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Tu ich aber nicht. Ich ziehe mir eine neue Hose und einen Pulli an. Einen schwarzen, dass man nicht direkt sehen kann, wenn das Blut vom Arm Flecken im Pulli macht, wenn die Schnitte von gestern aufreißen. Sicher ist sicher. Dann packe ich den Rest in meinen und Peters Koffer und gebe den Zimmerschlüssel ab.

Nun suche ich auf der Karte nach der Straße und zeichne den Weg ein. Irgendwie schaffe ich es, mit den zwei Koffern auf dem Longboard zu fahren, ohne einen totalen Unfall zu bauen. Dachte ich zumindest. Bei Pflastersteinen haut es mich dann doch hin. Meine Hose hat ein Loch und mein Knie ist aufgeschlagen. Das kann ich bei den anderen sicherlich verarzten. Ich laufe lieber den letzten Teil der Strecke.

Vor einem riesen Mehrfamilienhaus bleibe ich stehen. Anscheinend ist es das. Ein älterer Mann öffnet die Tür von innen und geht an mir vorbei. Schnell drücke ich die Tür auf und gehe das Treppenhaus hoch. Laut Simons Beschreibung müsste es die Wohnung sein, vor der ich nun stehe. Auf dem Klingelschild steht 'Wiefels'. Ich klingel und kurz darauf macht mir jemand die Tür auf. Ardy.

,,Entweder du willst zu Simon, oder du bist Pizzabote. Wir haben aber gar keine bestellt. Und du hast auch keine da. Simon. Der Pizzabote hat Mist gebaut!" Die letzten Worte brüllt er durch die Wohnung. Dann geht er und daraufhin kommt Simon. Er springt mir zur Begrüßung förmlich in die Arme. Die Koffer und mein Longboard stelle ich im Flur ab. Hier steht auch Peters.

Simon zieht mich in ein Zimmer. Das Wohnzimmer. Auf dem Sofa sitzen Ardy, Taddl, Dner und Izzi, die versuchen, sich gegenseitig irgendwie zu schubsen und selbst Erster zu werden. Simon fuchtelt blöd rum, um sie von der Mario Kart Runde abzulenken, und zeigt dauernd auf mich.

Toll nun hab ich die Aufmerksamkeit, die ich nicht will. Nur Dner achtet nicht auf mich. Letztendlich schreit Simon. ,,Dner! Er hat es sich überlegt." Sind die immer so laut?

Jetzt wirft Dner den Controller weg, springt auf und fällt mir um den Hals, was ziemlich komisch aussieht, da er einen Kopf größer ist. Daraufhin klammert er sich zufrieden an meinem Beim fest und ich verstehe, warum alle sagen, er ist ein Spielkind.

Die anderen sehen verwundert zu uns. Bevor ich was sagen kann, steht er wieder auf und hält mir den Mund zu. ,,Halt. Nein. Ich will. Simon. Du musst dich hinsetzen." Dner schiebt Simon zum Sofa, verbeugt sich und beginnt. ,,Sehr geehrte Herren, Brudis, Wookies und Missgeburten. Ich habe die Ehre, ihnen den werten Herrn Manuel Büttinger von GermanLetsPlay vorstellen zu dürfen." Dann verbeugt er sich wieder und deutet auf mich.

Stille. Warum sagt niemand was? Ich weiß gar nicht, wo ich hinschauen soll, da mich alle ansehen. Ardy regt sich als erstes wieder. Er steht auf, kommt langsam auf mich zu und umarmt mich. Erst zögernd, wie wenn er es nicht glauben könnte, dass ich nun hier stehe. Dann drückt er mich an sich, wie wenn er mich nie wieder loslassen wollen würde.

Das tut er dann doch und als nächstes kommt Taddl, der mich erst gründlich mit seinen eisblauen Augen mustert, bevor er mich drückt. Die Umarmung ist ziemlich lang. Nicht, dass ich was dagegen hätte. Ich genieße es, hier in Taddls Armen. Als er sich wieder löst und mich anlächelt, kribbelt es in der Magengegend. Und als letztes kommt izzi. Bevor er mich fest knuddelt, erschrickt er, aber. ,,Manu, du blutest." Ich schiele zu meinem Arm. Tatsächlich schimmert der schwarze Stoff am Arm leicht rot.

Zu meiner Überraschung sieht er gar nicht auf den Arm, sondern auf das Knie. Erleichtert atme ich aus. Grad noch gut gegangen. Die Wunder hatte ich total vergessen. ,,Ich bin beim Longboarden auf's Maul geflogen. Also eher auf's Knie. Nicht schlimm." erkläre ich, da mich alle fragend ansehen. ,,Also. Dner, du erklärst, warum Manu da ist und Manu, du kommst jetzt mit." befiehlt Simon.

Er zieht mich in's Badezimmer und wühlt in einem Schrank herum, während ich mich auf den Badewannenrand setze. Schließlich findet er das, was er gesucht hat und holt aus einem weißem Koffer eine Verbandsrolle und ein Spray, was bestimmt scheußlich brennt. Dann kniet er sich vor mich, krempelt das Hosenbein vorsichtig bis über's Knie hoch, nimmt sich einen nassen Lappen und tupft vorsichtig den Dreck in der Wunde weg. Nun sieht er mich an. ,,Das könnte jetzt kurz ein bisschen brennen." Er sprüht mir irgendwas auf die Wunde. Desinfiziermittel oder so. Ich ziehe scharf die Luft ein und kneife die Augen zu. ,,Verdammt. Verstehst du das unter ein bisschen?" fluche ich. Simon antwortet nicht, sondern wickelt Verband um mein Knie. Diesen macht er fest und hilft mir auf die Beine.

,,Ich zieh' mir was anderes an. Hilf' du lieber Dner beim Erzählen. So, wie ich den kenne, erzählt der nur Blödsinn." sage ich und stoße Simon in die Seite, der zustimmend lacht.

GlpaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt