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Die Fahrt dauerte eine ganze Weile. Ich hatte keine Ahnung wohin er mich bringen wollte. Ich war immer noch verwirrt wieso er es getan hatte. Ich meine was bin ich schon für ihn? Ich bin ein Mädchen, das zufälligerweise in dem Gerichtssaal saß, indem seine Verhandlung statt fand. Er hatte keine Ahnung über meine Beziehung zu Autumn. Das ich die Cousine des Mädchens bin, das er umgebracht haben soll. Er hatte mich einmal gesehen, ein einziges Mal und dabei hatte ich ihn auch noch bedroht und trotzdem hatte er nicht aufgegeben. Er hat mir zweimal aufgelauert und einmal davon hatte er mich ohne meine Zustimmung in sein Auto gepackt und ist losgefahren. Obwohl ein Teil von am liebsten einfach weggelaufen wäre, einfach nur weg von Carter, dem Mörder meiner Cousine, will der größere Teil in mir bei ihm bleiben und ihm zuhören, ihm glauben. Ich wollte wirklich glauben, dass er unschuldig ist. Schon an dem Tag an dem er mich in irgendeine dunkele Sackgasse der Schule geschleift hatte und mir in die Augen sah, hatte ich in ihnen Bedauern gesehen. Und dieses Glitzern von Überzeugung. Ich konnte nicht anders als ihm zu glauben. Ich wusste, dass es verrückt war, da ich ihn kaum kannte und alle Beweise gegen ihn sprachen, aber die Art wie er mich angefleht hatte, nicht wusste wie er mir seinen Standpunkt und die Wahrheit vermitteln sollte,  und seine Nähe, die so ein seltsames Gefühl in mir auslöste, dass ich nicht zuordnen konnte, ließen meine Innerstes spalten. In den kleinen Teil, der sich sicher war, dass Carter schuldig war und Autumn kaltblütig ermordete und ihn dafür am liebsten selbst ins Gefängnis verfrachten würde und in den größeren Teil, der sich zu 100% sicher war, dass er mir die Wahrheit sagte und sich am liebsten in seine starken Arme werfen wollte und ihm 10.000 Mal versichern wollte, dass ich zu ihm stehe,  für immer für ihn da sein würde und ihm glaubte. Ich konnte es nicht glauben, dass ich ruhig mit ihm im Auto saß und einfach nur aus dem Fenster sah. Das Radio lief und ich summte leise die Melodie mit um mich zu beruhigen, während er sich nur aufs Fahren zu konzentrieren schien. Ich drehte leicht meinen Kopf um ihn anzusehen. Er umklammerte das Lenkrad als ob er nicht wüsste was er jetzt machen sollte. Seine Fingerknöchel stachen weiß hervor. Ich konnte nicht anders als ihn zu beobachten.  Seine braune Haare hingen ihm in die Stirn, seine blauen Augen stur auf die Straße gerichtet. Er sah sehr müde aus. Kein Wunder. Wenn ich des Mordes beschuldigt worden wäre, hätte ich auch kein Auge zumache können.  Gott es hörte sich an, als wäre ich wirklich von seiner Unschuld überzeugt. Ich darf nicht nachgeben. Alles spricht gegen ihn, einfach alles. Er hatte sich nicht verteidigt, er hatte eine Beziehung mit ihr... Oh Gott er hatte eine Beziehung mit ihr. Das versetzte meinem Herz einen Stich. Ich kann nicht, ich kann das nicht. "Halt an! Halt sofort an!", schrie ich ihn an. Er sah mich überrascht an fuhr jedoch weiter.  Er hatte wohl nicht mehr mit Widerstand von mir gerechnet. "Ich kann nicht." Das war alles. Er drehte sich wieder nach vorne. Ich konnte sehen, dass wir weg von der Küste ins Landesinnere fuhren. "Wo bringst du mich hin? In den Wald damit du mich da umbringen kannst, genau wie Autumn?", kreischte ich hysterisch. Er trat hart auf die Bremse und blieb mitten auf der Straße stehen. Zum Glück schien die Straße ziemlich unbefahren zu sein. Er starrte mir fest in die Augen. Ich konnte nicht wegsehen. Er war wütend sehr wütend. "Ich würde dich niemals, niemals verletzen. Hast du mich verstanden? Ich könnte dich nicht anfassen. Ich könnte niemanden umbringen.  Das ist krank. Das sind Menschen, die über Eifersucht nicht hinweg kommen, die ihre Gefühle nicht unter Kontrolle haben, die schwach sind. Mörder sind schwache Meschen ohne Ehre und Respekt vor dem Leben. Und das bin ich nicht. Ich habe zu viel durchgemacht um das Leben nicht respektieren zu können. Hast du verstanden? Ich könnte nicht, ich könnte es nicht." Zum Schluss wurde sein Schrei zu einem Flüstern. Geschockt sah ich ihn an. Ich brachte kein Wort heraus. Keine Ahnung was ich davon halten soll. Auf jeden Fall hatte er mich dazu gebracht ihm noch mehr zu glauben.  Er schien wirklich entsetzt gewesen zu sein. Er wollte nicht,  dass man ihn für einen Mörder hielt, dass ich ihn für einen Mörder hielt, er hat Mitgefühl. Sehr viel Mitgefühl. Der super Bad Boy, der Angeklagte, hat Mitgefühl und hat Respekt vor dem Leben. Ich frage mich nur wieso. Sollte er nicht diese Mir-ist-sowieso-alles-scheißegal-Haltung haben? Wieso sagte er dann nicht aus? Er sagt er hatte Respekt vor dem Leben, aber er ließ zu, dass sein eigenes Leben verpfuscht wird. Das ergab doch keinen Sinn. Als er so ausgetickt ist, hatte ich wirklich Angst.  Wollte er nicht erreichen, dass ich ihm vertraute? Er hatte nur geschafft, dass der kleine Teil nun gewachsen war.
Den Rest der Fahrt sprach keiner ein Wort. Ich war noch zu geschockt und er wahrscheinlich zu verärgert. Wir fuhren auf einen Wald zu. Ich wusste nicht mal, dass es hier einen gab. Kurz davor blieb er stehen und schnallte sich ab. Er stieg aus, ging um das Auto herum und öffnete die Tür. Stumm schnallte auch ich mich ab und stieg aus, ohne die Hand zu beachten, die er mir hinhielt. Er seufzte und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. "Es tut mir Leid ich..." began er zu sprechen. Was bildete der sich ein? Mich erst anschreien und dann... das! "Spars dir einfach." Er atmete tief durch und wendete sich zum Gehen. Als er schon am Waldeingang stand, drehte er sich noch einmal um. Er sah mich abwartend an. Ich ging auf ihn zu. Ich weiß bescheuert, aber was hätte ich sonst tun sollen? Irgendwo im Nirgendwo rumlaufen und hoffen irgendwie zurückzufinden? Nein, so blöd bin ich auch wieder nicht. Als er sah, dass ich ihm folgte drehte er sich wieder um und setzte seinen Weg fort. Carter achtete gar nicht auf mich während ich damit beschäftigt war, dafür zu sorgen nicht die ganze Zeit hinzufallen. So ein Idiot. Erst entführt er mich hierher und dann ließ er mich mit diesen blöden Ästen allein. Ich hatte echt Mühe mit ihm mitzuhalten, ich versuchte so schnell wie möglich nachzukommen und richtete meinen Blick zum Boden um über nichts drüber zufallen. Plötzlich rannte ich gegen ein sehr hartes etwas. "Blöder Baum!", zischte ich. Ich richtete meinen Kopf nach oben und sah das Carter mich amüsiert ansah. Er antwortete bloß "Kein Baum, nur ich." Mein Kopf war tomatenrot. Arroganter Idiot. Man sah deutlich, dass er versuchte ein Lachen zu unterdrücken. Er sah deutlich wie peinlich mir das ist und lachte mich auch noch aus. Als er meine traurige Miene sah, klang sein lachen langsam ab. "Wieso sind wir hier? Was willst du von mir?", fragte ich aufgebracht mit verängstigter Stimme. Er wollte auf mich zu kommen doch ich wich zurück. Als er sah wie viel Angst ich hatte, blieb er stehen. "Ich möchte, dass du mich kennen lernst, deshalb hab ich dich hergebracht."
"Wo. Sind. Wir?", fragte ich ihn mit Nachdruck. Er sagte nichts und trat einfach einen Schritt beiseite. Sein Gesicht ausdruckslos und kalt. Was ist mit ihm? Zuerst ist er besorgt, dann nett, dann schreit er mich an, dann hat er Mitleid, dann ist er kalt. Wieso ist er so? Ich dachte er wollte mich kennen lernen wieso ändert er dann seine Stimmung die ganze Zeit? Er verwirrt mich so wahnsinnig. Ich weiß auch nicht wieso,  aber irgendwie mag ich ihn.  Und das lässt mich durchdrehen. Er ist ein Fremder, ich kenne ihn nicht und die meiste Zeit ist er ein aggressiver, arroganter und naja auch verzweifelter Arsch.
Ich gong um ihn herum. Als er aus meiner Sicht war, wurden meine Augen riesig. Es war wunderschön. Der Wald öffnete sich und legte eine kleine Lichtung frei. In der Mitte floss ein Fluss, der einem wunderschönen Wasserfall entsprang. Es war perfekt. Die richtige Größe zum Schwimmen und Baden, nicht, dass ich es könnte, aber wenn wäre es perfekt dafür. Die Sonne ließ das Wasser funkeln und alles lag unberührt da. Um den Fluss sprossen Blumen in verschiedenen Farben. Es sah magisch aus. Ich konnte meine Augen nicht davon losreißen. Ich hörte es hinter mir rascheln. Und sah mich um. Carter stand lässig an einem Baum gelehnt da. Ohne ihn weiter zu beachten ging ich auf den Fluss zu. Das rauschen des Wasserfalls war laut, hörte sich für mich aber wunderschön an. Ich fühlte mich zu Hause. Ich zog meine Schuhe aus und ließ mich ins Gras fallen. Ich stützte mich hinter meinem Rücken mit den Händen ab und schloss die Augen. Ich hörte wie sich jemand neben mich setzte. Ich wusste natürlich, dass es Carter war. Wer sonst? Ich öffnete die Augen und sah ihn an. Er sah mich aus seinen tiefblauen Augen an.  Sie waren voller Bewunderung. Aber wieso?
Ich durchbrach die Stille zuerst, im Wissen, dass er es nicht tun würde.
"Wieso hast du mich her gebracht?", fragte ich mit schüchterner Stimme.
"Das hab ich dir doch schon gesagt." Ich schüttelte leicht den Kopf. "Wieso hast du mich ausgerechnet HIER her gebracht?" Er schien zu überlegen. Seine wunderschöne Stirn in Falten gezogen. Gott was machte er mit mir? Bei ihm bin ich so anders. Ich habe so etwas noch nie gedacht. Ich habe noch nie viel über Jungs nachgedacht. Ich meine wieso auch? Sie wollten ja nie etwas von mir und ich verstehe auch wieso. Aber bei Carter, da... Ich möchte oft Dinge sagen, für die ich sonst zu unsicher und zu schüchtern bin, die ich nie zu irgendjemanden sagen würde, aber bei ihm würde ich sie am liebsten rausbrüllen. Meine verwirrenden Gedanken wurden unterbrochen als er zu sprechen anfing. "Ehrlich gesagt ich weiß es nicht. Ich habe diesen Ort hier noch nie jemanden gezeigt. Er war meine Zuflucht. Der Ort an dem ich ich selbst sein konnte. Ich wollte ihn dir zeigen. Das ist der Grund."
Ruhig sah ich ihn an. Ich hatte keine Ahnung wie ich reagieren sollte.
"Wieso ich? Wieso ausgerechnet ich? Du hast mich einmal gesehen und das bei deiner Verhandlung, ich verstehe nicht was du willst.  Selbst wenn ich dir glauben würde ich könnte dir nicht helfen da rauszukommen. Was ich auch wirklich nicht will." Meine Gefühle übernahmen mich und ich fing an zu weinen. Ich weinte vor Verwirrung, wegen Autumn, wegen Carter, der vielleicht unschuldig ins Gefängnis gehen muss und um mich selbst. Ich war überfordert. Maßlos überfordert. Carter kam näher und umarmte mich. Ja er umarmte mich. Ich konnte nicht anders als ihn zurück zu umarmen. Es fühlte sich gut an, richtig an. Wir saßen einfach da. Ich schluchzend an seiner kräftigen Brust gelehnt und eingefangen von seinen muskulösen Armen. Ich fühlte mich sicher. Ich fühlte mich bei ihm sicher und wohl, als könnte mir, wenn ich bei ihm bin nichts geschehen. Sein Körper wärmte mich und in meinem Bauch stieg ein seltsames Gefühl auf, dasselbe, dass ich gestern hatte als er mich gegen die Wand gedrängt hat.
"Ich weiß nicht wieso du.", fing er an mit sanfter Stimme zu reden. "Als ich dich das erste Mal gesehen habe, als du mich mit diesen hasserfüllten und traurigen Blick zu mir gesehen hast, wollte ich, dass du mir glaubst. Und als du mich bedroht hast waren deine schönen, braunen Augen so voll Hass, dass ich ich dich umarmen wollte. Ich konnte nicht anders als zu dir zu gehen. Du bist ein Rätsel für mich. Du reagierst immer anders, als ich es erwarten würde. Du bist so schüchtern, dass sieht man dir an, aber wenn ich da bin, wirst du zur Furie. Ich möchte dich kennen lernen.  Ich habe das Bedürfnis dir zu zeigen wie ich wirklich bin. Dass ich zu so etwas nicht in der Lage wäre. Ich gehe ins Gefängnis. Ja das tue ich, auch wenn ich es nicht war. Das ist mir egal.  Mir ist egal was der Rest der Welt denkt, ich will nur das du mir glaubst. Bitte. Ich flehe dich an, gib mir die Chance dir meine Unschuld zu beweisen." Ich sah ihn mit großen Augen an. Er hatte einen verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht. Ich nickte ihm leicht zu als ich mich in seinen blauen Augen verfing. Seine Mundwinkel zogen sich nach oben und er lächelte. Es war das schönste was ich jemals gesehen hatte. Er zog mich dicht zu sich und umarmte mich. Es fühlte sich an, als würden überall wo wir uns berührten Funken aufsprühen. Ich fragte mich, ob das an mir liegt oder ob er das auch spüren konnte. Ich drückte ihn schnell von mir weg. Er kapierte schnell, dass es mir unangenehm war und ließ von mir ab. Ich sah nach vorne und nahm die ganze Schönheit in mir auf. Ich musste, dass ich nicht für immer hierbleiben konnte. Ich seufzte. "Es ist so wunderschön." Er sah mich an. "Ja das ist es."

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A/N: Und was haltet ihr von Yuna und Carter? Würdet ihr ihm glauben? ;) Kennt ihr vielleicht ein Bild, dass so aussieht wie ich es hier beschrieben habe? 

Ich freue mich über jeden Vote und Kommentar! Lasst mich an euren Gedanken teilhaben, ich möchte gerne wissen was ihr von allen so denkt. Von Yuna, Carter, Xander, Nat, Hope, Autumn, ihrer Mom Calli, ihrer Tante von mir aus auch Mr. Williams. Was denkt ihr? Wen mögt ihr am liebsten? Was mögt ihr an ihnen nicht? Ganz egal, sagt mir einfach was ihr denkt oder fragt wenn ihr irgendwas wissen wollt. Ich freu mich drauf ;D

Es tut mir so Leid, dass ihr so lange warten musstet,  aber mir gings wegen den Weisheitszähnen nicht so gut und am Dienstag war mein erster Schultag. Yipiiiee 10. Klasse. An alle aus Bayern wie war euer erster Schultag?

eure -FindmyinnerMelody- ♥

How to save a life - Gebrochenes Versprechen *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt