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Nachdem Natalie und Hope sich in ihrer üblichen überdrehten Art so schnell von mir verabschiedet hatten, sodass ich gar kein Wort des Abschiedes aussprechen konnte, legte ich mich erstmal seufzend mit dem Rücken auf mein Bett und lag einen Arm über meine Augen. Ehrlich gesagt war ich ziemlich aufgeregt auf den nächsten Abend. Ich hatte keine Ahnung was auf mich zukommen sollte und dass ich ihnen jemanden vorstellen wollte, den sie noch nicht einmal kannten machte das Ganz auch nicht besser. Nach circa fünf Minuten ging ich hinunter um meine Mom um Erlaubnis zu fragen. Sie war so aus dem Häuschen, dass sie mich viel zu fest in die Arme schloss und ich fast keine Luft mehr bekommen hatte. Mom wollte mich anfangs hinfahren, nachdem ich allerdings gesagt hatte, dass es nicht weit war, wie ich aus Natalie's Adresse lesen konnte, ließ davon ab aber bestand darauf Chips und Süßkram für uns zu kaufen. Während sie schnell zum Supermarkt fuhr um viel zu viel einzukaufen, so wie ich sie kannte, suchte ich eine Nummer im Telefonbuch herraus. Ich wählte die Nummer mit flinken Fingern am Festnetz und wartete bis jemand abnahm.

„Hallo?"

„Guten Tag Mrs. Cope ist Faith da?"

***

Der Wind ging ein wenig was mich dazu veranlasste etwas zu zittern. Man merkte deutlich, dass es schon auf die Wintertage zu ging. Mit einer Tasche voller Esssachen und einer anderen mit meinen Schlafzeug ging ich mit Faith auf dem Bürgersteig entlang um zu Nat zu gelangen.

„Bist du sicher, dass ich mitkommen sollte? Das ist keine gute Idee. Ich kenne die doch gar nicht und sie kennen mich nicht. Was wenn sie mich nicht mögen und dann rausschmeißen? Was soll ich dann tun? Was wenn ich dann auf der Straße ausgeraubt und ermordet werde? Was denken dann wohl meine Eltern? Sag ihnen dass ich sie lieb hatte. Sag ihnen..." Ich zog meine Augenbrauen hoch und sah sie an. Schnell blieb ich stehen und zwang sie dazu mich anzusehen.

„Beruhige dich. Ich kenne sie zwar noch nicht lange, aber ich vertraue ihnen. Sie sind die ersten Freunde, die ich je hatte und haben mich sofort aufgenommen. Falls sie dich rausschmeißen, gehe ich mit dir, dann sterben wir zu zweit, verstanden?"

Überrascht sah sie mich an. Diesen Ausbruch hatte sie wohl nicht von mir erwartet. Ach was sag ich, nicht mal ich habe das erwartet. „Wo kam das denn her?", murmelte ich leise. Diese selbstbewusste Seite an mir ist neu. Ich bin mir nicht sicher ob es mir gefallen sollte oder nicht. Hektisch nickte sie und atmete tief durch bevor wir uns weiter auf den Weg machten. Ich wusste wirklich nicht woher das kam, ehrlich gesagt war ich selbst so nervös, dass ich letzte Nacht kaum schlafen konnte. Ich war noch nie irgendwo über Nacht, geschweige denn habe ich noch nie etwas mit Freunden unternommen, da ich ja nie welche hatte. Ich hatte eine Heidenangst davor etwas falsch zu machen, so dass sie mich dann nicht mehr mochten. Den Rest des Weges gingen wir schweigend, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Als wir vor dem richtigen Haus standen blieben wir davor stehen und sahen uns gleichzeitig an. „Los geht's!", sagte ich so fröhlich und überzeugend wie möglich. Faith's Blick nach zu urteilen eher weniger erfolgreich. Wir traten zusammen durch das Gartentor und gingen auf die Haustür zu. Zitternd drückte ich die Klingel. Kaum hatte ich mich wieder normal hingestellt, riss Nat die Tür auf und zog mich in ihre Arme. Damit hatte ich nicht gerechnet was mein Gesicht wohl auch zeigte. Wenige Sekunden später löste sie sich von mir und wendete sich Faith zu. Diese streckte Nat zögerlich ihre Hand entgegen, ihre ganze Haltung zeigte ihre Angst. Womit niemand wohl gerechnet hatte war, dass Natalie ihre Hand komplett ignorierte und sie in ihre Arme zog. Faith war wohl genauso überrascht wie ich. Man sah ihr an, dass es ihr etwas unangenehm war genauso wie mir, aber ich denke, dass ihr diese nette Geste ein wenig ihrer Angst genommen hatte. Nat ließ sie wieder los und zog uns beide mit einer schnellen Handbewegung an unseren Armen ins Haus. Grinsend stellte sich Natalie vor uns hin. „Hey, ich bin Natalie, du kannst mich nennen wie du willst. Natalie, Nat, Lie, Natie..." Diese Liste führte sie mit Namen aus, die ich noch nie gehört hatte. Faith lehnte sich an mein Ohr und flüsterte „Ist die immer so?" Wir beide mussten leise lachen. Ich schüttelte dabei leicht meinen Kopf. „Ja, meistens." Natalie zählte immer noch auf und wir wendeten uns ihr wieder zu. „Aber am liebsten ist mir Nat." Kurz war es ruhig als wir plötzlich alle drei zu lachen anfingen. So gelöst hatte ich mich außer beim Singen noch nie gefühlt. Als wir uns beruhigt hatten, führte uns Nat die Treppe hinauf, die direkt neben der Haustür in eine höhere Etage führte. Sie erzählte ein wenig. „Unten ist die große Küche und das Wohnzimmer. Hier im ersten Stock schlafen meine Geschwister und meine Eltern. Den Dachboden haben wir zu meinem Zimmer umgebaut, da nur wenig Platz war.", erklärte sie während sie mit ihren Händen ausladende Bewegungen macht. Als wir am Fuß der nächsten Treppe ankamen stiegen wir die letzten Treppenstufen zu ihrem Zimmer hinauf. Sie öffnete die Tür und ließ uns hinein. Der Raum war riesig und sehr beeindruckend und wunderschön. Die Wände waren in verschieden Orangetönen gestrichen und überall hingen Fotos. Sie hatte ein Himmelbett mit weißen Lacken außerdem hatte sie ihr eigenes Wohnzimmer mit einem Ecksofa und Plasmafernseher. Durch die Dachfenster ist es sehr hell und das Licht lässt die Wandfarben leuchten. Außerdem hat Nat einen riesiger Schreibtisch mit Computer und ein Bücherregal, wobei da mehr DVD's als Bücher stehen. Mein Mund fiel auf. Ich war wirklich sprachlos. „D-Das ist dein Zimmer?", brachte ich letztendlich heraus.

How to save a life - Gebrochenes Versprechen *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt