Nur leider hab ich so jemanden nicht. Jetzt sticht es ziemlich heftig und ich bekomme fast Probleme beim Atmen. Ruhig bleiben, Manu. Nichts anmerken lassen.
Um mich abzulenken, blätter ich im Flyer, aber letztendlich bestelle ich irgendeine Randompizza, die ich wahrscheinlich eh nicht ganz essen werde.
Simon geht in einen anderen Raum zum Telefonieren. Kann ich verstehen. Dner schreit wie ein Verrückter, Taddl lacht, da er Ardy nun durch Kitzeln versucht, vom Schoß runter zu bekommen. Ardy kreischt sehr männlich und Alex versucht bei der Lautstärke mitzuhalten. Irgendwie ungewohnt diese laute Tonlage.
Diese Stille vor ein paar Monaten war ganz anders und hat mich fast wahnsinnig gemacht. Aber was, wenn sie herausfinden, dass ich mich selbst verletze? Werden sie mich dann anschreien oder den Kontakt abbrechen und mich alleine lassen?
Ein paar Minuten später kommt Simon wieder. Um Aufmerksamkeit zu kriegen, schlägt er die Tür laut zu. ,,Pizza kommt in einer halben Stunde." meint er nur, bevor die Stille wieder gebrochen wird.
Irgendwie bin ich überfordert mit dem, was passiert ist. Was hab ich mir dabei gedacht? Sie sind so vertraut. Ich gehöre hier nicht her. Ich sollte einfach wieder gehen.
,,Hey, Manu, alles okay?" fragt Simon mich sanft. ,,W-was meinst du?" stottere ich unwissend. ,,Du bist ziemlich ruhig, blass und zitterst leicht. Das meine ich. Gehts dir nicht gut?" So wie ich Simon kenne, ist Leugnen zwecklos. Dann wird er sich nur noch mehr reinsteigern. ,,Ich bin nur müde weiter nichts." Er sieht mich erst skeptisch an, doch dann zieht er mich in einen anderen Raum, der mir bisher nicht auffiel.
Ein kleines Bett steht drin, noch eine Kommode und einen Tisch. ,,Hier kannst du schlafen." erklärt er mir, dann geht er und lässt mich in dem Zimmer allein. Neugierig sehe ich mich um. Die Wand ist grün, die Matratze, Decke und Kissen weiß. Die Möbel und der Boden aus braunem Holz. Leise hole ich meinen Koffer, stelle ihn neben die Kommode und schließe die Tür. Zum Ausräumen ist keine Zeit, denn sobald ich mich kurz setze, werde ich schlagartig ziemlich müde. Liegt wahrscheinlich am Blutverlust oder der Aufregung. Also bleibe ich einfach liegen und schlafe recht schnell ein.
Der Sonnenuntergang glitzert im Rhein und taucht alles in rosarotes Licht. Ich stehe auf der Brücke und beobachte die Umgebung. Hohe Häuser, viele Bäume und in der Nähe der Dom. Leichter Wind weht, lässt die Zweige rascheln und die Schlösser hinter mir leicht klimpern. Gänsehaut überkommt mich, als jemand nach meiner Hand greift. Sofort wird mir warm. Ich drehe mich zur Seite und schaue in zwei wunderschön funkelnde eisblaue Augen von Taddl? Er lächelt mich an und es kribbelt ziemlich im Bauch. Jetzt nimmt er seine Hand und legt sie an meine Hüfte, um mich weiter zu ihm zu ziehen. Mit der anderen Hand streicht er über meine Wange, was eine angenehme Wärme auslöst. Er nimmt mein Gesicht und kommt langsam näher, schließt seine Augen, ich ebenfalls. Dann legt er seine Lippen auf meine. Erst sanft und zurückhaltend, als ich meine Lippen gegen seine bewege, wird er leicht stürmisch und verlangend. Wir lösen uns voneinander und ich lehne mich gegen ihn. Da er größer ist, spüre ich ein beruhigendes Klopfen. ,,Dieses Herz schlägt nur wegen dir, Manu. Ich liebe dich."
Ruckartig richte ich mich auf und sitze kerzengerade da. Mein Herz rast viel zu schnell, meine Augen weit aufgerissen, meine Knie, an die ich mich klammere, da meine Brust wahrscheinlich sonst noch vor Druck platzt, an mich gezogen. Ich bin heftig am Zittern und Hyperventilieren.
Ruhig Manu, ganz ruhig. Ich versuche tief ein und aus zu atmen und schließe die Augen wieder. Was war das? Okay. Taddl und ich haben uns geküsst. Aber das ist doch nicht normal, sowas zu träumen, oder? Aber warum fande ich es gut? Soll ich Taddl davon erzählen? Lieber nicht. Und dieses Gefühl, was ich dabei hatte. War das Liebe gewesen? Aber was hat das zu bedeuten?
Langsam normalisiert sich alles. Puls, Herzschlag und Atmung werden langsamer und das Zittern verschwindet wieder.
Nun, da ich jetzt wach bin, stehe ich auf, um mir was zu trinken zu holen. Da es noch dunkel ist, weiß ich nicht, wo ich lang muss und stoße mir prompt das Schienbein an. Wenigstens hab ich die Kommode gefunden. Bei der Tür knipse ich erstmal das Licht an und schaue mich leise im Flur um. Dann schleiche ich in die Küche, um niemanden zu wecken. Dort durchsuche ich all die Schränke, bis ich endlich Gläser finde. Ich nehme mir eines, in welches ich dann Wasser fülle. Ich höre ein Räuspern hinter mir und drehe mich zur Tür. Simon.
,,Tut mir echt leid. Hab ich dich geweckt?" Er schüttelt nur den Kopf und gähnt ,,Ne, hast du nicht. Eigentlich war ich noch wach und hab Ungefilmt geschnitten und hochgeladen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. 2:57. Einen halbwegs normalen Schlayrhythmus kann ich wohl vergessen. Simon kommt neben mich, kramt im Schrank nach einem zweitem Glas und schenkt auch sich Wasser ein. ,,Wolltest du nicht was trinken?" fragt er und deutet auf mein immer noch randvolles Glas, bevor er einen großen Schluck von seinem nimmt. Also nehme ich mein Glas und nippe daran.
,,Und. Was denkst du von allem?" Was ich davon halte? Kurz denke ich nach, hole Luft und beginne wahrheitsgemäß zu sprechen. ,,Erst war ich ziemlich aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie ihr auf mich reagieren würdet und hab mich lang gefragt, ob ihr mich überhaupt so akzeptiert. Aber jetzt ist bei mir eher so ein fragendes Gefühl, ob ich hierher gehöre. Ich meine, ihr kennt euch so gut und dann platze ich da rein und" Ich beobachte Simons Mimik, während ich erzähle und ich werde immer leiser, bis ich abbreche.
Erst ist er zustimmend, dann erschrocken und letztendlich unterbricht er mich mitten im Satz. ,,Darüber brauchst du dir keine Sorgen machen. Du gehörst genauso zu uns. Wir helfen dir schon, dass du dich hier schön einlebst." Dankbar lächel ich ihn an. Womit hab ich solche Freunde verdient? Er stellt sein Glas neben meinem ab und nimmt mich in den Arm.
Dann geht er schlafen und ich baue im Gästezimmer mein Aufnahmezeug auf. Meine Abonnenten warten ja schließlich auf Videos. Leider ist niemand wach, mit dem ich aufnehmen kann. Mit einem ,,Mhey zusammen." beginne ich die Runde und erkläre erstmal, warum in den letzten Tagen so wenig Videos kamen. Als Ausrede sage ich, dass das Internet nicht ging und es ab sofort normal weitergeht. Während der Hide'nSeek Folge rede ich über dies und das, aber immer wieder schweifen meine Gedanken zum Traum - und vorallem zu Taddl. Was ist nur los mit mir? Nach einer knappen halben Stunde sinnlosem Gerede ohne jedlichen Zusammenhang und einer zweiten Aufnahme, diesmal Happy Wheels, beginne ich zu schneiden. Einfach, damit ich später nicht schneiden muss. Leider zieht sich das so unglaublich in die Länge, da mein Hirn meint, es müsste nur an Taddl denken. Nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich endlich fertig.
Ich schaue mich noch ein bisschen im Zimmer um. Beim Fenster bleibe ich hängen. Die Sonne geht gerade wieder auf. Ich stutze.
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Glpaddl
FanfictionDurch diese Idee, eine Woche nach Köln zu fahren, rutscht Manu von einem Ereignis in's Nächste. Ehe er sich versieht, kennen sämtliche Freunde sein Aussehen und das, was zwischen ihm und Taddl ist. Aber ganz so leicht ist es nicht, denn dann gibt es...