4 | Styling

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 Kaum waren wir aus dem Zug getreten, umringten uns die Menschen aus dem Kapitol. Sie jubelten uns zu, riefen unsere Namen. Doch wir hatten keine Zeit um uns in al dieser Aufmerksamkeit zu sonnen, denn wir wurden sofort in ein Auto gedrängt und zum Vorbereitungszentrum gefahren.
Mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meine Brust, als mein Vorbereitungsteam den Raum betrat. Ich hatte meine Gefühle normalerweise immer gut im Griff, doch die Aufregung ließ sich einfach nicht unterdrücken.
Die drei Kapitolsmenschen, die mich nun umringten, stellten sich als Trinia, Sofrena und Joreno vor. Ihre Namen waren so ausgefallen, wie ihr ganzes auftreten.
Trinia hatte komplett grünliche Haut, wobei ihre Haare leuchtend gelb waren und ihr Gesicht mit Glitzer überzogen war. Sofrena sah auf den ersten Blick relativ normal aus. Doch wenn man genauer hinsah, konnte man erkennen, dass ihre gesamte Haut mit goldenen Tattoos übersät war. Ihr Haar leuchtete dazu in feuerrot, was ein wirklicher Blickfang war.
Joreno hingegen war beinahe komplett in schwarz gehalten. Seine dunkle Haut unterschied sich kaum von dem schwarzen Anzug und den schwarzen Haaren. Allein seine Katzenaugen, mit seiner unnatürlich wirkenden grünen Farbe, stachen viel zu deutlich hervor. Eigentlich könnte er furchteinflößend wirken, doch da er mir ein strahlendes Lächeln schenkte, welches seine blitzblank weißen Zähne zeigte, war der Argwohn gegen ihn verschwunden.
Sie betrachteten mich alle eingehend, während sie laut durcheinander redeten.
Ich verstand nur Wortfetzen, wie "sehr schön", "sie ist gepflegt" oder "wenig Arbeit". Doch das war mir auch recht. Ich hatte immer auf mein Äußeres geachtet und war froh, dass es den Menschen im Kapitol auffiel.
Sie wuschen mich in einer Badewanne mit wohlriechenden Ölen ab, anschließend wurde ich komplett eingecremt, meine Haare leicht geschnitten, frisiert und anschließend wurde ich von oben bis unten parfümiert.
Die ganze Prozedur dauerte nur eine knappe Stunde und schon war ich allein in dem kahlen weißen Raum, mit der silbernen Liege. Ich saß darauf und wartete. Mein Stylist würde jeden Moment kommen.
Dieses Jahr hatte es einen Wechsel gegeben, was bedeutete, dass niemand so recht wusste, wer mein Stylist war und wie er oder sie designte.
Daher spürte ich die Aufregung erneut in mir hochsteigen.
Die Parade war das erste richtig wichtige Ereignis für uns als Tribute. Die Ernte würde in den Hintergrund rücken. Alle Augen waren bei der Parade auf uns gerichtet. Ich musste perfekt aussehen. Mutig, strahlend aber auch kämpferisch.
Die Tür wurde aufgerissen und eine junge Frau betrat den Raum. Ihre Haut strahlte weiß, ebenso wie ihr Haar und doch wirkte sie kaum älter als ich.
Ihre Lippen waren dunkelrot geschminkt und ihre Augen schwarz. Sie hatte ein bauschiges weiß glitzerndes Kleid an und schwebte mehr auf mich zu, als dass sie ging. Ich war wie gebannt von ihrem Anblick. Sie wirkte wie eine wunderschöne Fee, die drohte zu zerbrechen.
"Mein Name ist Jalica und ich werde dich in einen Traum in schwarz und lila verwandeln.", begrüßte sie mich mit einer unnatürlich hohen Stimme und streckte mir ihre Hand entgegen.
"Ich bin Victoria. Aber bitte nennen Sie mich Vic."
"Nenn mich Jalica, Vic. Diese Förmlichkeiten passen nicht zu unserem Alter.", sie lachte schallend und ließ mich auf einem Stuhl platz nehmen.
Kaum saß ich, begann sie um mich herum zu wirbeln, als hätte sie sechs Hände und nach wenigen Minuten war ich perfekt geschminkt und hatte eine wundervolle Frisur.
Meine dunklen Haare waren in Locken zur Seite gesteckt. Sie vielen alle perfekt geschwungen um meine linke Schulter.
"Und nun zu deinem Kleid.", schwungvoll drehte sie meinen Stuhl und ließ mich aufstehen, dann hielt sie mir ein wundervolles Knielanges Kleid in dunkellila vor die Augen.
Es hatte keine Träger, aber ein hübsches Dekolleté.
"Wow.", entfuhr es mir und Jalica lächelte breit.
Eine viertel Stunde später war ich komplett angekleidet und fühlte mich so sexy, kämpferisch und wunderschön wie nie. Die Kette die Jalica zu dem Kleid entworfen hatte war ebenso schön wie alles andere. Ich war überglücklich, genau so sollte es sein.
"Jalica, du bist eine Göttin. Ich danke dir!", sie lächelte und strich mir noch einmal übers Haar, ehe wir zusammen zum Aufzug gingen.
Als ich breit grinsend aus dem Aufzug stieg und in Richtung der bereitstehenden Wägen ging spürte ich die Blicke der anderen auf mir. Ich wusste, dass ich umwerfend aussah und ich wollte, dass die Menschen mich ansahen.
Sie sollten sich genau merken, wer ich war, denn ich würde ihre zukünftige Siegerin sein.
Strahlend kam ich bei Telum an, der bereits auf mich wartete.
Etwas weiter entfernt standen Athena und Romulus und schienen in ein Gespräch mit anderen Siegern verwickelt zu sein.
"Du siehst gut aus.", begrüßte ich meinen Mittributen grinsend, denn der dunkle Anzug stand Telum wirklich ausgezeichnet.
"Du auch.", antwortete er und grinste zurück. Er schien sich meine Worte zu Herzen genommen zu haben, denn sonst hätte er wahrscheinlich nicht geantwortet.
Gerade in diesem Augenblick erblickte ich die beiden Tribute aus Distrikt 4.
"Die beiden aus 4 sind sicherlich starke Partner. Wir sollten sie auf jeden Fall nach einem Bündnis fragen.", versuchte ich das Gespräch auf die Spiele zu bringen. Schließlich waren wir dafür hergekommen.
"Ich würde das erste Training abwarten. Der äußere Eindruck kann oft täuschen. Dasselbe gilt für die Tribute aus 1. Dann ist es immer noch früh genug, um ein Bündnis zu schließen", sagte Telum und warf einen abschätzenden Blick auf die diesjährigen Tribute aus Distrikt 4.
"Natürlich warten wir das erste Training ab. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie uns für den Anfang von Nutzen sein können. Sie haben sich ebenso wie wir freiwillig gemeldet.", dann ließ ich meinen Blick über die anderen Tribute schweifen und stellte fest, dass uns ansonsten wohl niemand gefährlich werden würde.
Distrikt 1, 2 und 4 würden es unter sich ausmachen. Das hatte ich im Gefühl.
"Wir müssen uns vergewissern, dass wir ihnen vertrauen können. Zumindest am Anfang. Dafür sollten wir sie etwas näher kennenlernen. Ich schlage vor, das übernimmst du.", sagte er mit einem Augenzwinkern.
"Ja, da muss ich dir zustimmen. Sie werden wohl kaum einem Stummfisch wie dir sofort vertrauen.", lachte ich.
Als auch Kathleen schon zu uns stieß.
"Schön dass ihr euch endlich besser versteht Kinder! Aber jetzt auf die Wagen, die Parade beginnt gleich!", sie scheuchte uns regelrecht auf unseren Wagen und wir stiegen nacheinander nach oben.
"Aufgeregt?", flüsterte ich mit einem lächeln auf den Lippen.
"Kein bisschen.", flüsterte er zurück und blickte nach vorne.
"Dann sind wir uns ja einig.", sagte ich mit einem erwartungsvollen Lächeln auf den Lippen. Ich konnte es kaum erwarten endlich den Menschen vorgeführt zu werden. 

 

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Victoria Masterson - Die 40. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt