sahen zu mir, Überraschung malte sich auf ihren Gesichtern aus. Doch ich hatte nur Augen für die zwei Mädchen, die mich geschockt, ja, nicht glauben wollend, anblickten.
Wütend blieb ich vor einem Mann mit langen, schwarzen Haaren stehen: "Diese Mädchen gehören zu MEINEM Bezirk! ICH übernehme die Verantwortung! Weg! Geht!" Der Angesprochene schluckte schwer und drehte sich um. Als er und seine Kollegen ein paar Meter weg waren, umarmte ich die zwei Ghoula.
"N-Nee... San..." flüsterte die Jüngere und die Ältere atmete tief und zitternd ein.
"Touka... Hinami..." kamen die Namen der Beiden leise über meine Lippen.
"Wieso...?"
Ich wurde vom Chef höchstpersönlich unterbrochen: "Frau Ichira... Ich denke, dass diese Monster hier ihnen wahrscheinlich sehr ans Herz gewachsen sind, aber wir werden sie trotzdem eleminieren müssen."
Geschockt sah ich den Mann an und wollte, dass die Zeit sich zurück drehte und alles ganz anders kam... Was natürlich nicht passierte. Ich nickte wehrlos und ließ den Kopf hängen, die Augen von den Mädchen abgewandt.
Als sie abgeführt wurden, wendete ich mich wieder in die Richtung der Eingangstüren zu. Schweren Schrittes. Schweren Herzens. Mit schimmernden Tränen in den Augenwinkeln.
Juuzo tauchte neben mir auf, überreichte mir meinen Koffer, von dem mir gar nicht aufgefallen war, dass ich ihn gar nicht mehr in der Hand hatte. Er sagte nichts, lief nur schweigend neben mir her.
Ohne es zu merken, beschleunigte ich meine Schritte, bis ich anfing zu rennen: Aus dem CCG raus, über die Straße, die wütend hupenden Fahrer ignorierend. Das Auto wollte ich nicht nehmen, nicht zu dem Ort, wo ich nun hingehen würde.

"Sag mal, Momo..." Schon seit einer halben Stunde liefen wir zu meinem Ziel und würden dort auch erst in dreißig Minuten ankommen... Und Juuzo wollte anscheinend das Schweigen brechen und mit mir sprechen.
"... Diese Ghoule... Sind sie etwa deine Freunde? Du weißt, dass sie jetzt hingerichtet werden, oder? So wie immer? Du weißt, dass sie für normale Menschen gefährlich sind? Du weißt, dass das Monster der schlimmsten Art..."
"Ja, das sind meine Freunde." unterbrach ich meinen Partner. "Ja, ich weiß, dass sie hingerichtet werden. So wie immer. Ja, ich weiß, dass sie für normale Leute gefährlich sind." Ich hielt inne und schwieg etwas.
"Und nein... Nicht alle deren Art sind Monster." fügte ich schließlich leise hinzu.
Juuzo sah mich erschrocken und ungläubig an. Doch bevor er etwas sagen konnte, hob ich meine Hand und bedeutete ihm so, mir zuzuhören.
"Ein Ghoul ist nichts Anderes als ein Mensch mit anderen Bedürfnissen was das Essen angeht. Ein Ghoul ist ein Lebewesen, das einfach ganz oben auf der Nahrungskette steht und, ehrlich gesagt, nichts dafür kann.
Es gibt böse Ghoule, das stimmt. Aber es gibt auch böse Menschen: Sie töten und zerstören genauso wie die Ghoule. Aber es gibt auch Gute dieser Art. Und trotzdem stellen wir sie mit den bösen Ghoulen auf eine Stufe. Wir sind nicht bereit, sie uns näher anzusehen, sie mal nicht als Monster zu betrachten sondern als Dinge, die mit Absicht von Gott geschaffen wurden." Wie ironisch, dass ich nicht an Gott glaubte.
"Vergiss nicht Juuzo: Wir alle wurden aus einem bestimmten Grund geschaffen, Gott muss sich dabei schon was gedacht haben. Und deshalb sollten wir auch unverständlichen Sachen mal eine Chance geben, nicht wahr?
Die Bewohner dieser Stadt wollen, dass wir die Ghoule einfangen und töten, also vernichten. Weil diese etwa die Familien auseinanderreißen? Weil sie Menschen töten, die sehr geliebt wurden? Jemandem wichtig waren?
Nein. Die normalen Leute wollen diese Art tot sehen, weil sie Angst vor ihnen haben, ihrer Kraft, ihrer Macht, das Leben zu nehmen. Seit Jahrtausenden stehen die Homo Sapiens über allem Anderem. Wir sind sozusagen die Herrscher dieser Welt... Und plötzlich tauchen Wesen auf, die höher sind als wir, mächtiger, einflussreicher.
Genau deshalb, und wegen nichts sonst, hassen wir die Ghoule: Weil sie für uns 'gefährlich' sind."
Der erste Ermittler des zwanzigsten Bezirks sagte nichts, blickte nur stumm geradeaus. Er schien zu überlegen.
Schweigend gingen wir nebeneinander her, er nicht wissend wo es hinging, mir einfach nur brav folgend, und ich betend (ja wirklich), dass ich es schaffen würde... Aber was, werdet ihr noch früh genug erfahren.

Schließlich standen wir vor dem Haus und gerade als ich reingehen wollte, hielt Juuzo mich auf, indem er mich am Ärmel festhielt.
"Dann sollten wir also versuchen, die Ghoule zu akzeptieren, ja?" Ich nickte bloß auf seine Frage. Er grinste: "Tja... Das wird wohl schwer, aber ich werde der Erste sein, der es versucht!"
Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Es wurde mir warm ums Herz und etwas Glück durchströmte mich. Und plötzlich war ich mir sicher, dass es für meine Art doch noch Hoffnung gab.
"Du, Momo?" Mein Partner sah gedankenverloren an mir vorbei: "Wenn du erfahren würdest, dass deine besten Freunde Ghoule sind, was würdest du tun?"
Ich blickte ihn angestrengt an, dachte an Hinami und Touka, die im Gefängnis saßen und auf ihre baldige Hinrichtung warteten. Dann an das Antik... Und mein Entschluss war gefasst:
"Ich würde sie um jeden Preis auf der Welt schützen."
"Und würdest du auch für sie sterben?"
Ich lächelte diesmal ehrlich und befreit.























"Ja!"

Fight for blood! I'm an investigatorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt