Das Schicksal ist wie ein Tag mit Platzregen und Sonnenschein.
Krystal Kylie
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Als ich meine Augen aufschlug, erblickte ich eine graue und triste Decke weit über mir. Ein stetes und leises Tropfen von Wasser war das einzige Geräusch in dieser dämmrigen Dunkelheit.
Langsam richtete ich mich, begleitet von einem stechenden Schmerz im Rücken, an den Knöcheln und den Handgelenken, auf.
Als ich aufstehen wollte, rissen mich rasselnde Ketten an meinen Gliedern schnell wieder zurück an meinen Platz, an der großen und viereckigen Säule.
Verwundert sah ich auf das dicke Metall, das mit Fußfesseln und einzelnen Handschellen an mir befestigt war. Knurrend versuchte ich mich wegzureißen, doch es funktionierte nicht... Sogar, als ich meine Krallen ausfuhr, sie wild peitscheind und kreischend auf das unnachgiebige Metall draufschlugen, half es nichts: Die Ketten waren bestimmt fünffach um die Säule geschlungen worden, so wie das Ganze da aussah.
Ich stieß einen zornigen Schrei aus und begann in derselben Lautstärke jeden zu verfluchen, der mich hierher geschleppt haben könnte... Sprich: Das ganze Antik. Ach ja, ich vergaß Juuzo. Der kleine Idiot auch.
"Juuzo Suzuya! Beweg deinen Arsch hierher, aber dali!" Oh ja, ich war sauer. Sehr sauer.
"Nishiki! Yomo! Enji! Kaya!" schrie ich so laut, dass mir mein Hals anfing wehzutun.
"Kommt sofort her, oder ich zerfleische euch... Langsam und qualvoll... HOLT MICH HIER RAUS!"
Langsam aber sicher verlor ich die Fassung und geriet in Range... Aber... Was war denn mit mir los?! So war ich doch normalerweise nicht!
"M-Momo?" Juuzo kam hinter irgendeiner Säule in diesem Labyrinth aus eben Diesen und sah mich mit geweiteten Augen an.
"Ja." gab ich wortkarg als Antwort.
"H-Hey! D-Du l-lebs-st j-jaaa n-nochhh."
"Ja..."
"Wieso stotterst du?" Ich war nun ehrlich verwirrt... Mein Partner stotterte NIE. Weder in seiner Rolle als Verrückter, noch als sein normales 'Ich'.
"Ich. Bring. Euch. Alle. Um!"
"Befreie mich doch bitte, Juuzo. Und dann erklärst du mir, wo der echte Juuzo, mit meinen Freunden aus Antik hin ist. Keine Widerrede!"
Das Letzte knurrte ich aggressiv und so machte mich Suzuya Nummer zwei schnell los... Er dachte wahrscheinlich, dass ich ihn hatte fressen wollen.
"Also?!" forderte ich, während ich die schmerzenden und blutenden Stellen massierte, an denen ich angekettet gewesen war.
Der Junge, der genauso aussah, wie der erste Ermittler des zwanzigsten Bezirks, räusperte sich, sah mich ziemlich ängstlich an und begann schließlich leise zu reden: "Herr Suzuya und die Anderen befahlen mir, auf Sie aufzupassen, solange Sie bewusstlos sind... Und dann... Naja. Das tun, was Sie mir sagen..."
Die Stimme brach ab.
"Was ich dir sage, ja?" hackte ich nochmal nach. Mein Gegenüber nickte.
"Gut. Führe mich hier raus und erzähle mir, wieso ich gefesselt war."
Wieder ein Nicken.
"Kommen Sie."
Der Junge ging mir schnell voraus, und begann mich durch einen Wirrwar aus Gängen zu führen.
"Also..." fing ich wieder an "... Wieso wurde ich hiergelassen?"
Er stolperte erschrocken, fing sich aber schnell wieder und begann, wenn möglich, noch schneller zu laufen, mich dabei aber vollkommen ignorierend.
Nun gut. Ich würde warten.
Kurz bevor wir eine Tür einen halben Meter über uns erreichten, riss er sich anscheinend zusammen und sprach schnell und zittrig: "Mir wurde verboten, darüber zu sprechen. Von diesem grauhaarigen Manteltyp..."
"Yomo..."
Der Junge drehte sich zu mir um und verkündete diesmal mit lauter und fester Stimme, dass er vor dem Chef mehr Respekt hätte, als vor mir.
Man sah ihm deutlich an, dass er versuchte, stärker dazustehen als ich. Ein hämisches, kurzes Lachen brach aus mir heraus, ehe ich ihn genauso monoton anschaute, wie Augenblicke vorher.
"Wie kommen wir da hoch?" fragte ich leise aber bestimmt... Ich vertraute diesem Jungen nicht. Auf gar keinen Fall...
Denn
"Mit unseren Kagunen." sagte mein Gegenüber.
Ich
"Ah..." Ja, er war ein Ghoul.
Weiß,
"Na dann..." Schnell fuhren meine und seine Krallen aus. Seine war ein Schwanz, der hinter ihm wild umherpeitschte.
Wer
Plötzlich bildete sich auf dem Gesicht des Jungen ein wahnsinniges Lächeln.
Er
Mit einem plötzlichen Schritt nach vorne ließ er seine Kagune auf mich zuschießen.
Ist.
Vorbereitet und nicht überrascht, so wie er es eigentlich einberechnet hatte, wich ich aus und ließ meine Schuppenkrallen auf ihn niedertrommeln.
Doch bevor ich sein Genick durchtrennen konnte, schwang er seinen Schwanz und schlug mich weg. Er setzte also auf Stärke...
Ein hämisches und freudiges Grinsen schlich sich auf mein Gesicht: Mein Vater hatte, als ich Vier geworden war, mit der Folter begonnen. Und auch mit dem unerbittlichen Training... Hatte ich in den letzten Jahren, seit ich hier in Japan war, weitertrainiert? Und ob... Jeden Tag.
Ich wusste, dass ich zu den stärksten Ghoulen zählte, hatte mir mein Vater doch seine einzigartigen Gene weitergegeben.
Der Fremde schlug mit seiner Kralle wieder nach mir, der Schlag wurde von aufwirbelnder Luft begleitet. Mit zwei meiner Kagunen stützte ich mich an seiner ab, flog drüber und schickte die Restlichen in seine Augen.
Ein schmatzendes Geräusch erklang, als ich durch seine Seelenspiegel in das Gehirn trat und Blut tropfte leise auf den Boden: Der Kampf war schnell vorbei.
Siegessicher bleckte ich meine Zähne, als der nun leblose Körper mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel und ich ein Abhörgerät an seinem Gürtel erblickte, als das T- Shirt hochrutschte.
Vorsichtig und leise griff ich danach, tat es dicht vor meine Lippen und flüsterte mit Blutdurst in meiner Stimme: "Du musst dich schon mehr anstrengen, Vater, wenn du mich tot sehen willst. Schick mir dann gefälligst nicht so schwache Gegner..."
Ich kicherte.
"War Shiro wirklich der Einzige gewesen, den du erübrigen wolltest? Ich meine..."
Wieder schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen. Aber diesmal ein trauriges.
"... Ich habe lange genug mit ihm trainiert, um zu wissen, was seine Stärken sind und was seine Schwächen. Außerdem waren wir auf einer Wellenlänge. Schade Vater, dass du einen deiner besten Assassinen auf mich angesetzt hast. Jetzt ist es wohl Einer weniger in deiner ausgewählten Truppe. Und mal ehrlich..."
Ein Seufzen.
"... Wenn du mich blutend, vor Schmerz schreiend und stebend auf dem Boden sehen willst..."
Ein Schnauben.
"... Dann musst du wohl oder übel selbst vorbeikommen. Aber das tust du nicht, nicht wahr? Zu riskant, wenn man überall in Tokyo gesucht wird."
Wieder schnaubte ich.
"Bis dann, Daddy." flüsterte ich, ehe ich das einseitig funktionierende Gerät in meiner Hand zerquetschte.
Und wieder wurde ich leicht ernst und, wie immer, monoton. Gefühle sperrte ich, wie üblich, tief in meinem Herzen ein, in die dunkelsten und entferntesten Ecken meines Bewusstseins.
Mit einem gezielten Sprung landete ich auf der Schwelle der, sich über mir befindenden, Tür und drückte die Klinke runter. Als ich mich durch entstandenen Spalt quetschte, erkannte ich den unterirdischen Gang vor mir wider... Nur woher? Ich wusste es nicht...
Meine Krallen wieder einziehend, rannte ich durch den Flur, Treppen rauf, bis ich schließlich unter einem Gullideckel stand, der ein paar Meter vor dem Café in den Boden eingelassen war.
Mit ein paar Handgriffen hob ich den Deckel über mir an, schlüpfte raus auf die Straße und rückte ihn wieder an seinen Platz. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich zum Eingang des Antik, darauf hoffend, dass ich es noch rechtzeitig geschafft hatte.
Doch auf der Tür hang ein Schild mit der Aufschrift 'Closed' und eine Welle der Kälte breitete sich über meinen Körper aus.
Mit zwei Sprüngen erreichte ich das Fensterbrett, stemmte mich hoch und erblickte die Uhr hinter der Theke... Sie zeigte zehn vor sieben an... Warte, was?!
"Ich bring dich um, Vater!" schrie ich vollkommen außer mir, ließ los und landete wieder auf dem weichen Gras unter mir.
Knurrend fuhr ich herum und begann die Straße entlangzusprinten.
"Hinami... Touka... Ich komme. Wartet. Gebt nicht auf!"
Ich stolperte, Tränen begannen mein Gesicht runterzulaufen...
"Verdammt!"
Und da... Drehte ich mich in die entgegengesetzte Richtung und setzte meine Krallen ein, um schneller auf den Bäumen voranzukommen. Vielleicht, aber nur vielleicht, konnte ich es mit meiner Idee noch rechtzeitig schaffen...
Die Zeit rann mir durch die Finger...
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Fight for blood! I'm an investigator
Fanfiction-Das Ende ist manchmal auch der Anfang.- Krystal Kylie *** Schweigend drehte ich mich zu einem zerbrochenen Fenster, vor dem ein zerfetzter schwarzer Vorhang flatterte. "Es ist egal, was du jetzt tust oder was du für uns gerade getan hast. Du weißt...