Kapitel 9

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Mit meinem pinken Bademantel übergezogen, setze ich meinen Weg zurück in mein Zimmer fort. Es hat sich ein zartes lächeln in meinem Gesicht breit gemacht, ich weiß selbst nicht wieso aber ich fühle mich von innen heraus sehr befriedigt und gelassen. Doch im selben Moment, als ich durch meine Zimmertür gehe, fällt meine Kinnlade herunter. Ich bleibe abrupt stehen und schaue mit weiten Augen auf meine Mum, die mit einem verwirrten Gesichtsausdruck auf die Adresskarte für die Musikschule in ihrer Hand starrt, die wo mir Dagi & Bibi gegeben haben. Während ich wie angewurzelt da stehe, scheint sie nun meine Anwesenheit zu bemerken und wendet ihren Blick zu mir.

Kathrin:"Melody, du hast mir gar nicht erzählt, dass du Musik machst."

Ihr Klang der Stimme ist sehr gesenkt.
Ich fasse mir an meinem Hals, weil ich das Gefühl eines dicken Klöß in meinem Rachen verspüre. In meinen Gedanken spielt sich die Tatsache ab, wie ich ihr von all dem geschehenen erzähle. Doch ich entscheide mich dafür es nicht in Wirklichkeit zu tun, da es zu abwegig scheint.

Ich mache einen schnellen Sprung zu ihr und entreiße ihr die Karte.

Melody:"Tu ich auch nicht! Das ist nur Werbung, die wurde mir in der Stadt einfach in die Hand gedrückt."

Ich verstaue die Karte in meiner Schublade und stelle mich wie ein unschuldiges kleines Kind hin. Meine Mum kommt langsam auf mich zu und nähert sich meinem Kopf, bis sie mir schließlich einen Kuss auf die Stirn drückt. Sie wirkt ein wenig erleichtert, ich würde jetzt gerne wissen, was sich in ihrem Kopf abspielt.

-

Der Umzug nach Seattle war nur ein kleiner Teil von einem neuen Lebensabschnitt, denn nun beginnt auch endlich mein Unileben, von dem ich immer geträumt habe.
Solange habe ich auf diesen Moment gewartet. ich habe dafür hart gearbeitet, um jetzt hier studieren zu können.
Das Wochenende vor meinem ersten richtigen Unitag, war eigentlich sehr ruhig und entspannt. Mein Dad hatte mir eine dreißig minütige Standpauke gehalten, wie sich eine ordentliche Tochter zu verhalten hat. Nachdem konnte ich wieder beruhigt schlafen. Ich ließ mir in den letzten Tagen auch nichts mehr zu schulden lassen, denn mein schlechtes Gewissen macht mir immernoch zu schaffen. Ich habe meinen Eltern nicht einmal von meiner Begegnung mit Dagi & Bibi erzählt. Obwohl es gibt auch gar kein Grund dafür, ich werde sowieso nicht in dieses Studio gehen.

Gedankenverloren mache ich mich auf in Richtung Zuhause, denn mein erster Unitag ist hiermit erfolgreich absolviert. Mit einem großen und dicken Stapel voll Büchern auf meinen Händen, fahre ich auf meinem pinken Penny board die Straßen entlang. Diese Bücher reichen locker für mein ganzes Studium, aber leider ist das noch lang nicht alles an Material, sogar meine riesige Tasche ist schon bis oben hin voll gepackt. Zu gern hätte ich jetzt mindestens zwei Arme mehr.

Es lässt sich nicht gerade einfach fahren, wenn man so voll gepackt ist. Meine Eltern hätten mich doch lieber abholen sollen. Sie haben es mir noch angeboten am Morgen. Aber dafür war ich jetzt einfach zu stolz und ehrgeizig. Irgendwie werde ich das schon schaffen, so weit ist es nicht. Ungefähr 3 Meilen von der Uni entfernt, dass sollte machbar sein.
Innerlich bete ich, dass mir niemand in den Weg kommt.
Ich biege gerade an der nächsten Ecke ab, da trifft mich der Schlag. Als würde mich das Schicksal bestrafen wollen, fährt mit hoher Geschwindigkeit ein junger Mann auf einem Longboard in mich hinein und ich in ihn. Mein Herz setzt vor schock einen Augenblick aus. Wir sind zum Glück noch ein wenig voneinander ausgewischen, trotzdem hat es und beide erwischt und wir liegen samt meinen Büchern über den Boden verteilt auf dem Asphalt. Nach der kurzen Schocksekunde richten wir uns langsam auf, der Junge etwas schneller als ich.

Junge:" Alles ok bei dir?"

Ich schau zu ihm auf und nicke etwas verunsichert, als er bereits wieder auf seinen Beinen steht. Dabei mustere ich ihn, so unauffällig wie es nur geht. Er trägt weiße Nike Airforce, eine lockere graue Jeans mit einem passenden weißen V-neck. Sein Kopf ist mit einer grau-schwarzen Snapback bedeckt, doch seine dunkelblonden Haare sind dennoch zu erkennen. Seine ausgesprochene schlanke Körperstatur macht ihn äußerst attraktiv. In seinem Gesicht formt sich ein verschmitztes lächeln, ich verwandele mich soeben in eine Tomate. Er scheint wohl gemerkt zu haben, wie ich ihn abgecheckt habe. Peinlich.

Er reicht mir seine Hand, nach der ich sofort greife und nun wieder den Halt auf meinen Beinen spüre. Nun betrachte ich ihn auf der gleichen Ebene. Ich applaudiere innerlich, als ich feststelle das wir ungefähr gleich groß sind. Doch ich habe keinen Zweifel daran, dass er vielleicht ein paar Jahre älter als ich ist.
Unsere Blicke treffen sich und seine funkelnden grünen Augen ziehen mich in ihren Bann. Aus seinem lächeln kommen plötzlich seine Zähne hervor, dass lässt mich verunsichern. Doch schnell wird mir klar, warum er so strahlt. Ich halte immernoch fest gepackt seine Hand. Ich bin schon kurz davor sie zu erdrücken. Peinlicher geht es nicht mehr.
Ich erschaudere, während ich seine Hand schlagartig loslasse. Ich bin wahrscheinlich gerade dabei noch mehr zu erröten, was ich dachte ohne hin nicht mehr geht.
Ich schweife zurück zu meinen Büchern, die überall verstreut rumliegen.

Melody (flucht) :" Oh man! So eine Scheiße!"

Ich bücke mich zum Boden und sammel ein Buch nach dem anderen auf. Er tut es mir völlig unerwartet gleich.

Junge:"Da hast du aber ganz schön was vor dir."

Melody:"Besser als in fremde Leute rein zu fahren."

Junge:"Entschuldige vielmals."

Melody:"Schon gut, ich habe auch nicht aufgepasst."

Nachdem ich alle Bücher beisamen habe, stelle ich mich wieder auf mein Board und zische davon, ohne ihm nachzusehen. Davor bedanke ich mich bei ihm, warte jedoch auf keine Reaktion. Umso schneller ich von dieser peinlichen Situation entkomme, desto besser.

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Ich freue mich über jeden Vote & Kommentar! <3 xoxo lina

Die Melodie bestimmt dein Leben [FanFiction mit Dagi und Bibi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt