17 | Finale

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Ich lehnte mich gegen die Hauswand, welche ich mir als kurzzeitigen Unterschlupf gesucht hatte und schloss die Augen einen Moment, um mein rasendes Herz zu beruhigen.
Der lauwarme Wind, der durch die Arena strich war mir ganz willkommen und ich genoss es, wie mir meine dunklen Locken aus dem Gesicht wehten. Langsam entspannte ich mich und dämmerte weg.
Als die Hymne Panems erklang schreckte ich hoch und das Gesicht des Mädchens aus 1 erschien.
Dann strahlte Telum mir entgegen. Es tat mir Leid um ihn, doch er musste sterben, damit ich siegen konnte.
Die restlichen Tribute interessierten mich nicht mehr. Ich wusste, dass das Finale direkt vor mir stand und es war mir egal, wer meine Gegner waren, die Hauptsache war, dass ich gewann.
Da ich meinen Rucksack irgendwann verloren hatte, spürte ich ein Brennen in meiner Kehle. Ich brauchte dringend etwas zu trinken, sonst würde ich diese Nacht sicher nicht überleben.
Gerade hatte ich mich dazu entschlossen, zu einem der Brunnen zu gehen, als eine Lichtsäule den Nachhimmel erhellte und in Richtung Turm leuchtete.
Die Spielmacher wollten uns dort oben haben. Uns alle. Das Finale begann.
So schnell ich konnte packte ich meine Dolche und sprintete los. Am Turm angekommen erklomm ich die Treppe.
Stufe um Stufe erklomm ich den Turm und hoffte, dass es bald ein Ende haben würde.
Mein Körper rebellierte, vor allem meine Beine konnten irgendwann kaum mehr einen Schritt nach oben tun. Und gerade als ich dachte, zusammenbrechen zu müssen, war ich oben angelangt.
Ich ließ mich zu Boden fallen und atmete schwer ein und aus. Wenige Sekunden gestattete ich mir einfach nur dazuliegen, dann richtete ich mich auf, um die Umgebung zu checken.
Alles schien ruhig zu sein, doch ich traute dem Frieden keineswegs. Doch wenige Meter von mir entfernt entdeckte ich das, was ich so sehnlichst gesucht hatte: Wasser.
So schnell es meine schmerzenden Beine zuließen lief ich auf die Wasserflaschen zu, welche ich kaum dass ich sie erreicht hatte, beinahe in einem Zug leerte.
Erst als beide Flaschen komplett ausgetrunken waren entdeckte ich das Schwert, den Säbel und das Messer, welche daneben ruhten. Ich griff nach dem Messer und steckte es in meinen Gürtel, dann wog ich das Schwert in meiner Hand.
Ich war nicht die allerbeste Schwertkämpferin, doch ich wusste, wie ich damit umzugehen hatte. Ich nahm es in meine linke Hand, weil ich mit dem Dolch sicherer war, und ging langsam im Turm entlang.
Dann hörte ich ein klingen, das nur von Metall auf Metall herrühren konnte und versetzte mich sofort in Alarmbereitschaft. Es wurde bereits gekämpft.
Ich erkannte Triton, welcher gegen den Jungen aus 1 kämpfte.
Es war deutlich zu sehen, dass er die Überhand hatte und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er ihm den Garaus machen würde. Einen Augenblick sah ich den kämpfenden zu, als ich ein Geräusch hinter mir vernahm und herumwirbelte.
Vor mir stand der Junge aus 12, welchen ich für tot gehalten hatte. Er war jedoch sehr lebendig und war drauf und dran gewesen mich von hinten zu attackieren.
Ich parierte seinen Schlag mit dem Schwert, das ich nun in meinem Besitz hatte, und stellte meine komplette Konzentration nun auf diesen Kampf ein.
Bevor der Junge mich ein weiteres Mal angreifen konnte, schlug ich zu und traf ihn sogar am Arm. Er schwankte leicht und ich setzte mit dem Schwert sofort nach, doch er parierte diesen Schlag mit seinem Arm, landete jedoch auf dem Boden.
Ächzend drehte er sich auf den Rücken, um irgendwie wieder hochzukommen, doch ich ließ ihm nicht die Zeit dazu. Es war deutlich zu sehen, dass ich mein ganzes Leben trainiert hatte und er nicht. Ich war ihm völlig überlegen und er wusste, dass er sterben würde. Das sah ich in seinen Augen.
Ich trat mit meinem rechten Fuß gegen seinen Arm und sein Schwert schnellte davon. Er stöhnte vor Schmerz auf. Ich dachte daran, wie viele Tribute ich qualvoll hatte sterben lassen und entschloss mich dazu ihn nicht zu quälen. Mit einer schnellenden Bewegung ließ ich meinen Dolch seine Kehle entlang fahren und schon spritzte mir das Blut ins Gesicht.
Wenige Sekunden später erklang die Kanone und er war tot.
Eine weitere Kanone erklang und ich drehte mich um. Triton stand über der Leiche des Jungen aus 1 und ich musste unwillkürlich lächeln. Natürlich waren wir beide die Letzten.
Er war etwas mehr außer Atem als ich, doch natürlich war das für Triton kein Hindernis. Er war durch und durch Karriero. Genau wie ich.
Langsam gingen wir aufeinander zu. Beide sehr aufmerksam, gleichzeitig schien er aber genauso belustigt zu sein wie ich.
"Das hatte wohl so kommen müssen, was Vic?", grinste er, während wir uns mit erhobenen Waffen umkreisten.
"Wir brauchen ebenbürtige Gegner um zu beweisen, dass wir es wert sind Sieger zu sein. ", lachte ich.
Er grinste, antwortete jedoch nicht mehr. Die Zeit der Worte war vorbei. Wir wollten beide nach Hause zurück und das hieß kämpfen und siegen oder sterben. Triton war es, der den Kampf mit einem gezielten Schlag durch seinen Dreizack startete. Er wusste, dass Dreizacke bei solchen Kämpfen nicht wirklich geeignet waren, doch er wollte mich wahrscheinlich aus dem Konzept bringen.
Ich parierte den Stoß mit meinem Schwert, musste jedoch etwas zurückweichen, denn er war um einiges kräftiger als der Junge aus 12. Ich verzog das Gesicht und startete meinerseits einen Angriffsversuch. Diesen parierte Triton mit einer lässigen Geste und ich schlug erneut zu.
Es war ein ebenbürtiger Kampf, denn wir hatten beide für diesen einen Moment trainiert.
Dann jedoch konnte er durch meine Verteidigung brechen und sein Messer traf mich an der Wange. Heißes Blut rann mir das Kinn hinab doch ich ließ mich davon nicht beeindrucken und parierte bereits den nächsten Schlag. Immer wieder versuchte er mich zu treffen und ich spürte, wie meine Kräfte schwanden.
Als mich etwas Hartes am Rücken traf, stellte ich erschrocken fest, dass ich weit zurück gewichen war und nun mit dem Rücken zur Wand stand. Triton hatte mich festgesetzt und wenn ich jetzt nichts tat, würde ich sterben.
Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust, während ich verzweifelt nach einem Fluchtweg suchte. Ich schlug ihm mit dem Dolch ins Gesicht, doch es war nur ein kleiner Schnitt. Er hingegen traf mich härter am Arm und ich hätte beinahe mein Schwert fallen lassen. Meine Knie waren kurz davor nachzugeben, als ich meine Chance sah.
Triton machte einen Schritt zur Seite und ich konnte unter ihm hindurch tauchen.
Wütend drehte er sich um, doch ich traf ihn erneut mit dem Dolch. Dieses Mal hatte ich seinen rechten Arm erwischt. Seine Hand zitterte. Ich trat einen Schritt näher und holte mit dem Schwert aus. Ich traf ihn wieder. Seine Verteidigung wurde immer schwächer und überall floss Blut. Ich musste ihn an einer wichtigen Ader erwischt haben.
Langsam ging er zu Boden, doch seine Augen waren immer noch auf mich gerichtet.
Ich schlug erneut zu und traf ihn an der Brust. Triton ließ seine Waffen fallen und mir war klar, dass ich gesiegt hatte.
Er landete auf dem Rücken und ich stellte mich über ihn. Bevor ich ihm den Todesstoß versetzte lächelte er und sagte, "Wenn nicht ich, dann hättest immer du die Siegerin sein sollen."
Ich zögerte einen Moment, doch als er die Augen schloss stieß ich ihm das Schwert in die Brust.
Es war vorbei. Die Spiele waren zu Ende und ich war ihre Siegerin.

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Victoria Masterson - Die 40. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt