9. Die Ruhe vor dem Sturm

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Nachdem Maddie ebenfalls aus der Suite stürmte, um ihre beste Freundin zu beruhigen, erwischte sie Jana noch rechtzeitig im Lift. Sie hielt die Türen an und sprang mit einem Ruck in den Fahrstuhl.

"Wo willst du denn hin, Jay? Bitte bleib."

"Nach Hause. Wir haben genug mit ihnen gespaßt. In ihren Augen sind wir Kinder, Maddie. Naive, kleine Kinder."

Sie saß hilflos am Boden des Fahrstuhls, als Maddie sich zu ihr hinkniete.

"Wir sind mehr als nur das für sie. Vertrau mir. Würden sie uns sonst einen Job besorgen? So viel Zeit mit uns verbringen? Uns in Bars ausführen und Footballspiele schauen, obwohl sie vielbeschäftigte Schauspieler sind?"

"Genau das ist es ja, sie sind Schauspieler, Maddie! Sie könnten uns was vormachen und uns würde es nicht auffallen.."

Maddie unterbrach hastig. In ihren Augen waren das nur Unterstellungen. Sie wollte nicht wahrhaben, dass die Männer sie jemals so belügen könnten. Nicht nach all den intimen Berührungen. Doch genau diese Berührungen sah sie doch auch auf der Leinwand. Sie sind eben Schauspieler. Verwirrt blickte sie ihre Freundin an.

"Okay, warte. Selbst wir hatten ihnen was vorgemacht, was unser alter betrifft. Wir sind definitiv nicht besser. Wir hatten dieses Gespräch schon, Jay. Lass uns bitte einfach die Zeit mit ihnen genießen, ehe sie verfliegt.
Und jetzt beweg deinen Hintern nach oben und lass uns den beiden zeigen, dass wir mehr als nur naive Kinder sind."

Inzwischen in der Suite
Während die Mädchen tiefgründige Gespräche im Fahrstuhl hielten, saßen die beiden Herren immer noch auf der Couch - warfen sich jedoch gegenseitig skeptische Blicke zu.
"Hey, Bob.. Lass uns kein Drama schieben, ja? Bis sie bald nun beide volljährig sind, dauert es nicht lange. Wen juckt der Papierkram denn überhaupt? Außerdem denke ich, dass wir beide der Meinung sind, dass das zwei ziemlich niedliche Kätzchen sind."
Ein schmales Lächeln breitete sich auf Bob's Mund aus, als er Richard zunickte und zwei Biere aus dem Kühlschrank hervorbrachte.
"Lass uns auf das Spiel konzentrieren, Rich", sagte er, und setzte sich wieder zu seinem Freund.

Es dauerte nicht lange bis die Mädchen wieder auftauchten und die Lage klärten. Die vier beruhigten sich wieder und verabschiedeten sich nach einigen Stunden langweiliger Footballspiele. Morgen war schließlich Maddie's erster Arbeitstag mit der Crew. Und wenn ihr das mal keine schlaflose Nacht bereitete.

Montag / Maddie's Sicht
Ich stand extra früh auf, um mich so gut wie möglich aufzutakeln. Ich wollte mich von meiner besten Seite zeigen, auch wenn es kein allzu verangwortungsfordernder Job war. Die gestrige lange Nacht brachte mir Augenringe und Müdigkeit hervor - doch Make Up und schwarzer Kaffee regelten das schon.
Um 07:30 erschien ich pünktlich, wie vereinbart, vor dem Büro des Managers - doch er war wohl verspätet. Er öffnete die Tür nicht und war vermutlich wo anders unterwegs. Genervt sah ich im Minutentakt auf die Uhr. 08:17. Mist. Er sagte doch halb Acht - pünktlich.
Plötzlich ertönte eine tiefe Stimme im britischen Akzent. "Goooooood Mornin' Cutie!", rief Ricky mir von weitem zu, als er langsam und breit grinsend auf mich zukam.
Leicht errötet und aufgeregt antwortete ich ihm.
"Jaja, dir auch, sag mal, wie kannst du morgens so gut gelaunt sein?"
Ich lächelte ihm zurück.
"Verbreite Freude und sie begleitet dich den ganzen Tag lang!", zitierte er.
"Suchst du jemand bestimmtes, oder wartest du wie alle anderen im Moment auf Klinton?"
Er ließ wohl nicht nur mich warten.
"Ja, uhm, ich warte auf Klinton. Ist mein erster Arbeitstag, ich soll nur als Assistentin dienen."
Ricky musterte mich, von oben bis unten, bis er - immer noch lächelnd - endlich wieder was von sich gab.
"Tja, kann ein Weilchen dauern. Ich glaube er steckt im Stau."
Er verschwand wieder in den Umkleidebereich und sah schließlich kurz zu mir nach hinten.
War irgend etwas falsch an mir? Hatte ich vielleicht einen Fleck an meiner Kleidung? Das war doch unmöglich, ich habe extra etwas nicht allzu Gebrauchtes ausgesucht. Mein neuer Sekretärsrock mit einer weißen Bluse. So niedlich wie möglich.
In meinen Gedanken versunken, bekam ich nur nebenbei im Hintergrund mit, dass einige Mitarbeiter und Stylisten mich begrüßten. Ich starrte gezielt auf die Uhr. Plötzlich ertönte ein "Buh!" neben meinem Ohr und jemand tappte mir auf die Schultern. Ich drehte mich um um zu sehen, wer mich so erschrak. Richard stand frech lächelnd vor mir. "Hat Babygirl Angst vorm' Manager?", sagte er spottend und belächelte meine Aufregung. Ich kniff die Augen zusammen und verschränkte die Arme.
Ich wollte mich gerade mit scharfen Worten wehren, als alle Blicke auf die Tür trafen. Es war Klint, der es endlich hierherschaffte. Auch er musterte mich kurz von Kopf bis Fuß.
"So. Alle an die Arbeit! Ich hab Autogrammkarten im Wagen, die heute fertig unterschrieben sein müssen. Madlenè, hol die Kiste und komm dann bitte in mein Büro."
Ich setzte kurz an, um ihn auszubessern, doch ehe ich auch nur ein Wort verlieren konnte, knallte er die Tür vor meiner Nase zu.
Nachdem ich die Kiste wie befohlen in den Arbeitsraum brachte, fiel sie mir schlussendlich hinunter und hunderte von Autogrammkarten flogen quer durchs Zimmer - und alle Augen waren auf mich gerichtet. Na toll. Wirklich super. Anfängerfehler? Nein, eher hoffnungsloser Tollpatsch. Ich kniete mich sofort hin, um die Fotos aufzusammeln, bis Richard mir zuhilfe eilte. Ich sah ihn dankend in die Augen, und sein Blick fesselte mich aufs Neue.
Er strich über meine Wange, als er sagte: "Hey, geh zu Klint, wir machen das schon sauber."
Auf dem Weg zum Büro des Managers verbrachte ich die ganze Zeit in Gedanken an Richard und seine beängstigend heiße Stimme.
Als ich gerade die Tür öffnen wollte, öffnete sie sich von selbst. Nun, Klint öffnete sie mir zuvor.
"Ach, da bist du ja. Wurde ja auch mal Zeit. Du musst die Arbeitsbescheinigung unterschreiben und einige andere Unterlagen. Na, wird's bald, oder wieso siehst du mich so planlos an?"
Ich starrte auf seinen kahlen Kopf und musterte dann seine Brille. Sie trug das Zeichen von Giorgio Armani. Der konnte sich das ja auch leisten.
"Uhm, nein, ich meine ja, Unterlagen unterschreiben. Natürlich."
Er begleitete mich herein und guckte nochmals in alle Richtungen, bevor er die Tür schloss. Vielleicht war er ja paranoid. Oder hat hier einen Safe mit Wertsachen, der Herr. Ich kicherte, amüsiert von meinen eigenen Gedanken.
Doch dem war nicht so. Er stellte keine Sicherheit für seinen Safe fest, nein, er war auch nicht paranoid. Er wollte nur sichergehen, dass wir auch wirklich alleine waren.
Klint setzte sich neben mich auf die Wartebank, anstatt auf seinen Chefsessel und überreichte mir Stift und Formular. Er verschränkte seine Arme auf seinen Oberschenkeln und sprach.
"Ich bin wirklich froh, dich und bald auch deine Freundin hier begrüßen zu dürfen, doch ihr wisst hoffentlich, dass das kein Zuckerschlecken wird. Oder vielleicht doch." Er lachte laut in den Raum. Widerwärtig. Ich versuchte ihn zu ignorieren, und dass er mir immer näherrückte, und konzentrierte mich stattdessen auf das Formular. Meine Hände waren zittrig und ich schrieb so schnell ich konnte.
Gott, bewahre mich vor einem weiteren Psychopathen. Paul war schon genug Nervenkitzel.
Der ältere Herr jedoch hielt es wohl für völlig in Ordnung, seine Hand auf meinen Oberschenkel zu legen. Er klopfte kurz auf meinen Schenkel und sagte lächelnd "..wie auch immer - Herzlich willkommen!"
Ich sprang auf, schmiss das Formular zu Boden und versuchte rasch aus dem Raum zu verschwinden, bis der Mann mich an meinem Zopf packte und zurückzog.
"Nicht so eilig. Ich hebe diese Zettel bestimmt nicht auf."
Ich kippte ein Stück nach hinten, da der Mann kräftiger war als ich. Im selben Augenblick betrat Richard das Büro. Er rannte auf mich zu und Klint ließ meine Haare sofort los. Richard nahm mich in die Arme, und ich seufzte erleichtert auf. Ich schloss die Augen und - ich fühlte mich sicher und geborgen. In seinen Armen war ich sicher vor den Klippen der Welt.
Richard versuchte stark, nicht handgreiflich gegenüber seinem Chef zu werden, und zog seine Aggressionen zurück, als Klint uns beide hinausschickte.
"Hör zu. Lass dir nichts gefallen, vor allem nicht von ihm. Und falls du jemanden benötigst, ruf einfach. So laut du ka-"

Bevor Richard seinen Satz vervollständigen konnte, lief Bob völlig aufgebracht auf uns zu.
Er war total aus der Puste doch überbrachte uns trotzdem eine Nachricht.
"Maddie, du.. Du sollst sofort ins Krankenhaus. Sie haben angerufen und sagten, Jana hätte von dir geredet.. Sie ist in einem schlechten Zustand."
Nein. Nicht schon wieder... Nicht noch einmal ..
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Es macht richtig Spaß darüber zu schreiben, wie die vier sich langsam näherkommen und viele Dinge gemeinsam durchmachen. Ich hoffe, auch ihr habt Spaß am Lesen! Es folgen noch ganz viele sanftere Kapitel voller Zärtlichkeit, sowie welche voller Höhen und Tiefen! :p

Eine kleine Bitte hätte ich an dieser Stelle jedoch an euch. Ich hab ein kleines Fanvideo erstellt und auf YouTube veröffentlicht. Ich bin wirklich Stunden daran gesessen. 😩😪😂 jedenfalls, gebt mir bitte einen Kommentar darüber ab, wie euch das Video gefallen hat! :)
Hier der Link:
http://youtu.be/NW3zUH7uM3I

The 100 - Freche Mädchen scheuen nichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt