Lauf, lauf weiter. Dachte sich Marter keuchend an einer Laterne anlehnend. Die Verfolgung des Diebes verlangte alles von ihm ab. Lange war er nicht mehr so gesprintet und schon gar nicht unter Aufsicht des Hauptmanns. Der Regen erschwerte ihm die Sicht und ständig hatte er Angst, dass sein Luntenbeutel Nass werden würde. "Wenn du nicht bald deine armseligen Stelzen in bewegung setzt und den Dieb eine Kugel verpasst, dann verpasse ich dir eine radikal Diät" drohte der Truppführer ihm als dieser durch den Regen zu Marter zurück Schritt. "Wie konnte man nur jemand wie dich in der Garde aufnehmen?" spottete er. Zorn quoll in Marter auf. Am liebsten würde er ihm den Hals mit seinem Bajonett aufschlitzen. Nie ließ er ihn in Ruhe, ständig bekam er nur unsinnige Befehle und derbe Sprüche wegen seines Gewichts. "Was ist los? Hat dir der kurze Spurt die Sprache verschlagen, Fettsack?" mit einem hämischen Lächeln, genoss der Truppführer die Verspottung von ihm vor den anderen.
"Nur eine kurze verschnauf Pause" japste Marter. Der Truppführer winkte ab. "Lasst diese Erbärmliche Kreatur zurück. Er ist eh nichts Wert. Schnappen wir uns den dreisten Dieb und kehren endlich ins Trockene zurück, dieses Wetter ist unausstehlich." befahl der Truppführer und augenblicklich setzten sich die Gardisten wieder in Bewegung Richtung Kirche, durch die Seitengassen.
Marter blickte ihnen nach, während er noch immer nach Luft japste. Verdammte Verräter, dachte er, sollen sie doch alle krepieren. Kaum das dieser Gedanke beendet war, hörte er Schreie vorne um die Ecke. Zwei- bis dreimal konnte er das auffachen von Mündungsfeuerschein wahrnehmen. Marter nahm seine Muskete und begann zu laufen. Er war sich sicher, seine Kameraden brauchten seine Hilfe. Kurz vor der Biegung konnte er ein grollen in dem Kampfeslärm hören. Plötzlich flog ein Gardist an ihm vorbei an die gegenüberliegende Wand. Völlig schlapp fiel der Körper zu boden und regte sich nicht mehr. Marter ging zu ihm konnte aber nur noch feststellen das sein Kamerad schon Tot ist. Eine riesige Kratzwunde sprangte quer über seinen Oberkörper. So tief, dass Marter sich umdrehte, damit er die Details erkennen würde.
Den Blick wieder in die Strasse gerichtet sah er kein Gefecht mehr. Seine Kameraden lagen Tot in der Strasse verteilt. Unzählige Wunden übersehten die Körper. Versteinert konnte sich Marter nicht mehr rühren, er war sich gewiss, auch er würde heute und hier dieser Bestie zum Opfer fallen.
Auch nach mehreren Minuten stand er immernoch an der selben Stelle. Mittlerweile völlig durchnässt und unterkühlt.Nichts geschah.... als Marter das endlich begriff, fing er an zu laufen. Weiter Richtung Kirche. Einfach Laufen. Zurück könne er nicht, man würde ihn wegen Fahnenflucht hängen. Auch hier bleiben würde sein Tot bedeuten. Nun wurde der Gardist zum Verbrecher. Nur das Asyl der Kirche konnte ihn jetzt noch retten vor dem Strick. Seine Muskete warf er auf die Strasse zu den Toten.
Auf den Weg zur Kirche, sah er sich immer wieder um. Wer war diese Bestie und wieso lebte er noch. Fragte er sich. Der Klang seiner schweren Stiefel hallte von den Gebäuden wieder. Zur Sperrstunde war hier nur noch Gesetzlose unterwegs. Angst befiel Marter und ein Schauder überfiel ihm, als über seinen Kopf eine schwarze Gestalt von einem zum anderen Haus sprang. Kurz vor dem Kirchplatz lies er sich im Schatten eines Hauses nieder. Überall waren Gardisten auf der Suche nach dem Dieb.
Schon etwas übertrieben, sagte Marter sich. Er zog sein Barett tiefer ins Gesicht und hoffte nicht entdeckt zu werden. Das Glück schien auch auf seiner Seite zu sein, irgendetwas zog die Aufmerksamkeit der Gardisten auf sich. Schwerfällig erhob Marter sich, seine Beine waren taub geworden durch die Kälte. Fast wäre er wieder zu Boden gefallen, doch konnte er sich abfangen und langsam schritt er zum Seiteneingang der Kirche.
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Schattenland
خيال (فانتازيا)Begleite Evourt und seine Freunde auf das Abenteuer ihres Lebens. Eben noch dort, schon mitten im Gewirr von Machtkämpfen, Kriegen und Intrigen. Nur Gemeinsam können sie in der Welt überleben. Doch bis es soweit ist und sie zusammen finden, ist es...