Kapitel 16

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Von der einen Sekunde auf die andere, schlagen die geschockten Gesichter meiner Eltern in meine Richtung. Es fällt mir schwer ihnen in die Augen zu schauen, da sich in mir sofort Wut bildet. Dieses Bild das ich im Augenblick von meinem Eltern habe, hatte ich noch nie zuvor. Doch seit ich in Seattle lebe, läuft anscheinend alles einem komplett anderen Weg entlang, von dem ich mir vorher nie erträumt hätte.

Von dem Treppengeländer aus, kann ich sichtlich erkennen, wie beiden bei meiner plötzlichen Erscheinung die Kinnlade herunter fällt. Ich bin immernoch so unfassbar aufgewühlt von der vorherigen lautstarken Auseinandersetzung und deswegen ertrage ich die Art und Weise der beiden nicht mehr.
Desto länger sie schweigsam da stehen und es anscheinend gar nicht für nötig halten mit mir zu sprechen, umso mehr steigt die Wut in mir. Im Eiltempo schreite ich an beiden vorbei und denke nicht im geringsten daran mich zu ihnen zu wenden. Leise fluche ich dabei vor mich hin "Dann antwortet mir halt nicht." , doch ich bin mir sicher es war deutlich genug für sie zu hören. Als ich die Tür gerade öffne, um mir den Weg nach draußen zu gewähren, bricht mein Dad sein bitteres Schweigen.

Thomas:"Wo willst du hin Fräulein!?"

Ich wundere mich nicht wirklich über seine harschen Worte.
Ehe ich die Luft, die von draußen rein zieht, tief einatme, drehe ich mich schlagartig auf dem Absatz um und versuche zu kontern.

Melody:" Ich habe meine Tasche vergessen! Und bevor du jetzt wieder ausrastest, meine ganzen Sachen zum Lernen für die Uni befinden sich darin. Also kein Lernmaterial - keine Uni!"

Ich lasse ihn gar nicht mehr zu Wort kommen und kehre mich geradewegs wieder auf dem Absatz um und steige über die Türschwelle hinaus, während ich die Haustür mit schneller Geschwindigkeit hinter mir mit ziehe und sie sich schließlich mit einem lauten Knall schließt.

Ich schnaufe erleichtert aus, doch bleibe vorerst stehen, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Ich glaube mein Unterbewusstsein erwartet nun, dass mein Dad mir hinterher kommt und mich zurück in die Wohnung zerrt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dazu ist er momentan nicht in der Lage. Nachdem ich mich zusammen gerauft habe, setze ich mich wieder in Bewegung.

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Nun stehe ich wieder da, an dem Ort von dem ich gedacht habe, so schnell nicht mehr da sein zu können. Das Studio "Tube Club". Es kommt mir so vor, als wäre ich schon so oft hier gewesen. Mir ist es immernoch ein Rätsel, warum dieser Platz so magisch auf mich wirkt.
Ich habe dieses Brennen in meiner Brust gespürt, als ich von hier weg musste, ohne zu wissen wann ich wieder hier sein werde.

Gehöre ich an diesen Ort?

Du schweifst schon wieder zu weit ab mit deinen Gedanken, denk daran weshalb du hier bist. - erinnert mich mich meine innere Stimme und sie hat recht. Meine Tasche.

Ich befinde mich in der Innenaula und ich frage mich wirklich, ob ich vorher die vielen verschiedenen Räume wahrgenommen habe. Es wird nicht leicht meine Tasche zu finden, bevor ich Dagi und Bibi finden kann. Denn von den Beiden ist weit und breit keine Spur, nur ein paar andere Leute, die ich nie zuvor gesehen habe, stehen an ihren Schließfächer. Ich laufe in einen Gang rechts weiter und sehe nur ein Pärchen an der Wand wild rumknutschen. Ich dränge mich dazu, nicht all zu sehr hinzustarren.
In diesen Moment bin ich maßlos überrascht darüber, was meine Augen am anderen Ende des Gangs erblicken können. Seelenruhig, verlassen und an einer verschlossenen Tür angelehnt, liegt sie da. Endlich meine Tasche, wenn nur nicht die ganzen wichtigen Bücher und Lernsachen drinnen wären, dann wäre sie mir wahrscheinlich so egal.

Ich schnappe sie mir und schwinge sie mir über. Jetzt habe ich zwar meine Tasche zurück, doch irgendwie fühl ich mich nicht zufrieden damit. Ich hatte nie vor in so kurzer Zeit wieder hier zu sein, aber dann vergaß ich meine Tasche. Ich glaube nicht immer an das Schicksal, aber in dem Fall passt es einfach.

Die Melodie bestimmt dein Leben [FanFiction mit Dagi und Bibi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt