16 | Dreikampf

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Eigentlich war ich nicht ängstlich, wenn es dunkel war oder ich alleine sein musste. Doch diese drückende Schwärze, in der die Arena seit kurzer Zeit getaucht war, bescherte mir ein unbehagliches Gefühl.
Außerdem war noch dieser Schrei erklungen.
Dieser Schrei, der mich ebenso beunruhigte wie die Dunkelheit.
So etwas derartig grausiges hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört und ich konnte mir auch überhaupt nicht vorstellen, welches Wesen, hinter einem solchen grässlichen Geräusch stecken konnte.
Unruhig fuhr ich mir übers Gesicht und setzte mich an Ort und Stelle auf den Boden. Es hatte keinen Sinn durch eine stockdunkle Arena zu irren, ohne eine Ahnung zu haben, wohin man eigentlich ging.
Außerdem würden die Spielmacher uns mit ziemlicher Sicherheit nicht im Dunkeln abschlachten. Sie wollten einen Kampf und wahrscheinlich würde bald einer auf uns zu kommen.
Wir alle waren desorientiert, wussten nicht was auf uns wartete. Sobald also das Licht wieder anging, würden wir uns alle erst einmal orientieren wollen. Das wäre der Moment, uns anzugreifen und genau davor hatte ich Angst.
Was, wenn ich zu überrascht war und getötet wurde?
Was, wenn ich mich lächerlich machen würde, indem mir ein Fehler unterlief?
Mit einem Kopfschütteln wischte ich diese Gedanken von mir und legte mich auf den Rücken, um mich auszuruhen.
Jedoch hatte ich nicht lange Zeit um mich tatsächlich zu entspannen, denn ein seltsames Knarren ließ mich wieder aufrichten.
Unruhig versuchte ich irgendetwas zu erkennen, doch die Schwärze war noch immer undurchdringbar.
Gerade, als ich mich wieder hinlegen wollte erstrahlt die Arena plötzlich wieder in hellem Licht.
Sofort richtete ich mich auf und rieb mir meine Augen, die durch die Helligkeit zu schmerzen begannen. Nur langsam konnte ich erkennen, was aus der Arena geworden war.
Der Turm leuchtete in einer wunderschönen goldenen Farbe, während der Himmel rot, violett erstrahlte. Auch der Sand, auf dem ich stand glitzerte mir wie tausende Diamanten entgegen.
Doch an solchen Dingen hielt ich mich nie lange auf. Was zählte, war das, was um mich herum war.
Und genau dies ließ mich nun erstarren.
Der Schrei erklang ein weiteres Mal und als er verklang ertönten zwei Kanonenschläge. Die plötzliche Stille bescherte mir unglaubliches Herzklopfen und als ich mich umsah erkannte ich, was der Plan der Spielmacher war.
Ich stand dem Mädchen aus 1 und dem Jungen aus 12, der Telum getötet hatte, gegenüber. Die Ebene auf der wir gelandet waren, war flach und gerade. Genügend Platz um zu kämpfen.
Sollten wir uns nun etwa in einem Dreikampf gegenüberstehen um ein möglichst großes Gemetzel darzustellen? Und wo war Triton abgeblieben?
Doch als ich meinen Kopf nach rechts drehte sah ich noch einen dritten Gegner in unserem Kreis.
Ein monsterhaftes Affenwesen schnaubte in unsere Richtung. Er war riesengroß und hatte genauso große Pranken, die, wenn man von ihnen erwischt wurde, sicherlich den Tod bedeuteten.
Was war also die größere Bedrohung? Die Tribute oder die Mutation?
Ich entschied mich für letzteres und wollte mich langsam rückwärts bewegen.
Doch schon mein erster Schritt veranlasste das Wesen dazu loszustürmen. Verdammter Mist!
Mir blieb nichts anderes übrig als ebenfalls anzugreifen und irgendwie hatte der Affe es geschafft, dass auch die anderen beiden ihre Waffen zogen.
Ich schlug mit einem lauten Schrei einen Dolch in die Seite des Wesens. Doch die Klinge brach an der harten Haut der Mutation. Mit einer wischenden Bewegung schlug der Affe mich zur Seite und ich knallte unsanft auf den sandigen Boden.
Ich hörte ein Stöhnen und als ich mich umdrehte sah ich den Jungen aus 12, der ebenfalls zu Boden ging, während ich das Mädchen aus 1 nicht mehr sehen konnte.
Die Mutation bewegte sich mit schäumendem Mund auf mich zu und ich stellte mich ihm mit erhobenen Waffen entgegen. Immer wieder versuchte ich anzugreifen, doch der Affe war viel schneller, als ich es hinter einem so großen Wesen vermutet hätte.
Gleichzeitig konnte ich nie einen wirklichen Treffer landen, während ich das Gefühl hatte, dass es der Mutation Spaß machte, mir zuzusehen wie ich mich abmühte.
Der Junge aus 12 gesellte sich zu meinem Kampf dazu, was mich wunderte. Wieso half er mir, wenn er doch davon laufen konnte, wie das Mädchen aus 1?
Ich spürte, dass mir Blut den Arm und mein Gesicht hinunter lief, doch ich ignorierte es. Genauso wie die Schmerzen, die ich bereits in meiner Hüfte, meinen Beinen und Armen spürte. Der Aufprall war nicht so gut ausgegangen wie ich es selbst gedacht hatte.
Dann sah ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung rechts von mir und ehe ich es mir versah spürte ich einen Schlag mitten ins Gesicht.
Das Mädchen aus 1 war nicht abgehauen, sie hatte sich im Hintergrund gehalten, um mich anzugreifen. Was war denn in die gefahren?
Ich wirbelte herum, war leicht aus dem Gleichgewicht gekommen, doch ich fing mich sofort wieder.
Während sie mich kampflustig anstarrte grinste ich sie an.
"Hast dich wohl nicht getraut mich anzugreifen, wenn ich nicht schon beschäftigt bin.", lachte ich und ließ meinen Dolch durch die Luft zucken.
Sie parierte meinen Schlag und ich griff erneut an. Gleichzeitig hörte ich hinter mir ein erneutes Stöhnen. Der Junge aus 12 muss wieder getroffen worden sein.
Sollte er nicht mehr durchhalten, würde die Mutation sich auf uns fixieren. Ich musste sie also schnell erledigen.
Immer und immer wieder griff ich an, doch auch bei ihr landete ich nicht die besten Treffer. Kurze Streifer an Armen und Gesicht, aber keine tödlichen Verletzungen.
Dann erklang ein menschlicher Schrei und ein grässliches Knacken, ehe einen Augenblick komplette Stille herrschte.
Das Mädchen war einen Moment abgelenkt, denn sie starrte auf die Stelle, an der der Junge wohl sein Leben gelassen hatte. Ich schlug ihr mit dem Dolch gegen den Kopf und sie schlug auf dem Boden auf.
Ich wusste nicht, ob sie tot war oder nur bewusstlos, doch das war mir egal, denn als ich mich umdrehte und den halb zerquetschten Jungen am Boden sah, war mir klar, dass ich gegen diesen Affen niemals eine Chance haben würde.
Wie zur Bestätigung stürmte das Wesen auf mich zu und schlug mich erneut mit voller Wucht zur Seite.
Ich knallte auf den Boden und hatte kaum Zeit mich aufzurichten, denn die Mutation kam schon wieder auf mich zu.
Ohne zu überlegen schnappte ich meine Dolche und stürzte mehr humpelnd als rennend davon.

Ohne zu überlegen schnappte ich meine Dolche und stürzte mehr humpelnd als rennend davon

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Victoria Masterson - Die 40. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt