Kapitel 6 - Darf ich bitten?

296 15 4
                                    

John stand noch einen Moment in dem Wohnzimmer bevor er den Kopf schüttelte und den Staubwedel auf seinen Sessel legte und in die Küche ging. Dieser süße Kerl Holmes hatte ihn völlig den Kopf verdreht, doch John liebte es. Er liebte den Meisterdetektiv abgöttisch!
Sherlock war jetzt wieder in seinem Schlafzimmer. An der Tür ließ er sein Bettlaken fallen und seufzte. Was hat John bloß?", fragte er sich selbst und schmiss sich regelrecht aufs Bett. Sein Gesicht wurde eingeschlossen von weichen Kissen, doch das Atmen wurde schwer. Also drehte sich Sherlock mit einem lauten Stöhnen um und schaute an die Decke. John war so süß aber auch irgendwie so seltsam. Genau das Gleiche dachte sich John über seinen Freund.
In der Küche wurde jetzt erst einmal Klarschiff" gemacht. John nahm die alten, dreckigen Tassen und stellte sie in die Spülmaschine. Dann waren die alten Teller an der Reihe und auch diese wanderten in den Geschirrspüler. John war schon immer viel ordentlicher als Sherlock, doch er hasste es aufzuräumen. Immer diese unwichtigen Experimente" sagte John leise zu sich selbst als er durch eines der Mikroskope auf dem Esstisch starrte. Insgeheim störten diese ihn jedoch nicht, sondern er möchte es sehr, wenn er Sherlock bei seinem Experiment zugucken konnten. Stundenlag saß er auf der Couch und schaute zu seinem Freund herüber, der tief in seinen Gedanken versunken war.
Sherlock setzte sich auf in seinem Bett. Vielleicht sollte er sich doch langsam etwas anziehen, bald würde Lestrade vorbeikommen. Lestrade war einer von Sherlocks engsten Freunden, soweit er überhaupt Freunde hatte, denn Sherlock behauptete immer er habe niemanden. Jetzt allerdings hatte er jemanden, John.
Dieser war jetzt gerade fertig geworden mit dem Aufräumen und setzte sich in seinen Sessel nachdem er den Staubwedel in die Ecke stellte. Ein Seufzer entwich seinen Lippen und er schloss die Augen. Wie würde er jetzt gerne in Sherlocks Armen liegen.
Sherlock hatte sich mittlerweile eine Boxershorts und seine schwarze Anzughose angezogen. Er schnappte sich ein violettes Shirt und ging aus seinem Zimmer, wieder durch den dunklen Flur und in die Wohnstube. Er schlich sich leise zu John herüber und küsste seine Nase. John riss die Augen auf und schaute tief in Sherlocks blaugrüne Augen. Er lachte und umarmte ihn, doch Sherlock löste sich aus Johns Griff und setzte sich auf das Sofa.
Erst anziehen, so wie du es mir befohlen hast!", sagte Sherlock und grinste. Schnell zog er sein Hemd über und öffnete seine Arme weit als Geste für John.
Komm schon her. Ich weiß doch, dass du kuscheln willst!", meinte Sherlock und schaute zu John herüber. Ohne zu zögern stand John auf und ging zum Sofa, setzte sich auf Sherlocks Schoß und umarmte ihn.
Ich kuschle gerne mit dir.", flüsterte John und küsste den Detektiv sanft. Seine Lippen fühlten sich immer wie Seide an, zudem waren sie auch warm und gaben John ein angenehmes Gefühl. Sherlock lehnte sich gegen die Sofalehne und hielt seinen Liebsten in den Armen. Für einige Minuten war es leise, niemand sagte etwas, es herrschte Stille. Plötzlich machte Sherlock allerdings ein Zischgeräusch.
Pssst John. Kannst du eigentlich tanzen?", fragte er leise, das laute Ticken der Wohnzimmeruhr war immer noch zu hören.
Tanzen? Ich? Sherlock, das müsstest du aber doch wissen!", lachte John und stand auf. ICH kann nicht tanzen, aber ich weiß, dass DU es kannst! Darf ich bitten?", betonte er und hielt seine Hand aus.
Mit Vergnügen!", antwortete Sherlock und griff nach Johns Hand bevor er sich an ihr hochzog. Doch zuerst müssen wir etwas Musik auflegen!", meinte Sherlock und ging hinüber zu dem alten Plattenspieler, Johns heiligstes Musikinstrument, wortwörtlich. Schnell schnappe er sich eine der ebenfalls alten Platten aus dem Regal. Eine Platte mit Top Hits aus den 50er/ 60er Jahren. John liebte diesen Style der Musik sehr, genauso wie Sherlock. Manchmal verbrachten sie Abende nur mit musikhören und Streicheleinheiten im Wohnzimmer. Jetzt jedoch wollte Sherlock etwas mit den Platten anfangen und John das Tanzen beibringen. Er legte die Platte auf den Spieler und setzte die Nadel in die Spur. Er ging zurück zu John und stellte sich gerade vor ihn.
Gerader Rücken, Blickkontakt mit deinem Partner, Beine geschlossen!", sagte er leise und Half John bei der Ausführung seiner Angaben. Als John dann richtig stand begann auch die Platte endlich zu spielen. Schnell griff Sherlock nach Johns Händen.
Wenn ich meinen linken Fuß zurück setzte, dann setzt du deinen linken Fuß nach vorn.", sagte Sherlock leise mit einem Lächeln auf den Lippen, wissend, dass John ihn wohl nicht verstanden hat.
Okay. Also du nach hinten, ich nach vorn. Richtig?", fragte John noch einmal nach bevor Sherlock zustimmend nickte und zählte.
Auf drei. 1. 2. Und 3" Leider verfehlte John den Einsatz und trat versehentlich auf Sherlocks Fuß. Dieser grinste nur und begann von neuem Mit dem Zählen. Auch der zweite Versuch war nicht anders und John fühlte sich unwohl dabei, ständig zu verpatzen.
Du kannst das schon. Das Tanzen braucht seine Zeit", ermutigte ihn Sherlock und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Eine Hand legte er auf Johns Hüfte. Dann begann er wieder zuzählen.
1. 2. 3.", sagte er und Bewegte sein Bein rückwärts, John seins vorwärts. Er lächelte glücklich. Wie von selbst bewegte John den Fuß zurück und stand wieder gerade, ebenso wie Sherlock.
Jetzt deinen rechten Fuß nach hinten," flüsterte Sherlock, als er nach unten sah. John zögerte einen Moment und lauschte dem Takt der Musik. Dann tat er das, was ihm vorgesagt wurde. Die ersten Schritte waren getan.
Gut!", meinte Sherlock und stellte die Nadel wieder an den Anfang des Liedes. Jetzt zusammen.", sagte er und lächelte fröhlich, als er nach Johns Hüfte griff. John nickte und begann sich auf den passenden Takt nach vorn zu bewegen. Sherlock half ihm etwas mit der leichten Drehung der Hüfte und schon bald beherrschte John die paar Schritte. Sherlock grinste bis über beide Ohren und begann schneller zu tanzen.
Verlier' nicht den Takt! Jetzt ist es doppelt so schnell!", lachte Sherlock. John lachte ebenfalls, doch machte sich nichts aus dem gesteigertem Tempo und tanzte freudig mit dem Detektiv durch das Wohnzimmer. Immer wieder derselbe Schritt, aber die beiden hatten Spaß. Plötzlich klopft es an der Wohnzimmertür. Die beiden Männer hatten die Zeit komplett vergessen. Jetzt stand Detectiv Inspector Gregory Lestrade in der Tür und schaute die beiden mit offenem Mund an.
Was...was ist denn hier los?", fragte Lestrade überrascht.
Ich bringe John das Tanzen bei. Das ist doch offensichtlich!", meinte Sherlock und hielt John immer noch in seinen Armen fest. John war die Situation sichtlich unangenehm. Sein Gesicht lief rötlich an und er versuchte sich aus Sherlocks festem Griff zu lösen.
Sher-Sherlock. Ich glaube das reicht jetzt.", flüsterte John und schaute dabei Greg an, der immer noch ziemlich verwirrt herübersah. Auch ihm war es unangenehm, den Meisterdetektiv und seinen Gehilfen so eng umschlungen zusehen. Lestrade schüttelte seinen Kopf und lief zu Johns Sessel herüber und setzte sich.
So Sherlock. Ich habe einen neuen Auftrag für dich. Es wurde bei einer Dame namens...Eliza Keeling...eingebrochen. Der Einbruch war aber alles andere als >normal<. Die Frau war zu dem Zeitpunkt zuhause und kannte den Einbrecher wohl. Es gab keine Einbruchsspuren in dem Sinne, dass etwas zu Bruch geganen ist, allerdings hat das Schüsselloch kleine bräunliche Schrammen, vorauf sich zurückführen lässt, dass der Einbrecher keinen Schlüssel, sondern einen Kupferdraht benutz haben muss. Zudem haben wir Spuren von seiner Kleidung auf der Kleidung des Opfers gefunden und...", sagte Lestrade doch Sherlock ließ ihn gar nicht weiterreden.
Gavin, das hat alles keinen Zusammenhang. Warum sollte sie den Einbrecher gekannt haben? Er kann sie doch auch angegriffen haben wodurch er Spuren hinterlassen hat? Einbrecher sind normalerweise unbekannte und brechen bei den Personen ein, die sie für längere Zeit beobachtet haben und dann gewaltvoll....ohhhhh", erklärte Sherlock, als er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen wurde. Greg lauschte gespannt und auch John war etwas gespannt auf die nachfolgenden Sätze. Lestrade hatte den halben Fall schon gelöst, doch weiter kam er nicht und nun sollte Sherlock die restliche Arbeit erledigen.
Ach...vergiss was ich gesagt habe. Nein, nein, alles ist okay! Ich kann daran jetzt nicht arbeiten. Ich bin beschäftigt mit John!", sagte Sherlock dann plötzlich und sah John tief in die Augen. Er hatte John die ganze Zeit nicht losgelassen, auch wenn John versuchte, sich von ihm zu lösen. Dieser lief bei Sherlocks Blick wieder rot an und ein leichtes, verlegenes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Lestrade seufzte und stand wieder auf.
Ich dachte ja nur, es könnte dich interessieren. Mal etwas leichtes, nicht so anstrengen. Aber du bist OFFENSICHTLICH beschäftigt!", behauptete der DI und grinste breit. Langsam begab er sich zur Tür, schaute dabei aber immer auf Sherlock und John.
Bis später dann, Greg!", sagte John und wunk ihm zu, als Geste, dass er jetzt besser gehen sollte, aber anderereits auch als Entschuldigung für Sherlocks eigenartiges Verhalten.
Tschüss John, Sherlock. Viel Spaß euch beiden noch!", sagte der Inspektor bevor er die Treppe herunter lief. Ein leises Kichern konnte man noch hören, dann viel die Haustür ins Schloss. Sherlock schaute John an, John schaute Sherlock an. Für einen Moment war es wieder leise.
Wollen wir weitermachen?", fragte Sherlock dann leise und lächelte. John hatte fast vergessen, dass sie hier gerade in einer Tanzstunde" waren und die Platte immer noch lief. Endlich ließ Sherlock von John ab und ging zum Plattenspieler hinüber. Er stoppte die Platte und schaute John an.
Welche Schritte jetzt?", fragte dieser und lächelte. John mochte es sehr, mit Sherlock zu tanzen, oder besser mit ihm das Tanzen lernen. Er war der perfekte Lehrer, John hätte sich keinen besseren wünschen können.
Lass uns mal eine Drehung ausprobieren. Zuerst dieselben Schritten wie vorhin, dann drücke ich leicht an deiner Hüfte. Das ist dann das Zeichen, dass du dich linksherum drehen sollst. Alles klar?", erklärte und fragte der Tanzlehrer, als er die Nadel wieder auf die Platte setzte und zurück zu seinem Partner ging. Eine Hand wieder an Johns Hüfte, die andere fest in seine gedrückt. Ein paar Mal mussten die beiden Turteltauben die Schritte gemeinsam einüben bis sie sie perfekt beherrschten. Schon kurz darauf tanzten sie wieder durch die Stube, fröhlich und vergnügt und vergaßen die Zeit.
Bald wurde es schummrig, die Stimmung zwischen den beiden Liebenden romantischer und die Nacht senkte sich langsam über ganz London...

Wolke 221bWo Geschichten leben. Entdecke jetzt