Kapitel 14

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Niemals...

Krystal Kylie
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Sollte er nicht rechtzeitig eintreffen, würden diese Ghoule es büßen müssen! Entschlossen hackte er einem seiner Feinde den Kopf ab, ehe er sich dem Nächsten zuwandte.
Ein irres Lachen stahl sich aus seinem Mund, als das Blut nur so zu allen Seiten spritzte. Der Weißhaarige sprang nach vorne und tötete im Flug noch einige Andere, bevor er selbst sicher auf der anderen Seite des Ganges landete. Verrückt grinsend wischte er seine Quinke am Hosenbein ab, ehe er weiterging.
Um ihn herum fingen weitere Kämpfe an, die ihn jedoch nicht weiter interessierten: Sollten sich doch die anderen Ermittler um die Ghoule kümmern. Juzo Suzuya stapfte in seiner üblichen Art durch die Gänge, hielt sich aus den meisten Kämpfen raus. Er wollte sich die Kraft für einen ganz besonderen Gegner aufsparen. Außerdem...
Geschickt wich er einer Kralle aus, tauchte unter dem nächsten Schlag unter und ging vor dem Gegner hoch, ihm einen seiner Quinken- Dolche durch den Rachen stechend.
Außerdem hatte er ein Versprechen gegeben...
"Du holst sie zurück, nicht wahr?"
Verdammt! Wieso hatte er zusagen müssen!
"Weißt du, sie ist sowas wie meine große Schwester. Und ich will nicht, dass sie mich verlässt."
Nein, wirklich: Wieso hatte er sich von diesem kleinen Kind so einlullen lassen? Er hätte ja auch nichts versprochen, wäre da nicht...
"Hinami, hör auf zu reden! Du weißt, dass du dich nicht mit Fremden unterhalten sollst! Wir gehen jetzt nach Hause." "Aber Touka..."
Schweigend hatte er zugesehen, wie die Ältere der Beiden das beinahe verzweifelte Mädchen hinter sich herzog.
"Sie würde es nie zugeben. Keiner von uns würde es. Aber hole uns bitte Krystal zurück."
Verdammte Scheiße nochmal! Wäre dieser Yomo nicht gewesen, er hätte wirklich nichts gesagt. Aber jetzt gab es sowieso keinen Weg mehr zurück...
***
Ich hielt es nicht mehr aus. Es wurde einfach zu viel!
Wann kam endlich Hilfe? Wer holte mich aus dieser Hölle heraus? Wie würde er oder sie es schaffen, mich zu befreien? Wo würde ich schließlich in Frieden und Sicherheit leben können?
So viele W-Fragen, auf die ich einfach keine Antwort fand... Dabei war es doch so einfach.
So. Furchtbar. Einfach.
Ich konnte meinem Vater die Antwort nicht sagen, er durfte weder Juzo noch diesem Ken was antun. Er durfte es einfach nicht.
Aber es war doch so einfach...
***
Ich stehe vor dem Eingang des Hauses, wo diejenige festgehalten wird, die Hinami und Touka vor dem Tod bewahrt hat. Ich habe die Beiden über das mysteriöse Mädchen reden hören: Beide verglichen sie mit mir. Und wenn das schon so war, so kann ich die Ermittlerin nicht einfach im Stich lassen. Ganz davon abgesehen, dass sie genauso wie ich will, dass Menschen und Ghoule endlich in Frieden miteinander leben können.
Mit einem gezielten Sprung breche ich durch das Fenster des zweiten Stockes, dem Geruch nach verbranntem Ghoulfleisch schnell folgend. Auf dem Weg durch die endlos scheinenden Flure, treffe ich auf den ein oder anderen meiner Art und lasse mir natürlich die Chance auf einen Kampf nicht entgehen.
"Schwächlinge." denken Liz und ich gleichzeitig, als der fünfte Gegner in Folge erledigt ist. Mit einem wahnsinnigen Grinsen lasse ich mich vor ihm runter und schlage meine Zähne in das Fleisch des Toten, reiße es mit Genugtuung ab. Wie gut es tut, endlich wieder etwas zu essen! Das Blut spritzt vor mir auf den Boden, als ich auflache und meine vier Krallen hervorbrechen. Für einen kurzen Augenblick lasse ich den Wahnsinn in mir die Oberhand gewinnen, mache mich über die Besiegten her.
"Ken Kaneki." erklingt eine tiefe und kalte Stimme vor mir. Mit einem irren Ausdruck in den Augen hebe ich den Kopf und sehe hoch in das Gesicht meines Gegenüber. Verachtend blickt mich ein großer, muskulöser Mann an. Seine schwarzen Haare bewegen sich im leichten Luftzug, einzelne graue Strähnen blitzen im Vollmondlicht auf. Als er sich bewegt und auf mich zugeht, spiegelt er sich in den Lachen aus schwarzer Flüssigkeit wider, Schatten scheinen einen Tanz zu führen, als auch ich mich aufrichte.
Der Geruch nach Tod, nach einem ganz gewissen Tod, haftet an diesem Ghoul. Und nach Folter. Nach der Gier nach Macht. Ich weiß sofort, wer er ist. Entschlossen mache ich den Reißverschluss meiner Maske zu, bereite mich darauf vor, mich Liz' Mordlust zu überlassen.
"Ich wusste nicht, dass du freiwillig zu mir kommst, Einäugiger." Mein Gegenüber grinst arglistig, übersieht anscheinend meinen todbringenden Blick.
Ich stelle mich in meine Angriffsposition, meine Krallen drehen sich in ihre bestimmten Winkel. Licht bricht sich, als die Panzerkagune den Körper meines Feindes umschließt.
Noch weiß er nicht, weshalb ich wirklich hergekommen bin.
***
Wenn alles nach Plan laufen würde, hätten Juzo und seine Mitkämpfer die junge Frau schon längst befreit. Wenn...
Jedoch kämpften sie schon seit Stunden, es war schon längst Mitternacht und keiner wusste den Aufenthaltsort der zweiten Ermittlerin des 20. Bezirks. Und ihr Partner verlor immer mehr die Nerven: Hatte er am Anfang noch Spaß am töten seiner natürlichen Feinde, so ging er nur noch monoton durch sie hindurch. Säbelte jeden nieder, der meinte, sich ihm unbedingt in den Weg stellen zu müssen.
"Suzuya!" erklang die Stimme Marudes. Der junge Mann ignorierte den zornigen Ausruf, ging sogar noch tiefer in die Menge der aggressiven Ghoule. Sie umschlossen ihn, dachten, sie könnten ihn durch die schiere Überzahl besiegen. Aber er hatte sich geschworen, er würde so lange überleben, bis er den Tod seines Vaters gerächt hatte. Sein Mentor hatte ihm alles bedeutet. Und Momo...
Mit einem üblichen Grinsen auf den Lippen schmiss er eine Granate mit Federkrallenstücken in sich in die Meute der ihn Angreifenden. Mit einem Salto und Überschlag rückwärts brachte er sich gerade noch so aus der Reichweite der Explosion.
"Juzo." eine blonde Kurzhaarige hielt ihn am Oberarm zurück, "Auch Amon wollte unbedingt seinen Partner retten. Du weißt, was dabei rausgekommen ist." Akira nervte. Er würde Momo jetzt nicht mehr im Stich lassen.
"Suzuya, sie hat Recht."
Der Weißhaarige wandte sich grinsend zu dem Sprecher um. Seine Waffe ließ er dabei gefährlich nah am Körper Marudes vorbeiwirbeln, "Ist mir egal!" flötete der junge Mann und rannte in den einzigen, nicht nicht besichtigten Trakt des Gebäudes.
"Ich werde dich finden, Momo. Ich verspreche es."

Fight for blood! I'm an investigatorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt