How to save a life - Gebrochenes Versprechen *ON HOLD*

~9~

Ich bin so bescheuert. Die ganze Rückfahrt haben wir kein Wort gesprochen. Ich bin immer noch total eingeschüchtert von seiner Präsenz. Carter strahlte etwas wirklich Gefährliches aus, das mich nicht loslassen will. Er war eigentlich nie grob zu mir, aber die Art wie er geht, wie er sich umsieht, als würde er nur darauf warten, angegriffen zu werden. Es schüchterte mich ein und ich denke er hatte es auch bemerkt. Seine ganze Haltung war so... katzenartig. Und komischerweise fühlte ich mich bei ihm ängstlich und beschützt zugleich.
Ich sah die Schule auf uns zu kommen.

Oh Nein! Schule! Ich hab geschwänzt. Schnell sah ich auf die Autouhr. 14:50 Uhr. Die Schule endete um 15:00 Uhr Das bedeutet ich kam auf jeden Fall nicht mehr rechtzeitig zurück. Die Bandprobe fing erst um 15:30 an, dann hatte ich jetzt noch eine halbe Stunde Zeit um mich psychisch darauf vorzubereiten. Ehrlich gesagt, während diesem Treffen hatte ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, davor allerdings naja, ich sags mal so, ich war kurz vor abzudrehen. Wieso war ich so dermaßen dumm und ließ mich darauf ein? Ich musste vor Publikum singen, ich stehe in der Mitte wo mich jeder sehen kann und das Schlimmste, wenn jeder die Band auslacht ist das sicher nicht grade förderhaft für mein Ansehen bei den beliebten Kids. Ja ich weiß, sei so wie du bist, verstell dich nicht...blablabla. Das sagt sich so leicht wenn man kein Problem damit hat, im Mittelpunkt zu stehen. Ich bin wohl die ungeeignetste Person im Universum um in einer Band zu singen. Jetzt wo ich mich wieder daran erinnerte, versteifte sich mein ganzer Körper auf dem Autositz. Argwöhnisch sah Carter zu mir herüber.

"Was ist los?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.

"N-nichts." Ich bezweifelte, dass er mir diese wirklich schlechte Lüge abkaufte, aber er sagte kein Wort mehr. Er konzentrierte sich wieder auf die Straßen und bog kurz darauf auf den Schulparkplatz ein. So schnell wie möglich schnallte ich mich ab, um endlich von ihm wegzukommen. Ich war gerade im Begriff die Türe zu öffnen, als ich von einer Hand, ich riet jetzt mal Carter's Hand, aufgehalten wurde. Ich drehte mich mit dem Gesicht zu ihm. Er hatte einen blanken Gesichtsausdruck, der auf keine Gefühle schließen ließ.

Ich riss mich von ihm los und stürmte schnell aus dem Auto. Nachdem ich schon einige Meter gelaufen war hörte ich seine Stimme. "Wir sehen uns wieder!", schrie er mir nach, jetzt mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich glaubte er hatte richtig Spaß an meiner Unsicherheit ihm gegenüber.

"Ist das eine Drohung?", sagte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Das ist ja mal der Klischeesatz des Jahrhunderts. Er lachte laut auf. Er schien wohl zu wissen worauf ich hinaus wollte.

"Nein Prinzessin, das ist dein größter Wunsch." Mein Lächeln fiel. Damit drehte er um und fuhr mit seinem Wagen weg. Mit der Antwort hatte ich nicht gerechnet.

***

Nachdem die Schulklingel das Ende des Unterrichts verkündete, versteckte ich mich auf der Mädchentoilette, um meinen Freunden nicht über Weg laufen zu müssen. Ich weiß, es ist fies, aber ich hatte gerade nicht den Nerv dafür, ihnen irgendeine Ausrede aufzutischen, warum ich nicht in der Schule war. Mir war das ganze eh schon peinlich genug. Ich war gerade eine Woche hier und schon hatte ich einmal unentschuldigt gefehlt. Das wars dann wohl endgültig mit meinem stillen und unbemerkten Auftritt, jetzt kannten mich wohl auch die Lehrer. Ihr denkt jetzt wahrscheinlich was daran so schlimm wäre, aber Lehrer sind Personen, die noch mehr aus ihrem Umfeld wissen. Wenn sie auf mich aufmerksam würden, wüsste bald die ganze Schule wer ich bin. Es wäre ja nicht schlimm, wenn schon etwas Gras über die Sache gewachsen wäre, aber so war alles noch frisch im Hinterkopf jedes einzelnen Einwohners von Low Bay, wenn nicht sogar noch weiter außerhalb. Ich wünschte wirklich es gäbe eine Person mit der ich einfach darüber reden könnte, der ich alles anvertrauen kann und die auch mit mir über ihre Gefühle reden kann. Carter.