Der Raub

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Diesmal hatte ihr Hunger sie nicht nur leichtfertig, sondern auch dumm handeln lassen. Wer kam schon auf die törichte Idee grade in der Wachstube der Garde des Fürsten Essen zu stehlen? Wie ein Schwarm aufgebrachter Bienen, verfolgten die Wachen den Dieb verbittert. Mitten in der Stadt brachen sie die Verfolgung nach ihr plötzlich ab. Vielleicht bin ich auf den Dächern doch nicht so wichtig. Und es war doch nur ein Stück Käse und ein Laib Brot. Die Garde hat mehr wie genug und wir müssen hungern. Dachte Prim, während sie auf einem Dach sitzend die Stadt beobachtete. Schüsse fielen in einer der vielen Seitengassen. Prim sah die Lichtblitze der Mündungsfeuer an der Wand eines der Gebäude. Sie hatte die Garde ziemlich erzürnt. Nur selten schossen sie. Meist erst, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab. Doch auf wen hatten sie es nun abgesehen und feuerten bereitwillig? Die Neugierde machte sich breit in Prim. Schließlich nach dem kleinen Mahl, folgte sie dem Tross aus Gardisten über die Dächer. Nicht ganz verwunderte es sie, dass der Weg zur Kirche im Zentrum der Stadt führte. Jeder der Schutz vor dem Fürsten und seinen Häschern suchte, begab sich zur Kirche. Dort herrschte noch das Asyl-Recht und nicht das Recht des Fürsten.

Wieder krachte eine Salve. Prim musste sich allerdings momentan keinerlei Gedanken machen, Ziel zu werden. Irgendjemand hat den Hass der Gardisten gefesselt. Sie hörte schnelle Schritte unter sich in der Seitengasse. Dazu roch sie den Geruch von frischen Blut. Doch da war mehr, Prim spürte ihr Herz beben. War dort unten vielleicht jemand wie sie? Verfolgte die Garde ihn deshalb so gnadenlos?

Ohne diesen Gedanken länger nach zu hängen, machte sie sich auf. Prim wollte ihn sehen und näher betrachten. Über die Dächer huschte sie hinweg, ihre Kleidung war völlig durchnässt vom Regen. Und ihr Gesicht verborgen unter der Kapuze des Mantels. Auf einem der Dächer waren einige Dachschindeln gebrochen. Als sie drauf landete, fielen einige Bruchstücke hinunter auf die Gasse und sie rutschte mit den Füßen weg. Schwer schlug sie auf, was weitere Dachschindeln lößte und auf die Gasse fallen ließ. Insgesamt machte das Haus ein heruntergekommenen Eindruck, doch das interessierte Prim nur wenig. Sie wollte eher wieder schnell auf die Beine kommen und hoffte, dass die Garde nicht doch wieder auf sie aufmerksam geworden ist. Kaum auf den Füßen schon sprang sie weiter aufs nächste Dach. Hinter sich erblickte sie den Schein einer Kerze in dem Haus. Ohne ihm weitere Beachtung zu schenken, rannte und sprang sie weiter von Dach zu Dach. Schon fast besessen davon, den Fremden kennenzulernen und zu sehen.

Der Regen wurde immer stärker, mittlerweile war es Prim fast unmöglich sicher auf den Dächern zu landen. Ständig geriet sie ins rutschen und musste aufpassen nicht das Gleichgewicht zu verlieren oder gar runter zu fallen.

Grade als das letzte Dach vor dem Marktplatz erreichte, kam auch schon die Person, welche die Garde so erbarmungslos verfolgte. Noch immer roch Prim frisches warmes Blut. Doch spürte sie auch das etwas magisches von der Person ausging. In einer guten Entfernung folgten die Gardisten erst. Dies war Prim's möglichkeit. Entweder sie spring zu der Person runter und riskiert damit, wieder Ziel der Garde zu werden, oder sie rennt schon mal vor in richtung Kirche.

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