Alles, was ich liebe, wird mir früher oder später genommen... Doch.
( Fortsetzung folgt)Krystal Kylie
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Ich wusste doch, dass Juuzo sein Ersatzmotorrad hier in der Stadt stehen hatte! Triumphierend zog ich den Müll von der Plane runter, der das Fahrzeug versteckt hielt, schnappte mir die Decke aus Plastik und warf auch sie runter. Es enthüllte sich ein sauberes Motorrad, das wie frisch gewaschen glänzte.
Schnell schlug ich die hintere Klappe auf, wo ein Helm, neuer Mantel, die Quinken-Dolche und was zu essen und trinken lag.
Ich schnappte mir alles, setzte den Kopfschutz auf, den schwarzen, knielangen Mantel an. Dann steckte ich die Dolche hinten an meinem Rücken fest, wo ich immer zwei kleine Scheiden für solche Waffen parat hatte. Naja... Juuzo war mein Partner, da musste man sowas schon erwarten.
Ich nahm mir die halbe-Liter-Wasserflasche, trank die Hälfte und aß dann Menschenfleisch, dass in einer lange haltenden Kühlbox gelegen war. Es schmeckte frisch... Juuzo musste an mich gedacht haben.
Alles, was ich nicht mehr brauchte, tat ich zurück in die Klappe. Den Schlüssel fand ich unter einem Rad, setzte mich auf das Fahrzeug und startete es.
Bereitwillig und so, als hätte es nur auf diesen Augenblick gewartet, brüllte das Motorrad auf, ich drehte den Gashebel bis zum Anschlag durch und fuhr mit quitschenden Reifen aus der Gasse, raus auf die menschenleere Straße Richtung Autobahn.
Wenn ich zu der Hinrichtung zu spät kam, würde ich mir das nie verzeihen.
"Schneller, schneller!" feuerte ich die natürlich gefühlslose Maschine unter mir an, doch es tat sich- erwarteterweise- nichts, da ich aus dem armen Fahrzeug schon das Höchste rausdrückte, was es hergab.
Tränen begannen mein Gesicht runterzufließen, als der Minutenzeiger auf dem Armaturenbrett immer näher zu der zwölf kam und der kleine Zeiger schon auf der sieben stand.
Ich konnte, nein, ich wollte nicht aufgeben. Touka und Hinami waren nicht nur wie Freundinnen, sondern auch wie meine Schwestern, wie eine Familie für mich. Sie aufzugeben, nicht retten, glich einem Untergang.
Der Motor heulte und durch die Schnelligkeit und Reibung am Asphalt ging von der rechten Unterseite der Lack auf einer großen Fläche ab, als ich in einer scharfen Kurve auf der großen Kreuzung nach rechts abbog, die hupenden Autos und panische Blicke hinter den Frontscheiben ignorierend, als ich einen Beinahe-Unfall herbeiführte.
Nicht mehr auf den Verkehr achtend, raste ich mit 100 km/h in einer 80-ger Zone die Brücke entlang. Schon von weitem sah ich das große gläserne Gebäude, das sich gegen den Abendhimmel hob und in einem, für mich beunruhigendem Orange, leuchtete.
Ich verfluchte die Tatsache, dass ich diesen 'Besucher' im Keller nicht sofort durchschaut hatte, verfluchte mich für meine Dummheit und schließlich dafür, dass mir das Motorrad nicht schon früher eingefallen war.
Außerdem trug ich immer noch meine Kellnerkleidung, konnte aber vom Glück ein Lied singen, da ich immer eine Waffe und meinen Ausweis dabei hatte.
Mit einem Dröhnen fuhr ich auf das Gelände des CCG und parkte direkt vor dem Eingang.
Kaum hatte ich den Motor abgestellt, schon sprang ich vom Fahrzeug und sprintete durch die sich, zu meinem Leiden, langsam öffnende Türen, lief weiter zum Schalter, wo sich aber- so viel Pech, wie ich ich heute hatte- keiner befand.
Ich fluchte nochmal lautstark die schlimmsten Flüche auf Deutsch, die ich finden konnte, und rannte wieder nach draußen.
Und da konnte ich von Glück sprechen, dass der Mantel eine Kapuze anhatte, die ich mir sofort tief ins Gesicht zog, als ich die Reportermenge sah, die schnell irgendwo hinter das Haus stapfte.
Diese Leute fokussierend, lief ich ihnen hinterher, denn wo diese... Blutsauger waren, da war die Beute auch nicht fern.
Im Gehen machte ich den Mantel zu, zog den geschlossenen Kragen bis zu meiner Nase hoch, sodass nur noch sie von meinem ganzen Körper zu sehen war. Die Ärmel waren lang und verdeckten meine krampfhaft zitternden Fäuste.
Schnell hatte ich die Reporter eingeholt und tat so, als würde ich dazugehören. In dieser schnatternden Menge fiel ich sowieso nicht auf.
Als sie schließlich die Absperrung erreichten, schlüpfte ich hindurch, indem ich einem Polizisten meine Marke zeigte.
Kaum war ich auf der 'anderen Seite' schon rannte ich los, schlängelte mich durch die miteinander flüsternden Menschen und lief weiter auf die Bühne zu, auf der schon zwei Stangen standen. Und ich wusste nicht, was Diese bezwecken sollten, konnte mir nicht mal einen Reim drauf machen.
Auch an der Bühne verschaffte mir mein Ausweis den Zutritt und schon stand ich hinter den Kulissen, in einem vollkommen grauen Raum aus purem Beton, in dem auch allen Anderen versammelt waren: Juuzo, Chefchen, Touka und Hinami. Weitere Wachen standen im Raum verteilt obwohl ich es mehr als unnötig fand, da die Beiden in einer Zwangsjacke waren und einen Maulkorb aufhatten. Oder was man auch immer dazu sagte.
"Momo!" schrie Juuzo auf einmal und rannte auf mich zu, um mich in eine feste Umarmung zu ziehen. Ich lächelte leicht, als ich ihn kurz drückte, schob ihn dann aber entschieden von mir weg.
"Marude." Ein knappes Nicken meinerseits und ein vernichtender Blick von seiner Seite aus, war unsere einzige Begrüßung, doch wir wussten Beide, dass wir unsere Feindschaft nicht offen vor den ganzen Zuschauern zeigen konnten. Wir mussten uns wenigstens da zusammenreißen... Obwohl mir danach ganz und gar nicht der Sinn stand.
Touka und Hinami ignorierte ich geflissentlich, man durfte auf gar keinen Fall erfahren, wie sehr wir uns in Wirklichkeit nahe standen.
"Juuzo!" knurrte ich warnend, als der Junge versuchte, etwas aus meinen Taschen zu klauen. Er musste mich eigentlich nur ansprechen, um mir zu sagen, dass er mit mir sprechen wollte. Aber tat er das? Natürlich nicht.
"Komm mit." Ohne ein weiteres Wort an ihn oder jemand Anderen zu verschwenden, zerrte ich meinen Partner an den Wachen vorbei, die sich ehrfürchtig vor uns verneigten und lief mit dem leitenden Ermittler in einen schalldichten Raum... Wofür Dieser benutzt wurde, wollt ihr gar nicht wissen...
"Was war los, verdammt nochmal?! Wo wart ihr bitteschön, wieso habt ihr nicht nach mir gesucht?!"
Der Blonde sah mich durchdringend an.
"Du wurdest entführt, aus deinem Zimmer und Bett. Eine Nachricht war hinterlassen worden, auf der stand, dass wenn wir auch nur einen Schritt runter in den Keller tun würden, du auf der Stelle sterben würdest. Also taten wir es nicht, um dein Leben nicht in Gefahr zu bringen."
Hätte er es mir nicht mit seiner normalen Stimme erzählt, hätte ich ihn angegiftet und vielleicht sogar noch verhauen, doch sein ernster Blick machte mir unmöglich, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen.
"Ach, ihr wolltet also mein Leben retten, ja?" zischte ich sauer.
"Ihr habt euch also um mich gekümmert?!" Zorn stieg in mir auf: Niemand, wirklich niemand durfte sich um mich sorgen. Das Alles war bloß ein Test gewesen... Wegen mir waren schon so viele Menschen in Gefahr und vor allem die, die ich so sehr liebte. Doch wenn sie sich wegen mir in lebensgefährliche Situationen brachten, würde ich es ihnen und vor allem mir, nie verzeihen.
Ein lautes Klatschen ertönte und ich hielt mir meine rot anlaufende Backe. Juuzo blickte mich Funken sprühend an: "Du bist in erster Linie meine einzige Freundin und das Gleiche bist auch für Yomo und die Anderen. Reiß dich zusammen, Momo, und komm damit zurecht, dass wir für dich immer da sein werden."
Mit zusammengepressten Lippen ging ich an meinem Partner vorbei, auf die Tür zu und öffnete Diese.
"Nein, Juuzo. Wir sind keine Freunde, wir sind nur Partner."
"Ich will dich nicht verletzen, Juuzo, bitte glaub mir. Aber wenn ich es nicht tue, wirst du vielleicht nicht mehr lange leben."
"Du lügst und du weißt es. Hinami weiß es. Touka weiß es... Alle wissen es."
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging ich aus dem Raum, meine Augen kalt und unnahbar auf die beiden Ghoula gerichtet.
Und wieder fuhr die eiserne Mauer um mein Herz und meine Gefühle hoch, nichts würde sie durchdringen können, ehe ich es erlaubte... Nichts...
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Fight for blood! I'm an investigator
Fanfiction-Das Ende ist manchmal auch der Anfang.- Krystal Kylie *** Schweigend drehte ich mich zu einem zerbrochenen Fenster, vor dem ein zerfetzter schwarzer Vorhang flatterte. "Es ist egal, was du jetzt tust oder was du für uns gerade getan hast. Du weißt...