Die beiden jungen Männer standen sich noch ein paar Minuten gegenüber und schauten sich einfach in die Augen. Eine Stille erfüllte den Raum, doch diese Stille war für John das schönste was er jemals gehört hatte. Oder auch nicht. In der Stille lag eine angenehme Ruhe, die von Sherlock und John ausgestrahlt wurde und sich überall verteilte. Doch dann brach John das Schweigen.
Sherlock", flüsterte er leise, Wie soll es jetzt für uns weitergehen?"
Das klang fast, als wären sie ein altes Ehepaar, das plötzlich in einer Ehekrise steckte und nicht weiter wusste. Sherlock lachte fröhlich und hielt John immer noch dicht an sich gedrückt. Auch er war sichtlich glücklich, dass sie es geschafft hatten.
Also wie ich diese Situation einschätze, und aus guten Erfahrungen mit dir als dein bester Freund, denke ich, du wirst dich in das Ganze hier ziemlich reinknien und dein bestes Geben. So wie ich!" Sherlock lächelte wieder, nachdem er anfangs sein Pokerface aufsetzte, um seine Worte sehr ernst klingen zu lassen. John starrte ihn für ein oder zwei Sekunden an.
W...Was?", fragte er verdutzt. Er verstand nicht ganz, was Sherlock da von sich gab. Seine Detektivsprache" war einfach noch etwas schwer. Besonders jetzt. Gerade jetzt, wo er sich in Sherlock verliebt hatte und ihn mehr als alles andere verstehen sollte.
Willst du...offiziell...mit mir zusammen sein?", fragte Sherlock dann, als er die Unverständlichkeit in Johns Gesicht sah. Sherlock grinste bis über beide Ohren, als er die Frage stellte. John war noch immer etwas perplex, doch er antwortete schnell.
A...Aber sicher doch! Ja! JA! UNBEDINGT!", rief etwas lauter, um seine riesige Freude auszudrücken. Er küsste seinen jetzt Boyfriend hart auf die Lippen und ließ nicht wieder los von ihm. Zumindest keine weiteren 5 Minuten. Er kostete jede Sekunde ihres Kusses auf, um Sherlocks Rücken abzutasten und die Zunge in seinen Mund spielenzulassen. Es war wie eine Ewigkeit und alles um sie herum stand still. Beide wurden dann aus ihrem immer sanfter werdenden Kuss geweckt, als Regentropfen laut gegen die Fensterscheibe prasselten.
Wieder schauten sich Männer tief in die Augen und versanken förmlich ineinander. Der Regen wurde lauter und lauter. Das Prasseln wurde fast unerträglich, doch irgendwie schalteten sie alles um sich herum aus. Den Regen, die Stille, die Helligkeit des Tageslichts, die Dunkelheit in den Ecken des Raumes, eigentlich den gesamten Raum. Für die beiden gab es nichts mehr. Nur noch sie. SIE. Das war ein schönes Wort. Genauso wie UNS".
Sherlock. Ich habe immer gedacht, dass ich nicht auf Männer stehen kann. Du hast mich mal wieder eines besseren belehrt und mir endlich vor Augen geführt, dass das alles Blödsinn ist, was ich mir da eingeredet habe. Ich dachte immer, dass ich auf Frauen stehe." John lachte einmal auf und wartete, dass Sherlock auch etwas sagt.
Manchmal ist denken doch nicht immer das Richtige. Manchmal bring einem das Bauchgefühl doch schneller an sein Ziel!", klang es lachen auch Sherlocks Mund. Hatte er gerade gesagt, dass denken nicht immer richtig ist? DENKEN. NICHT RICHTIG. John war etwas geschockt, solche Worte von Sherlock zu hören. Er war schließlich das Superhirn, der ständig dachte und Schlussfolgerungen aus irgendwelchen Handbewegungen oder abgenutzten Gegenständen oder so ähnlich. Jedenfalls war John überrascht, doch freute sich natürlich mehr als alles andere, einmal im Leben etwas Menschliches aus Sherlock Mundwerk zu hören. Sonst kam dort nur unverständliches Geschwafel heraus.
Ich liebe dich, Sherlock.", sagte John erneut, als er Sherlocks Gesicht mit einem Finger unter seinem Kinn an sich zog. Das war jetzt der dritte, gewollte Kuss. Oder doch schon der vierte? Oder vielleicht sogar der fünfte? John zählte nicht mit, genauso wenig wie Sherlock. Wie schon gesagt, es zählte nur noch Eines und das waren sie, als Paar. Mit einem leisen Seufzer löste sich John von Sherlocks sanft roten Lippen und nahm seine Hand.
So. Du ziehst dir jetzt etwas an und dann gehen wir raus!" grinste John, als er rückwärts auf den großen, dunklen Kleiderschrank zuging. Erzog Sherlock bei den Händen hinterher und stellte ihn wie eine Schaufensterpuppe neben den Schrank. Oh Gott war er groß. Fast so groß wie der Schrank. Vielleicht 1,80 oder doch ganze 2 Meter? John wusste nicht einmal, wie groß er selbst war. Trotzdem fand er es beeindruckend, wie attraktiv und groß Sherlock doch war. Sherlock salutierte unbeholfen und stand dann wie ein Soldat mit angelegten Armen. Ein leises Kichern überkam dann aber schließlich doch seinen Lippen und John lachte mit.
Ich glaube, das ist nicht so meins mit dem Stillstehen und Salutieren.", sagte Sherlock als er eine Körperhaltung wieder lockerte, obwohl er eigentlich immer ziemlich gerade und elegant stand. John öffnete den Schrank und sucht ein paar schöne Sachen für seinen Freund heraus. Es waren wie immer die schwarze Anzughose und ein Hemd, das lilafarbene. Sherlock trug das immer und es war nichts Neues, doch für John war es eine wundervolle Erfahrung, die Sachen für seinen Freund rauszusuchen. Es fühlte sich an wie ein Neuanfang, der Anfang einer wunderbaren Beziehung. Eine Beziehung mit dem besten Detektiv Englands, vielleicht auch Groß Britannien oder sogar der ganzen Welt.
Wir werden so viel mit einander erleben und nie wieder getrennte Wege gehen...so wie manchmal abends, wenn ich Rugby im Fernsehen gucken will und er in der Küche an seinen Experiment fummelt um sich dann genervt aus dem Staub zu machen und erst am nächsten Morgen wiederzukommen!", sprach John wieder zu seinem Gewissen, was ihn wieder zurück zu den Tatsachen führte. Was machte Sherlock eigentlich, wenn er spät noch aus dem Haus ging? John überkamen kurzzeitig Angstgefühle, daher musste er einfach nachhaken.
Sag mal, was machst du denn eigentlich, wenn du mal wieder abhaust, nachdem ein Experiment nicht so gelaufen ist, wie du es wolltest?" John schaute Sherlock mit ernstem Gesicht an und verzog keine Miene.
Du weißt ja, wie niedergeschlagen ich dann immer bin. Ich geh dann immer in die Pizzeria unten um die Ecke und entspann mich dort ein wenig.", antwortete Sherlock mit leichten Lächeln.
Aber hat der Laden überhaupt noch auf, wenn du dort plötzlich mitten in der Nacht um 1 Uhr getrottet kommst?", hinterfragte John misstrauisch. Irgendwie war der Gedanken, dass Sherlock spät nachts verschwindet, ein Grauen für ihn. Er verstand aber nicht warum. Sherlock sei doch alt genug, um auf sich selbst aufzupassen, und außerdem war er ziemlich stark und einen ganzen Kopf größer als die meisten Männer. John schlussfolgerte einfach auf die Hormone, die sich immer mehr in seinem Körper ausbreiteten.
Ja sicher doch. Das ist doch einer dieser Mittelmeer-Pubs, wie ich sie gerne nenne. Die haben bis spät in die Nacht auf, aber nachmittags geschlossen.", versicherte Sherlock. Mach dir keine Sorgen um mich. Das ist der Einzige Platz, an dem ich mich so richtig entspannen kann. Konnte. Jetzt hab ich ja dich!" Sherlock grinste wieder breit und zog John an sich, um ihn sanft zu küssen.
Vielleicht kann ich dich ja mal auf deinen nächtlichen Ausflügen begleiten!?", sagte John leise. Etwas Verführerisches lag in seinen Worten. Sherlock errötete leicht und antwortete nur mit einem genüsslichen mmmmm".
Ich mag diese Idee sehr, John", brummte Sherlock verschwörerisch an Johns Ohr. Ein kalter Schauer lief John den Rücken herunter und ließ ihn für ein paar Sekunden erstarren. Es war angenehm kalt und John wollte mehr. Bisher standen die beiden nur vor dem Schrank und plauderten zweideutig, John hatte immer noch Sherlocks Kleidung in der Hand.
Also Sherlock, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, dich zu begleiten...", meinte John. Für einen Augenblick klang es fast so, als ob John an der ganzen Beziehung zweifelte, doch im nächsten Moment fuhr er mit einem schelmischen Grinsen fort.
Ich könnte möglicherweise auf falsche Gedanken kommen!" John zwinkerte und gab Sherlock damit ein Zeichen, das sie beide aber nie besprochen hatten. Der angedeutete Schock in Sherlocks Gesicht wurde sofort durch ein breites Grinsen und ein tiefes, aber leises Stöhnen ersetzt. Sherlock zog John fest an sich und vereinigte ihre Glühenden Lippen. John ließ die Kleidungsstücke zu Boden fallen und warf seine Arme um Sherlocks Hals. Ihre Zungen tanzten wieder, als sich Sherlock langsam rückwärts bewegte. Keine drei Schritte, schon stieß er mit dem Oberschenkel gegen die Bettkannte.
Na los...mach schon...leg dich hin", befahl John mit einem Flüstern, als er Sherlock einen Kuss auf den Hals drückte.
Ja....ja John", erwiderte Sherlock mit zittriger Stimme und setzte sich aufs Bett, um sich dann nach hinten fallen zu lassen und John mit sich hinunterzuziehen. Sie küssten wild und leidenschaftlich. John spreizte seine Beine über Sherlock und griff an seine Hüfte, um ihn noch ein Stück auf das Bett zu hieven. Das war ein Leichtes für die kräftigen Arme des Doktor Watson. Sherlock schaute lüstern zu ihm auf und machte eine einladende Kopfbewegen. John lehnte sich über Sherlock und vergrub seinen Kopf in Sherlocks Halsbeuge. Die Küsse wurden immer feuchter und heißer. Sherlock stöhnte leise, als er John so nahm an sich spürte. Plötzlich aber drückte er ihn sanft von sich.
Oh John. Warte. Bitte.", brachte er in Bruchstücken hervor.
Aber...Sherlock...vorauf?", fragte John verwirrt , als er sich vom Hals des Detektivs entfernte. John hatte die heißbrennende Lust, einfach in Sherlock vollkommen auszutrinken und ihm gleichzeitig ein lange vergessenes Gefühl der Zufriedenheit wiederzugeben.
Ich weiß einfach nicht,...ob jetzt die richtige Zeitpunkt dafür ist. Ich meine, du hast doch gerade erst einmal begriffen, dass du schwul bist und schon willst du es mit mir tun. Du solltest damit nicht so spielen.", gab Sherlock als Antwort. In seiner Stimme lag Ruhe, aber diese Ruhe hatte einen Unterton von Traurigkeit. Er wollte John so sehr, doch er musste ihm Zeit geben WIRKLICK alles zu realisieren, was in Zukunft aus den beiden werden würde.
Sherlock meinst du, ich wüsste nicht was ich hier tue?", hinterfrage John leicht traurig.
Nein. Ich bin mir 100 Prozent sicher du weißt, was du hier gerade mit mir veranstaltest. Aber du solltest dir wirklich Gedanken machen, dass das nicht nur ein Spiel ist und du WIRKLICH schwul bist. Erst wenn du die 2000 prozentig sicher bist, kann ich entspannt sein und es genießen. Bitte John. Überstürze nichts. Ich...will dich nicht verlieren." Sherlocks Stimmte klang ängstlich und er begann zu zittern. Er schaute John in die Augen und sah eine kleine Träne seine Wange herunterlaufen. Schnell wischte er sie mit seinen schmalen dünnen Finger weg und küsste John zärtlich auf den Mund.
Wirklich. Ich will dich nicht verlieren. Du bist mein bester Freund." Sherlocks Worte klangen wie himmlische Musik in seinen Ohren. Sherlock hatte noch nie gesagt, dass er sein Freund war. Er behauptete immer, er habe keine Freunde. John war fassungslos glücklich.
Ich...also...mir...uff...Es tut mir Leid, Sherlock. Ich wollte das nicht machen. Ich dachte nur---
Halt die Klappe Watson und denke nicht!", unterbrach Sherlock und drücke ihn fest an sich als sich ihre Lippen wieder trafen. Sherlock weinte. Er hatte noch nie geweint, so lange John ihn kannte. Sherlock war einfach nicht zu verstehen in manchen Situationen. John wischte seine Tränen weg, doch brachte Sherlock nur noch mehr zu weinen. Doch er gleichzeitig lachte auch. Es waren eindeutig Freudentränen.
Ich liebe ihn einfach. Ich weiß es. So ein verdammter...verdammt hinreißender Holmes", dachte John.
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Wolke 221b
FanfikceLiebe? Leidenschaft? Das würde Sherlock doch nur von seiner Arbeit ablenken. So sieht es auch John. Das sollte dann aber schlagartig ändern und die Welt der beiden Junggesellen auf den Kopf stellen...Eine Geschichte voller Liebe, Verführung, Schmerz...