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Die ganze letzte Woche hat mich ziemlich fertig gemacht. Kein Wunder also, dass ich versuchte meine Gedanken von einer bestimmten Person abzuhalten. Nach der Bandprobe am Freitag konnte ich gar nicht fassen, dass Wochenende war. Die ganze Band war wirklich nett. Sie haben sogar mit mir gewartet bis meine Mom kam um mich abzuholen. Ich habe mich größten Teils aus den Unterhaltungen rausgehalten, ich wollte mich nicht in neue Freundschaften stürzen um dann enttäuscht zu werden. Es war wirklich schwer mich, zu Leuten vertrauen zu fassen und es kostete mich einiges an Überwindung die Abschiedsumarmungen der Jungs zu erwidern. Bei Faith wäre es anders gewesen, doch zu meiner Überraschung hatte sie wohl die gleiche Einstellung zu Umarmungen wie ich. Sie müssen nicht unbedingt sein.

Als ich zu meiner Mom ins Auto stieg, sah sie mich ungläubig an. Sie hatte wohl gesehen wie Joke und Jesse mich umarmten. Mich wunderte ihre Reaktion nicht wirklich, ich hatte nie Freunde, auch wenn sie immer dachte ich hätte welche, mit Ausnahme von Autumn, ich habe meine ‚Freunde' nie mit nach Hause genommen. Naja, war im Grunde genommen auch nicht möglich. Ihr denkt jetzt wahrscheinlich: Wie blöd ist die denn? Was lügt die ihrer Mutter was vor? Aber ich wollte nicht, dass sie denkt ihre Tochter wäre "sozial inkompetent". Früher oder später wäre sie dann auch auf das Mobbing in der Schule gekommen und das wollte ich erst recht nicht.

Ich winkte den Dreien noch einmal zu, dann fuhr meine Mom los. Während der Fahrt schenkte sie mir nur ab und zu einen Blick aus den Augenwinkel, als würde sie immer noch überlegen, ob sie sich diese Personen, die mit mir interagiert haben, nicht doch nur ein Produkt ihrer Fantasie war. Nach ca. zehn Minuten brach sie dann doch die Stille.

„Ich bin wirklich froh, dass du Freunde gefunden hast. Erst diesen netten Jungen Alexander und jetzt diese drei. Ich denke der Umzug hierher hat dir wirklich gut getan." Mein Hals wurde eng. Es hörte sich so an, als hätte sie längst vergessen wieso wir überhaupt hier waren. Ich traute meiner Stimme nicht, also nickte ich nur flüchtig in ihre Richtung. Hoffentlich hatte sie meine Antwort gesehen.

Dieses Mal war die Stille wirklich erdrückend. Was nur dazu führte, dass ich wieder nachdachte. Verdammter Mist! Mein Kopf drehte sich immer vor Anstrengung wenn ich eine Lösung zu meinem inneren Kampf kommen wollte. Ich konnte einfach nicht aufhören darüber nachzudenken, ob ich seinen Augen trauen sollte oder nicht. Die Augen sind das Tor zur Seele sagt man doch. Müsste darin dann nicht auch die Wahrheit liegen? Wieso will er etwas von mir, ausgerechnet mir? Er schien als hätte er wirklich keine Ahnung, sondern einfach nur ein Bedürfnis mir seine Gefühle zu erklären. Das muss ganz schön verwirrend für ihn sein. Warum sagte er nicht aus? Hat er keine Familie und niemanden für den es sich zu kämpfen lohnt? Ich musste all das unbedingt aus ihm herausbekommen. Irgendwie...

***

Ich schob den Einkaufswagen durch die Gänge und suchte verzweifelt nach dem Mehl. Meine Mom hat darauf bestanden mit mir einkaufen zu gehen so wie wir es früher auch gemacht haben, wenn wir Zeit hatten. Das war das Gleiche wie mit dem Kochen. Sie bemühte sich mindestens einmal in der Woche früher nach Hause zu kommen um mit gemeinsam das Abendessen zu kochen. Man sollte denken ich könnte kochen, da ich die meisten Abende alleine zu Hause verbrachte, aber ich kann es nicht. Überhaupt nicht. Und das wird sich auch nicht ändern.

Im untersten Regal wurde ich endlich fündig und bückte mich um eine Packung hoch zu holen. Ich legte sie in den grauen Wagen und ging weiter um mich die restliche Einkaufsliste langsam hinunterzuarbeiten. Meine Mom stand derweil in einer unendlich langen Reihe vor dem Bäcker. Sie bat mich schon einmal anzufangen, sie würde gleich nachkommen. Ich lief jetzt schon 20 Minuten alleine hierherum und ich dachte nicht, dass sie mir demnächst Gesellschaft leisten würde. Wie war das nochmal mit dem Zeit verbringen? Aber das war mir egal. So konnte ich mich wenigstens auf andere Gedanken bringen, dass war immer noch besser als zu Hause zu sitzen und meinen sich streitenden Gedanken nachzuhängen. Der Wagen war schon gut gefüllt als ich schließlich in Richtung der Kassen ging. Ich nahm mir noch schnell eine Flasche Wasser mit, da ich schon seit einiger Zeit nichts mehr getrunken hatte und mein Hals ganz trocken war. Zum Glück musste ich nicht lange warten und konnte schnell zahlen. Meine Mom gab mir vorher schon das Geld in weiser Voraussicht darauf, dass ich den Einkauf alleine tätigen würde. Der Bäcker war dirket in einem kleinem Laden neben dem etwas schäbigen Supermarkt und ich ging mit zwei Einkaufstaschen hinein um meine Mom zu finden. Sie war schon fast dran, aber trotzdem schien die Schlange nicht kürzer zu werden. Ich stellte mich neben meine Mom. Sie sah mich überrascht an als sie moch bemerkte. "Mäuschen du musst doch nicht mit mir warten, geh schonmal ins Auto." Damit drückte sie mir ihre Schlüssel in die Hand und ich drehte mich zum Ausgang. Die komischen Blice der Leute, als sie mich Mäuschen nannte, versuchte ich zu ignorieren. Ich verlagerte die Einkaufstüten auf meinen linken Arm und nahm die Autoschlüssem in die linke Hand. Gleichzeitig versuchte ich die Wasserflasche aufzudrehen um davon trinken zu können. Bei meiner Tollpatschigkeit wartete ich eigentlich nur darauf alles fallen zu lassen, aber ich war viel zu durstig um jetzt darüber nachzudenken. Gierig trank ich aus der Falsche als ich an einem Stein im Boden hingenblieb. Ich fiel mit einem lauten Geräusch hin und die Flasche leerte sich ebenso wie die Hälfte der Einkaufstüten. Wie kann man nur zweimal am Tag über etwas drüberstolpern? Hoffentlich war den Eiern und dem Joghurt nichts passiert. Als ich versuchte aufzustehen legte sich mir eine helfende Hand auf die Schulter. Durch die Sonne war ich geblendet und konnte sein Gesicht nicht sehen, aber die Berührung löste ein warmes Gefühl in mir aus. Jemand kniete sich neben mich und half mir alles einzusammeln, es schien als wäre nichts passiert. Nachdem wir fertig waren standen wir auf. Ich stellte mich so hin, dass mich die Sonne nicht blenden konnte. Vor mir stand Carter. Ich schaute ihn entsetzt an. Was machte er hier? Mitten in der Stadt auf dem Parkplatz eines Supermarktes wo viele Personen eine tollen Blick auf ihn haben konnten. Er würde sofort erkannt werden. Sein Gesicht ist überall ein Fernsehen. Vorallem kurz nach dem Mord sah man sein Gesicht wohin man auch schaute. Ich habe mir sein Bild vorher noch nie angesehen, ich war so in meine Trauer und in den Hass vertieft, dass ich seinen Anblick nicht ertragen konnte. Was hat sich seitdem verändert? Allein bei dem Gedanken an Autumn schnürte sich mein Hals zu. Schnell sah ich mich um. Der Parkplatz war wie leergefegt. Hektisch drehte ich mich ihm wieder zu. Er sah noch genauso toll aus wie heute morgen. Es war noch keine fünf Stunden her seitdem wir uns das letzte Mal sahen und trotzdem freute ich mich wahnsinnig ihn wiederzusehen. Er lächelte sein unglaubliches Lächeln und schaute mich mit den Händen in den Hosentaschen an. "W-was tust du hier? Jemand könnte dich sehen!", sagte ich panisch flüsternd. Meine Mom könnte jeden Augenblick rauskommen und uns zusammen sehen. Er runzelte die Stirn nachdenklich. "Du weißt doch, dass mir egal ist was die Leute über mich denken. Warum sollte ich mich dann in meiner Wohnung verstecken?" Ich starrte ihm einfach in seine beeindruckend blauen Augen. Er hatte Recht es war ihm egal, aber mir nicht. "Das geht nicht! Du kannst mir nicht auflauern wenn mich jemand mit dir sieht dann..." Verletzt sah er mich an.
"Niemand weiß, dass du etwas damit zu tun hast. Du könntest einfach sagen nichts gewusst zu haben. Ich wollte dich einfach nochmal sehen um deinen Traum wahr zu machen." Dieses Mal grinste er wieder wie blöd und ich konnte nicht anders als auch zu lächeln musste abermin Aigen verdrehen. Mein Handy vibrierte.

Ich bin an der Reihe ich hoffe du hast schon alles in den Kofferraum gepackt.
LG Mom

Entsetzt sah ich auf die Nachricht, dann zu Carter. "Du musst sofort von hier verschwinden.", zischte ich gerade so laut, dass er mich hören konnte. Er merkte wie ernst es mir war. "Gut ich gehe" meinte er mit erhobenen Händen als würde ich mit einer Waffe auf ihn zielen, "aber nur wenn du mir etwas versprichst." Ich verdrehte die Augen. "Was denn?", fragte ich ihn herausfordernd, bemüht mit meiner Gleichgültigkeit meine Nervosität zu verdecken. Schien wohl seinem Blick nach zu urteilen nicht ganz funktioniert zu haben.
"Du musst mit mir etwas am Montag machen. Ich hole dich nach der Schule ab. Du weißt ja wie mein Auto aussieht." Während er das sagte ging er rückwärts von mir weg. Ich gebe es nur ungern zu, aber das sah wahnsinnig gut aus. Ich starrte ihn wohl einige Zeot an als er moh unterbrach. "Deal?" Ich atmete tief ein und aus und versuchte in der zwischenzeit meine Gedanken zu ordnen. Ich sah ihm direkt in die Augen. "Deal." Zufrieden grinste er und war schnell um die Ecke des Supermarktes verschwunden.
***
Diese verwirrende Begegnung ging mir noch die ganze Heimfahrt durch den Kopf. Zu Hause versuchte ich mich mit meinem Lieblingsbuch abzulenken. Doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Nun las ich schon seit einer halben Stunde dieselbe Textstelle. Die ganze Zeit konnte ich nur an eines denken. Montag. Im Hintergrund lief leise irgendein Lied aus meinem CD-Player. Ich wurde von einem lauten Klopfen aus meiner Starre gerissen. Ich setzte gerade zu einem ,herein' an als die Türe schon schwungvoll aufgerissen wurde und eine fröhlichstrahlende Nat und eine freundlich lächelnde Hope eintraten. Verwundert schaute ich sie an. "Was macht ihr hier?", fragte ich sie. "Wiiiiir informieren dich über den morgigen, legendären ,Mädels- und Xanderabend'!", kreischte Natalie auf. "Ein was?", wollte ich etwas dümmlich wissen. Hope antwortete diesmal. "Mädels- und Xanderabend. Er findet mindestens einmal im Monat statt. Wir übernachten bei einem von uns, futtern Popkorn und Schokolade, schauen Filme und spielen Partyspiele. Wie in den ganzen Teenie-Filmen. Und dieses Mal bist du dabei." sagte sie während sie mit dem Finger dramatisch auf mich zeigte. Sogar Hope wurde ein bisschen aufgeregt. Das ganze musste wirklich Spaß machen. Ich dachte kurz nach.  "Hab ich denn eine Wahl?", lächelte ich sie an. Beide schüttelte hartnäckig den Kopf. Ich setzte noch einmal meinen "Der-Denker-Blick" auf.
"Bin dabei." Sobald ich diese Worte gesagt hatte fingen beide an zu kreischen und ließen sich neben mich aufs Bett fallen und konnten sich vor Lachen nicht mehr halten. So gelöst hatte ich sie noch nie gesehen.
"Woher wusstest ihr eigentlich wo ich wohne?"
Nat wackelte mit den Augenbrauen.
"Wir haben da so unsere Quellen."
Ich sah beide prüfend an.
"Xander war es oder?"
"Jep." , meinten beide gleichzeitig und bekamen wieder einen Lachflash. Ich wünschte ich könnte auch so sein.
Nachdem er abgeklungen war fiel mir etwas ein. "Hey was dagegen wenn ich jemanden mitbringe?"

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Was denkt ihr wen sie meint? Wie war der kurze Carter und Yuna Moment?

A/N: Es tut mir so unglaublich Leid, dass ich so lange nicht mehr geupdatet habe!! Ich hatte in den letzten zwei Woche kaum Zeit und musste erst nachdenken was als nächstes passieren sollte. Ich wollte euch nicht länger warten lassen, also hier ein neues Kapitel!!! Das nächste kommt hoffentlich schneller. Ich versuchs wirklich. Hoffentlich hat es euch gefallen. Meinungen? Ich freue mich über jeden Vote und Kommentar❤❤❤

eure -FindmyinnerMelody-♡♡♡

How to save a life - Gebrochenes Versprechen *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt