6 | Das erste Training

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Als ich meine Augen öffnete war es bereits hell in meinem Zimmer. Schnell setzte ich mich auf und streckte meine Glieder, ehe ich zum Badezimmer ging und mich unter die wundervolle Dusche stellte.
Ich genoss die kurzen Momente, in denen das warme Wasser über meinen Körper floss. Allerdings nicht zu lange, denn ich musste noch etwas essen, bevor der erste Trainingstag begann.
Mein Herz schlug schneller bei dem Gedanken daran, endlich allen Tributen zeigen zu können, was wirklich hinter mir steckte. Ich wusste, dass ich jeden schlagen konnte. Sogar Telum.
Zurück aus dem Badezimmer entdeckte ich auch schon die Trainingsklamotten auf der Kommode, die wahrscheinlich nachts gebracht worden waren.
Es jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich daran dachte, dass ein Verräter so nah war und doch unbemerkt blieb. Mit einem Kopfschütteln wischte ich die Gedanken an den Avox weg, zog mir die Kleidung an und machte kurze Dehnübungen, um mich aufzulockern.
Als ich fertig war, ging ich lächelnd zum Speisesaal in unserem Appartement, in dem Telum, wie alle anderen aus unserem Team, bereits saßen. Während Kathleen sich anregend mit Athena unterhielt, aß Telum schweigend.
"Guten Morgen.", begrüßte ich alle mit meinem schönsten Lächeln und setzte mich, um mir etwas Brot und Wurst auf den Teller zu legen.
Eigentlich hatte ich keinen großen Appetit, doch ich wusste, dass ich etwas essen musste, um den Tag durchzuhalten. Ich musste perfekt sein und das konnte ich nur, wenn ich genügend gegessen hatte.
Mit dem stetigen Geplapper unserer Betreuerin und Mentorin, aß ich auf und blickte Telum an, nachdem mein Teller leer war. Er nickte mir zu, was ich als Zeichen deutete, dass es Zeit war nach unten zu gehen.
Die Uhr zeigte uns auch, dass es tatsächlich Zeit dafür war.
"Telum und ich werden zum Training gehen. Wir sehen uns dann heute Abend.", lächelte ich in die Runde und stand auf, um Telum zu folgen.
Schweigend gingen wir in Richtung Aufzüge und überraschenderweise brach Telum unser Schweigen.
"Wir müssen heute ein Bild von den anderen Karrieros machen. Romulus sagte, wir müssen uns heute entscheiden, damit wir noch genügend Zeit haben, uns eine Taktik zu überlegen.", er blickte mich fragend an.
"Wir schauen sie uns einfach zunächst von der Ferne aus an, wobei ich mir sicher bin, dass die beiden aus Distrikt 4 einem Bündnis zustimmen werden.", lächelte ich ihn an, während wir in den Aufzug stiegen.
"Ich bezweifle nicht, dass sie zustimmen, sondern dass sie nicht gut genug sind. Wir sollten sie uns erst genau ansehen.", antwortete er gerade als der Aufzug unten angelangt war.
Ich hob verärgert meine Augenbrauen.
"Es ist egal ob sie gut genug sind oder nicht. Wir wissen beide, dass sie nicht so gut sind wie wir. Aber sie als Schutzschilde für uns zu nutzen hat auch seinen Vorteil. Zu zweit sind wir nicht so gefährlich wie zu viert."
"Trotzdem sind sie uns nur im Weg, wenn sie nichts können. Ich gehe ja auch nicht davon aus, dass sie nutzlos sind, ich sehe das alles nur etwas kritisch.", versuchte er einen versöhnlichen Ton anzustimmen.
Ich seufzte, verzichtete jedoch auf eine weitere Antwort. Es hatte keinen Sinn vor dem Training noch zu streiten.
Mit einem breiten Lächeln betraten wir den Trainingsraum. Die meisten Tribute waren schon da und wir mussten nicht lange warten, um vollständig zu sein. Ein glatzköpfiger Haupttrainer erklärte uns die Regeln, ehe er uns anwies uns zu verteilen. Zielstrebig ging ich auf die Dolchstation zu ohne auf Telums Reaktion zu warten. Ich wollte allen zeigen was ich konnte und Dolche waren nun einmal meine Spezialität.
"Ich hoffe du hast nichts dagegen.", grinste ich in Richtung Telum, als ich den ersten Dolch in einer Puppe versenkte.
Wir trainierten einige Zeit an dieser Station, während wir die beiden aus 4 an der Dreizackstation beobachteten.
"Ich denke das ist genug. Mich haben sie aufjedenfall überzeugt.", zeigte ich meine Zustimmung zu den beiden und Telum nickte mit ernstem Gesicht.
Ich deutete auf die Station mit den Schwertern, auf welche die beiden nun zu gingen und wir folgten ihnen. Es war Zeit ein Bündnis einzugehen.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging ich auf die beiden zu, die sich bis eben noch unterhalten hatten. Als sie uns jedoch sahen verstummten sie.
"Schön euch zu sehen.", begrüßte ich sie und streckte ihnen meine Hand entgegen. "Ich bin Victoria und das ist Telum. Wie ihr unschwer erkennen könnt sind wir die beiden Tribute aus Distrikt 2 und wie ihr euch auch sicher denken könnt, sind wir hier um euch ein Bündnis mit uns vorzuschlagen."
Das Mädchen nahm meine Hand und schüttelte sie, ehe ich auch dem Jungen meine Hand hinhielt. Wie immer überließ Telum mir das Reden, doch das war in Ordnung.
"Mein Name ist Lia und mein Partner heißt Triton.", sie blickte einen Moment in Richtung Triton, ehe sie lächelte und mir zunickte.
"Dann wollen wir das Bündnis mal annehmen."
Als hätten sie eine andere Wahl. Ohne uns waren sie nichts und das sollte ihnen bewusst sein.
"Was haltet ihr von den beiden aus Distrikt 1?", versuchte ich ein Gespräch anzufangen, bevor wir uns wieder dem Training zuwendeten.
"Schau dir mal die aus 1 an. Ich dachte die hätten sich freiwillig gemeldet.", antwortete Triton grinsend.
"Und was denkt ihr?", fragte Lia nachdem sie ihrem Distriktpartner nickend zugestimmt hatte.
Telum schnaubte, während ich zu einer Antwort ansetzte.
"Wir sind da eurer Meinung. Nicht sehr überzeugend und viel zu schwächlich. Wir bleiben lieber unter uns.", lachte ich und griff zu einem Schwert.
"Wollen wir anfangen?", meine Aufmerksamkeit galt nun wieder Telum, er war und würde wahrscheinlich immer, mein liebster Trainingspartner bleiben. Ich warf ihm ein Schwert zu und grinste Lia und Triton an. Sie würden sich noch wundern.
Von weitem hörte ich noch wie Lia antwortete, dass sie der gleichen Meinung war. Doch ihre Meinung interessierte mich letztlich überhaupt nicht. Wer die Entscheidungen traf, war ja wohl klar. Sie hatte nicht die Stärke, die man hinter einem Karriero vermutete und Triton schien zu schweigsam zu sein, um wirklich zu sagen was er dachte. Er erinnerte mich sehr an Telum.
Wir drei könnten es weit bringen. Lia hingegen würde wohl die erste sein, von der wir uns verabschieden würden.
Gemeinsam trainierten wir vier den restlichen Tag, ehe es Zeit für uns wurde, wieder in die Appartements zu gehen, um uns zu Stärken und auszuruhen.
"Wir sehen uns morgen.", lächelte ich die beiden an, als der Lift in unserem Stockwerk anhielt und ich Telum hinaus folgte.
Nach einem kurzen Abendessen, in dem wir Kathleen und unseren Mentoren genau erklären mussten, was heute abgelaufen war, wobei wohl nur ich redete und Telum dazu nickte, konnte ich endlich unter die Dusche.
Schließlich konnte ich endlich ins Bett und war wirklich froh, als mein Körper endlich zur Ruhe kam. Kaum hatte ich meine Lider geschlossen, war ich auch schon eingeschlafen. 

 

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Victoria Masterson - Die 40. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt