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Hattet ihr schon einmal das Gefühl wirklich von jemandem berührt worden zu sein? Ich bisher nicht. Das einzige was mich bisher wirklich berührt hat waren Filme, Bücher und der Tod. Noch nie wirklich noch nie hat mich eine Person durch ihre bloße Anwesenheit und der Ausstrahlung berührt. Aber ER hatte es geschafft. Ich weiß nicht was es war, aber er ließ mich nicht so kalt wie es sein sollte. Er ging mir unter die Haut und das hasste ich. Ich konnte nicht aufhören über ihn nachzudenken. Über das was er gesagt hatte. Er wollte, dass ich weiß, dass er es nicht war. Aber wieso? Er kennt mich nicht. Er weiß nicht wer ich bin und trotzdem möchte er, dass och ihm glaube. Er hat nicht ausgesagt was ihn schuldig wirken lässt und ich verstehe nicht wieso er es nicht getan. Wieso war es ihm egal, dass er hinter Gitter kommt aber er wollte unbedingt, dass ich ihm glaube. Und ich gab es nicht gern zu, aber ich glaubte ihm. Was es genau war konnte ich nicht sagen, aber als er so vor mir dastand, völlig verzweifelt, darauf aus mir zu erklären dass er unschuldig ist hatte er einen Schalter gedrückt, der mich ihm glauben ließ. Und ich hasste mich selbst dafür. Alle Beweise sprechen gegen ihn und wie es aussieht kann er auch nicht das Gegenteil beweisen und trotzdem wünschte ich, ich hätte ihm weiter zugehört. Ich wünschte mir ich wäre dageblieben, hätte mich ihm in die Arme geworfen und ihn getröstet. Er war verzweifelt und nur ich hätte ihn trösten können. Und für diese Gedanken hätte ich mich ohrfeigen können. Immer und immer wieder. Es ließ mich nicht schlafen und hielt mich wach. Nachdem ich fluchtartig das Schulgelände verlassen hatte, hatte ich kein Wort mehr geredet. Mom hatte zwar versucht ein Gespräch anzufangen, aber ich habe bloß abgeblockt. Ihr ging es offensichtlich schon besser. Der Tapetenwechsel hatte ihr wohl geholfen über Autumn's Tod hinwegzukommen und die Zeit mit Desiree hatte ihr auch nicht geschadet. Sie konnten sich austauschen und sind für einander da und darüber war ich verdammt nochmal richtig froh. Zuhause stand Desiree Freude strahlend in der Küche. Das war merkwürdig aber lächelte sie sanft an. Ich hoffte es kam ehrlich rüber auch wenn mir gar nicht nach lächeln zu Mute war. Ich ging schnell ins Wohnzimmer und schnappte mir irgendein rumliegendes Buch und stieg dann schnell die Treppe hoch in mein Zimmer. Ich schmiss mich aufs Bett und versuchte mich auf das Buch zu konzentrieren, aber ich konnte nicht. Nach zwei Stunden und vier Versuchen meiner Mutter mich runter zum Essen zu bekommen, gab ich auf und legte das Buch weg. Stattdessen nahm ich irgendeine CD aus dem Regal und legte sie in die Stereo Anlage. 'The story - Brandi Carlile'. Es ist ein ziemlich unbekanntes Lied, aber von der richtigen Person gesungen ging es einem unter die Haut. Ich hab mich nie getraut zu singen. Ich wusste nicht wieso, aber schien mir irgendwie nicht richtig. Diesmal war es mir egal. Ich wollte nur vergessen und vielleicht konnte ich so loslassen. Ich habe versucht alles zu vergessen und habe einfach angefangen mit voller Kraft zu singen. Ich mich in der Melodie gehen lassen bin darin geschwommen und habe alles um mich herum vergessen. Als der letzte Ton erklang blieb ich atemlos in der Mitte meines Zimmers stehen. Ich habe nicht einmal mitbekommen, dass ich mich bewegt hatte. Erst jetzt konnte ich wieder etwas wahrnehmen. Es ertönte ein klatschen an der Tür. Ich drehte mich um und sah Xander am Türrahmen lehnen. „Du bist wirklich gut. Du solltest etwas daraus machen." Meinte er und ging auf mich zu bis er kurz vor mir stehen blieb. „Mr. Williams hat dich gefragt ob du in die Schulband einsteigst oder?" Ich sah ihn etwas geschockt an. „Woher weißt du das?" Er hatte dieses Grinsen aufgesetzt, das zeigt, dass er etwas weiß das ich nicht weiß und ich hasste es. Meine Stimme klang ganz bestimmt total unsicher. Mr. Williams hatte es doch nicht in der Schule rum erzählt oder? „Woher weißt du das?"                                                                                                 „Er ist dafür bekannt, die Neuen zu überreden einzusteigen. Hats bei mir auch versucht, aber ich bin zu unmusikalisch wie eine Maus, die versucht Geige zu spielen, also... Ich hab geraten."                        „Eine geigenspielende Maus? Ach egal... Ja er hat es versucht und ich hab ja gesagt. Was ich da vorne gemacht hab hat so Spaß gemacht und ich wollte es wieder tun. Nach so langer Zeit konnte ich wieder glücklich sein und ich konnte darin aufgehen. Ich..." Ich wurde während meiner enthusiastischen Rede unterbrochen. „Was meinst mir: Seit langer Zeit wieder glücklich? Ich weiß, dass es einen anderen Grund für deinen Umzug hierher gibt, als der neue Job deiner Mom. Ich will dich nicht drängen. Ich will nur, dass du weißt, dass du es mir erzählen kannst wenn du so weit bist." Atemlos stand er vor mir. Ich bin normal nicht so der Typ für das was ich jetzt gleich mache, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich musste ihn umarmen. Er überragte mich um einiges und ich konnte gerade so über seine Schulter sehen. „Danke.", flüsterte ich ihm ins Ohr. Er rückte wieder von mir ab und lächelte mich an. „Dafür brauchst du mir nicht danken. Dafür sind Freunde doch da.", sagte er und zwinkerte mir zu.                                                                                                                                                    Ich atmete tief durch und sah ihn an. „Ich hatte noch nie Freunde. Ich war als Kind auf mich allein gestellt und in der Schule wurde ich gemobbt. Ich hatte keine Probleme damit, aber es ist einfach komisch, wenn es jemanden gibt der sich um dich kümmert. Und ich muss mich erst daran gewöhnen." Er sah mich einfach nur an. „Ging mir genauso, aber meine Schwester und Nat haben mir geholfen und jetzt helfe ich dir." Mit diesen Worten drehte er sich einfach um und ging. Kein ‚Tschüss', ‚Bis Morgen' oder ‚Mach schön brav deine Hausaufgaben'. Das wäre so typisch Xander gewesen. Ich sah auf die Uhr. 18:37 Uhr. Ich ging schnell duschen und mich umziehen und dann kurz in die Küche um etwas zu essen. Mom und Desiree sind nicht da und ich war ziemlich froh darüber. Ich musste schon wieder die ganze Zeit an Carter denken und das gefiel mir gar nicht.
***
Ich habe wirklich die ganze Nacht kein Auge zu gemacht. Irgendwann musste ich aber dann doch aufgewacht sein.  Kennt ihr das, wenn ihr aufwacht, aber das Gefühl habt überhaupt nicht geschlafen zu haben? Genau so ist jetzt auch bei mir. Ich fühlte mich miserabel, richtig schrecklich. Es ist wieder so wie vor der Nacht mit dem Traum. Ich hatte gehofft es würde sich ändern, aber diese Begegnung hinter der Schule hat mich total fertig gemacht. Es war erst 5 Uhr morgens, aber ich konnte wahrscheinlich sowieso nicht mehr schlafen, also schleppte ich mich aus dem Bett zu meinem Kleiderschrank. Heute soll es schon etwas kälter werden, der Herbst meldete sich also schon an. Ich zog irgendeine Jeans und ein T-shirt an. Ich achtete gar nicht genau darauf was und ging Zähne putzen. Ich hatte keinen Hunger, also nahm ich das Buch von gestern zur Hand und mein Handy. Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf die cremefarbene Couch. Ich stellte irgendein Lied an und fing an zu lesen. Diesmal konnte och mich besser konzentrieren. Ich wurde immer müder und schlief noch einmal ein.
***
Ich wurde durch ein Rütteln geweckt. Ich blinzelte einige Male um meine Sicht zu verbessern und sah meine Tante an. Sie sah schon viel besser aus als noch vor einer Woche. Auch ihr hatte unser Umzug hierher gut getan.
"Ich fahre dich heute zur Schule. Calli musste heute schon früher zur Arbeit. Mach dich noch schnell fertig. Ich warte im Auto." Sie war dabei sich umzudrehen als sie mich noch einmal ansah. "Kämm dir noch mal die Haare. Sie sehen aus als wären sie explodiert." Mit einem Grinsen auf dem Gesicht dreht sich nun endgültig um. Ich lächelte ihr nach. Och fuhr schnell mit meinen Fingern durch meine Haare. Denen kann eh niemand mehr helfen und ehrlich gesagt war es mir heute auch egal. Ich nahm mein Handy und sah darauf. 8:15 Uhr. Verdammt ich bin jetzt schon zu spät. Ich eilte schnell nach draußen und in Desiree's Auto. Sie sagte nichts und fuhr los. Ich hing mal wieder in meinem Gedanken Carter nach. Der Name ist doch irgendwie komisch oder? Erinnert mich an eine Katze, aber das passt auch zu ihm. Er diese dunkele, geheimnisvolle, sexy... ,nein stopp nicht sexy, Aura die ihn wie ein Raubtier wirken lässt. An der Schule angekommen, verabschiedete ich mich schnell von meiner Tante und eilte in Richtung Eingangstür. Meine drei Katastrophen hatte ich wohl verpasst (Das ist mein Spitznamen für Xander, Hope und Nat), aber das war mir in dem Moment ziemlich egal. Ich umklammerte meine Tasche und rannte beinahe. Hinter mir hörte ich das Auto weg fahren. Ich achtete nicht auf meinen Weg,  ich wollte bloß so schnell wie möglich in die Schule und in meinen Unterricht. Ich hatte keine Lust einen Eintrag zu bekommen, also beschleunigte ich noch mehr bis ich gegen eine harte Wand stieß.  Ich hielt mir die Stirn die vor Schmerz zu pochen anfing und sah auf.  Und da stand er. Carter Mason. Wir starrten uns in die Augen, es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis er sich von meinen Augen abwendete und mich oben bis unten musterte. Ich hasste es wenn Leute das machen. Man weiß ja nie wieso. Ich ging immer davon aus,  dass sie etwas suchten womit sie mich aufziehen konnten, aber er, er hatte so ein glitzern in den Augen, dass ich nicht identifizieren konnte. Ohne weiteres packte er mich an den Armen und zog mich zu einem Auto. Keine Ahnung was es für eins war, aber es gefiel mir. Er öffnete die Beifahrertür und stieß mich hinein. Ich war komplett geschockt und konnte mich nicht bewegen. Ich konnte die Tür nicht aufstoßen und ich war mir auch nicht sicher ob ich es wollte. Das Auto roch sehr gut. Ich konnte nicht beschreiben. Es roch ziemlich männlich und irgendwie nach Natur. Ich liebte diesen Geruch, es erinnerte mich an die vielen Nachmittage im Wald hinter meinem alten Haus. Trotzdem verfiel ich langsam in Panik. Was wollte er von mir? Mich entführen und dann umbringen, weil ich zu viel wusste? Nein. In meinem Innersten wusste ich, dass es nicht deshalb war.  Ich vertraute einem Fremden, der wahrscheinlich meine Cousine getötet hat mein Leben an. Das ist wirklich bescheuert. Aber ich hatte das Gefühl, dass er mir nichts antun könnte. Er setzte sich und startete den Motor er fuhr sehr schnell und ich klammerte mich an der Tür fest, unfähig zu sprechen. Er starrte stur auf die Straße, als ich ihn ansah. Ich räusperte mich einmal und hoffte, dass meine Stimme vor Angst nicht zitterte. "Was mache ich hier?" Er sah mich kurz aus seinen blauen Augen an, blickte aber sofort wieder auf die Straße. "Du musst mir glauben und Air, ich werde alles tun damit du mir glaubst. Wir müssen uns kennen lernen damit du mir vertaust und das ist der Anfang. Wir machen einen kleinen Ausflug. Du musst mich mögen, du musst einfach." Das sagte er mit seiner tiefen Stimme eher zu sich selbst als zu mir. 

Air. So hatte mich noch niemand genannt. Und es gefiel mir. Ich beruhigte mich als ich seine Stimme hörte und wollte ihn wirklich kennen lernen. Er war so schwer zu durchschauen. Und das ist eine weitere Sache die mir wirklich überhaupt nicht gefiel.

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Über 1000 Reads ihr seit Hammer. Danke!!!!❤❤❤

A/N: Hallöchen hier bin ich wieder!!!! Ich bin am Mittwoch aus dem Urlaub zurück gekommen und hab mich dann auch gleich an das nächste Kapitel gesetzt. Ich hoffe es gefällt euch.:)) Lasst bitte Votes und Kommentare da, damit ich weiß was ihr so über die Story und die Charaktere denkt. :D 

Das Lied ist echt wunderschön und ich finde es passt perfekt zu Yuna's Situation. Ich habe das Video oben von Sara Ramirez aus grey's anatomy weil ich es so wunderschön finde wie sie es singt. Ich weiß es ist ziemlich tief, aber Yuna kann halt alles ;) Ne Spaß, nur falls ihr euch denkt die Tonlage passt nicht zu ihr, das finde ich auch, aber ich stelle mir einfach vor sie singt es höher, dass funktioniert auch teilweise. :DD

Das nächste Kapitel könnte wieder etwas dauern. Am Montag bekomme ich 2 von 4 Weisheitszähnen raus. Ich weiß nicht genau wie es wird, also kann ich euch nichts versprechen. Es tut mir wirklich Leid, das ihr in letzter Zeit immer solange warten müsst. Ich gebe mir echt Mühe. ♥

Bleibt mal wieder flauschig! (Wie findet ihr das?)

eure -FindmyinnerMelody-

How to save a life - Gebrochenes Versprechen *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt