Kapitel 5

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Bereits eine gefühlte Stunde schlendere ich durch die Stadt und mir wird erst jetzt richtig bewusst, wie groß Seattle eigentlich ist. Mein Gefühl sagt mir, dass dieser Ort voller Geheimnissen und Überraschungen steckt. Das aller erste Mal laufe ich durch die Straßen Seattles und versuche eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Nachdem ich die Anmeldeformulare der Uni überreicht habe, beschließe ich meinen Weg durch die City fortzusetzen. Auch wenn es nur so von Menschen wimmelt, genieße ich diese Zeit für mich und diese Auszeit von meinem Dad, der eben nur Augen für sein Auto und dem Ganzen drumherum hat.

Ich habe eigentlich nichts gezieltes vor Augen, ich gehe einfach in die Richtung wo der Weg mich hinführt. Solangsam nehme ich aber etwas aufregendes wahr. Es geht immer mehr steil auf und die ganzen Hochhäuser sinken tiefer und werden immer kleiner. Ich entferne mich immer weiter weg von meinem Zuhause. Plötzlich erscheint eine wundervolle geblümte grüne Wiese, durch sie hindurch führt ein schmaler Weg. Ich scheine die einzigste zu sein, die nicht weiß wo sie sich gerade befindet. Das muss hier wohl sowas wie ein Park sein. Mit langsamen Schritten folge ich dem Weg, bis der Höhepunkt schließlich erreicht ist.

Mein Blick schweift zur linken Seite, dort stehen viele der Menschen und packen rasch ihre Kameras aus. Ich schließe mich behutsam an. Dann stockt mir der Atem. Meine Hände greifen sich am Geländer fest. Ich spüre wie mein Blick erstarrt. Aus dieser Sicht kann man wohl auf ganz Seattle hinunter schauen. Ich habe noch nie so etwas schönes gesehen, ich wusste zwar wie wundervoll Seattle sein soll. Aber aus dieser Perspektive sie zu betrachten, war für mich vorher unvorstellbar. Obwohl ich es vorher garnicht gemerkt habe, scheine ich sehr weit gelaufen zu sein. Dieser Park scheint sehr beliebt bei den Menschen zu sein. Kein Wunder, die Aussicht ist einfach unbeschreiblich und die Sonne strahlt auch noch aus der selben Richtung auf uns ab. Was für ein magischer Moment. Ich liebe es die Welt zu sehen und die Freiheit zu genießen.
Vorhin hatte ich noch miese Laune, doch davon ist jetzt nichts mehr zu spüren.

Ich will gerade mein Handy zur Hand nehmen, um ein Foto zu knipsen. Doch dann erklingt wie aus dem nichts eine Melodie in meinen Ohren. Zu meiner Überraschung handelt es sich dabei aber nicht um meine übliche Melodie, die immer mal in den unterschiedlichsten Momenten auftaucht. Täuscht mich mein Gefühl oder kommt die Melodie ganz aus der Nähe? Ich schaue um mich her, aber kann nichts erblicken können. Ich vertraue auf meinen Gehörsinn, lausche der Musik und folge ihr. Ich schleiche vor mich her und desto näher ich gehe, umso lauter wird es. Schließlich scheine ich am Ziel angekommen sein. Ein paar Menschen versammeln sich um einen Baum, auch wenn ich mich auf meine Zehenspitzen stelle, kann ich durch die großen Leute nichts erkennen. Doch die Neugier packte mich und irgendwie kämpfe ich mich durch die Menge.

Melody:"Entschuldigung...Sorry...Entschuldige bitte..."

Als ich nun vorne stand, schnaufe ich vorerst erleichtert auf und fahre mir durch meine Haare. Nachdem ich mich zusammen gerauft habe, konzentriere ich mich wieder auf die Melodie. Völlig überrascht starre ich auf zwei blondhaarige Mädchen, vielleicht etwas älter als ich, sie haben sich auf eine kleine Decke unter dem Baum niedergelassen. Eine von ihnen spielte vertieft Gitarre, während die andere zuerst nur vor sich hin schaut und zum Takt schunkelt. Bis sie plötzlich beginnt einen Text zu singen.

" Ich sehe die Schatten unter der Spitze des Berges."

Schon ab dem ersten Satz strahle ich vor Begeisterung.

"Ich habe keine Angst, wenn der Regen nicht aufhört"

Dann kommt mir ein Gedanke in den Sinn, dieser Text. Ich kenne ihn, mit diesem Lied wurde ich heute Morgen doch geweckt, nur der Text war in Englisch gesungen. Keinen Zweifel. Auch die Musik dazu hat einen komplett anderen Sound.
Nichts desto trotz, kann ich es kaum fassen. Die beiden haben unglaubliches Talent.

"Weil du den Weg erhellst."
"Du erhellst den Weg!"

Melody:"Duu erhellst deeenn Weeeeg!"

Ich schlug die Hände vor den Mund und schrecke von mir selbst zusammen. Was war das gerade? Ich habe jetzt aber nicht wirklich laut gesungen? Ich kann es richtig auf meiner Haut spüren, wie all die Blicke auf mir liegen. Selbst die beiden Blondinen starren mich an und haben aufgehört zu singen. Mein Kopf dröhnt, ich kann aufeinmal kein klaren Gedanken mehr fassen. Ich bin noch nie so verwirrt von mir selbst gewesen.

Was soll ich jetzt nur tun?

Immernoch herrscht Todesstille und alle Augen sind auf mich gerrichtet, bis ich schnellstens umkehre und die Flucht ergreife. Doch ich komme nicht besonders weit, da höre ich wie einer der Mädchen mir nach gerannt kommt und nach mir ruft.

"Hey! Du da! Stopp! Bleib stehen!"

Plötzlich packt sie mich am Arm und bringt mich zum Stillstand.

"Bitte warte, süße."

Sie versperrt mir den Weg, indem sie sich dicht vor mich stellt und meine Hände fest in ihre hält.

"Wie heißt du, wenn ich fragen darf?"

Ich halte einen Moment lang inne und werfe einen Blick in ihre strahlend blauen Augen.

Melody (stottert) :"Ich bin Melody."

Sie löst sich von mir.

"Ich heiße Dagmara, aber alle nennen mich Dagi."

Sie lächelt und zeigt auf das andere Mädchen, das gerade völlig aus der Puste mit der Gittare im Schlepptau zu uns kommt.

"Dagi! Du hättest mir ruhig kurz helfen können."

Dagi legt den Arm um sie.

Dagi:"Sorry... & das hier ist meine Verrückte Freundin, Bibi!"

Bibi (lacht) :"Heey! ...so verrückt bin ich aber nun auch nicht."

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Ich freue mich über jeden Vote & Kommentar! <3 xoxo lina

Die Melodie bestimmt dein Leben [FanFiction mit Dagi und Bibi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt