Niall's POV.
Mein Zimmer verließ ich an diesen Abend nicht mehr. Mein Verhalten mag zwar kindisch gewesen zu sein. Aber ändern konnte ich daran nichts. Durch meine komplette Situation war ich emotional und psychisch am Ende. Und meiner Meinung nach konnte mir keiner Helfen. Ich drehte mich in meinem Bett auf den Rücken und starrte an die Decke. Nach einigen Minuten wunderte ich mich, dass ich noch nicht am weinen war. Aber ich hatte wohl in letzter Zeit zu oft geweint. Weinen war etwas für Schwächlinge. Und trotz meiner Situation wollte ich kein Schwächling sein. Das weinen musste jetzt komplett aufhören. Es interessierte doch eh niemanden ob ich weinte. Und ich wollte für die anderen auch kein Problem sein. Ich stand auf und ging ins Badezimmer um mich fertig zumachen. Bald schon würde es Frühstück geben und wenn ich ehrlich war, dann hatte ich schon etwas Hunger. Als ich fertig war ging ich in unseren Aufenthaltsraum und sah, dass sonst noch keiner da war. Abgesehen von Perrie und Liam natürlich. Lächelnd sahen sie mich an und bereiteten das Frühstück weiter vor. Ich erwiderte das Lächeln nicht. Aber damit ich nicht ganz so dumm rum stand fing ich an den Tisch zu decken. Als ich die Tassen holen wollte, die jedoch etwas höher standen als alles andere, kam Liam mir zu Hilfe und hielt mir die Tassen hin. Ich nahm sie ihm ab und schenkte ihm sogar ein kleines Lächeln.
Nach und nach kamen auch die anderen an und setzten sich an ihre Üblichen Plätze. Als Zayn hinter mir vorbei fuhr wuschelte er mir einmal durch dir Haare und blieb dann neben meinem Platz stehen. Schmunzelnd rollte ich mit meinen Augen. Bei Zayn kam es mir vor als würde er mich immer noch so sehen wie früher. Bei den anderen war ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher. Klar war Perrie immer nett zu mir. Aber damals waren wir ja noch Arbeitskollegen. Und Ash. Naja er wurde erst freundlich zu mir, nachdem ich den Unfall hatte und hier eingezogen war. Und das empfand ich als Mitleid. Und das war das letzte was ich bekommen wollte. Ich nahm mir eine Scheibe Toast und legte eine Scheibe Wurst drauf. Genau in diesem Moment nahm Liam meine Tasse weg und goss Kakao hinein. Lächelnd stellte er sie mir wieder hin. Wo ich Liam einordnen sollte wusste ich noch nicht. Klar kannte er mich erst seitdem ich hier wohnte. Aber wollte er wirklich mit mir befreundet sein? Einen Jungen der weder Reden noch Hören konnte? Das bezweifelte ich leicht. Tief in Gedanken versunken merkte ich nicht, wie mir Zayn einen Block hinschob. Ich fragte mich nicht, woher er jetzt so schnell den Block her hatte, denn nach und nach wurde fast überall ein Block hinterlegt, damit wir immer einen Griffbereit hatten, wenn ich oder jemand anders einen benötigte.
Was ist los? Hast du geschlafen? Du siehst müde aus.
Ich verdrehte leicht die Augen. Zayn machte sich wirklich Sorgen über mich. Und genau das wollte ich nicht. Er hatte genug eigene Probleme mit denen er klar kommen musste. Auch wenn er mir nur helfen wollte. Ich schüttelte mit dem Kopf und signalisierte ihm, dass es mir gut ging. Ich sah wie er seufzte und letztendlich nickte. Das Frühstück verlief danach ruhig und harmonisch. Für mich jedenfalls. Ich sah, dass die anderen sich unterhielten und nach deren Mimik aus, sogar sehr gut. Manchmal sah ich, wie einer der anderen lachte und seine Augen dabei anfingen zu leuchten. Ich sank tiefer auf meinem Stuhl und hatte keinen wirklichen Hunger mehr. Früher wurde mir immer gesagt, dass ich am meisten lachte. Aber das lag jetzt in der Vergangenheit, Ich nahm mir den Block, der immer noch neben mir lag und schob ihn nachdem ich fertig war zu Perrie rüber.
Wann kommen Cal und Josh wieder?
Calum und Josh waren die anderen Pfleger hier auf der Station. Josh war genauso wie Zayn wie ein großer Bruder für mich. Calum hingegen war nur ein richtig guter Freund. Da Perrie und auch Liam schon seit längerem die Frühschicht schoben, wurde es Zeit, dass die vier mal wieder ihre Schichten tauschten. Perrie gab mir den Block wieder und widmete sich dann wieder dem Gespräch zu, das sie vorher geführt hatte.
Nächste Woche sind die beiden wieder auf Frühschicht und Liam und ich sind dann mittags da.
Ich gab mich mit dieser Antwort zufrieden. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Liam den Raum verlassen hatte. Erst nachdem er wieder kam wusste ich, dass er weg war. Nach dem Frühstück stand ich auf und räumte meine Sachen weg. Da ich abgesehen von den anderen laufen konnte, wollte ich wenigstens noch Dinge machen und nicht die anderen alles machen lassen. Deswegen ging ich zurück zum Tisch und fing an, auch das andere Geschirr aufzusammeln. Liam stand neben mir und schüttelte lächelnd mit seinem Kopf. Auch wenn er mir wahrscheinlich signalisieren wollte, dass ich nicht helfen brauchte, tat ich es. Es war nicht selbstverständlich, dass ich hier wohnen durfte. Somit machte ich es damit ich mich besser fühlte. Nachdem alles fertig war bemerkte ich, dass zwei für mich Fremde Männer den Raum betraten hatten und auf Liam zugingen. Sie umarmten sich und begannen ein Gespräch. Da es für mich nichts mehr zu machen gab verließ ich den Aufenthaltsraum und verschwand zurück in meinem Zimmer. Ich schmiss mich schon regelrecht auf mein Bett und starrte an die Decke. Liam sah gerade glücklich aus. So hatte ich ihn hier noch nicht gesehen. Er wirkte entspannt. Seufzend setzte ich mich hin und schwang meine Beine über mein Bett, blieb aber sitzen. Mein Blick ging durch mein Zimmer und blieb an einer Gitarre hängen, die gegen der Wand stand. Ich runzelte meine Stirn und stand auf um mir diese Gitarre anzusehen. Meine war es nicht und auch vorhin stand dort noch keine. An der Gitarre hing einen Zettel den ich mir sofort durchlas. Wütend ballte ich meine andere Hand während ich es las.
Hab mitbekommen, dass du deine Gitarre vermisst. Ich hoffe du freust dich, denn diese hier gehört jetzt dir. ~Liam
Mitleid. Das war das erste was mir in den Sinn kam. Er hatte Mitleid mit mir. Und das wollte und brauchte ich nicht. Ich riss einen Zettel aus meinem Block und schrieb dort etwas drauf. Zusammen mit der Gitarre ging ich auf dem Flur und suchte nach Liam. Ich fand ihn mit den anderen beiden Kerlen im Gemeinschaftsraum. Er fing an zu lächeln als er mich sah und deutete den anderen beiden an, dass ich da war. Wahrscheinlich hatte er den anderen beiden gerade erzählt was für ein armer Kerl ich doch bin. Ich ging auf die drei zu und drückte Liam die Gitarre wieder in die Hand. Verwirrt sah er mich an. Ich wollte seine Reaktion nicht abwarten sondern ging ohne groß zu überlegen dorthin, wo mich jetzt jemand aufheitern konnte.
Liam's POV.
Das Frühstück war gerade beendet und auch schon alles aufgeräumt, als ich eine mir allzu bekannte Stimme hörte. "Yo Payno." Da ich die Stimme kannte, drehte ich mich schon mit einem Lächeln um und sah, wie Louis und Harry auf mich zukamen. Ich hatte ihnen ja versprochen, dass ich ihnen Niall vorstellen würde, wenn ich die Gitarre für ihn bekommen würde. "Na ihr zwei." Da ich die beiden heute morgen nicht gesehen hatte, zog ich beide in eine Umarmung. "Und wo ist dein Lover Boy?" Verwirrt runzelte ich die Stirn. "Niall ist nicht mein Lover Boy." Harry und Louis sahen sich an und lachten mich dann buchstäblich aus. Augenverdrehend ging ich zu einen der Stühle und setzte mich dort hin. Die anderen beiden taten es mir gleich und sahen mich erwartungsvoll an. "War das gerade Niall? Also der Blonde Junge der gerade noch neben dir stand und dann einfach so ab gedüst ist?" Traurig nickte ich. Ich hatte erwartet, dass er noch da bleiben würde. Aber nachdem er die anderen beiden gesehen hat, ist er auf und davon. "Ja das war Niall. Ich geh später mal gucken wo er ist und dann stell ich ihn euch vor." Louis fing wieder an zu grinsen an. "Ich muss ja mal sagen, dass du einen guten Geschmack hast Payno. Niall ist wirklich ein Blickfang. Abgesehen von Harry natürlich. Da kann ich nur verstehen, dass du auf ihn stehst." Mir fielen wahrscheinlich gerade die Augen aus den Kopf. Ich sollte auf Niall stehen? Das stimmte doch gar nicht. Ich mochte ihn. Das konnte ich nicht leugnen. Aber doch nur als Freund. Oder?
Wir waren gerade in einem Gespräch vertieft, als Niall mit der Gitarre ins Zimmer kam. "Da ist er." Ich lächelte ihn an und auch die anderen beiden drehten sich um. Niall hielt kurz inne und kam dann auf uns zu. Doch sein Gesicht wies keine Spur von Freude auf. Eher Wut und Verwirrung. Als er bei uns ankam drückte er mir die Gitarre wieder in der Hand und verschwand dann direkt wieder. Verwirrt sah ich Louis und Harry an. "Was war das denn?" Ich sah Harry an und schüttelte mit den Kopf. "Ich hab keine Ahnung." Louis zog einen Zettel hervor, der wohl an der Gitarre hing. "Wie hast du ihm die Gitarre gegeben Liam?" Ich brauchte nicht lange zu überlegen bevor ich ihm antwortete. "Ich hab sie in seinem Zimmer gestellt, als er nicht da war und einen Zettel dran geklebt, dass die Gitarre für ihn ist." Enttäuscht schüttelte Louis mit dem Kopf. "Dann ist es kein Wunder, dass er so reagiert." Er drehte den Zettel um und ich merkte förmlich, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
Ich brauch dein Mitleid nicht.
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Silence (Niam AU)
FanficStille. Absolute Stille. Mehr hörte ich nicht. Keine Musik. Kein Vogel gezwitscher. Kein Rauschen des Wassers. Kein Lachen. Ich konnte noch nicht einmal mehr Laut und Leise voneinander unterscheiden. Mein Leben lang habe ich die Geräusche der Welt...