11. Kapitel - Der Adler ist gelandet."

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„Es ist wunderschön, nicht?", fragte sie und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter. Ich lächelte schwach und blickte von dem See zu ihr hinab. Die Sonne ließ ihr Gesicht in einem schönen Braun, Gold stehen und zeichnete die Konturen genauer nach. Die schöne Nase, die wohl geformten Lippen, die leuchtenden Augen.

„Du bist wunderschön.", entgegnete ich und ihr Wangen färbten sich in ein schönes Rot. Ich lächelte verträumt und sie schaute zu mir hoch, schenkte mir ein bescheidenes Lächeln.

„Meinst du Shila wird hier auftauchen?", fragte sie leise und ich seufzte.

„Mach dir darüber jetzt keine Sorgen. Hier kann sie uns nichts, das verspreche ich dir."

„Ok.", hauchte sie kaum hörbar und vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. Ich seufzte innerlich und legte meinen Arm fester um sie. Irgendwie wollte ich ihr klar machen, dass ich auf sie aufpassen würde. Ich würde sie beschützen, egal was kommt.

„Komm her, meine Liebe.", raunte ich und zog sie auf meinen Schoß. Ihre Arme schlangen sich um meine Taille und ich lehnte mich an den Baum, meine Nase vergrub sich in ihren Haaren und meine Augen schlossen sich. Langsam atmete ich ihren Geruch ein und entspannte mich. Wir fielen in ein Schweigen. Genossen nur einander, lauschten dem Herzschlag des anderen und den Geräuschen des Waldes und des Wassers. Es war schön. Der Tag war schön. Sie war schön.

....

„Meinst du, mein Vater hat gute Musik?", fragte sie gut gelaunt und wühlte in der Plattensammlung ihres Vaters herum.

„Weiß nicht.", antwortete ich und stellte ihren Tee auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa ab.

„Ein Wunder, dass er überhaupt so ein Ding hier hat.", sagte sie belustigt und wies auf das Grammophon. „Wie benutzt man das denn?"

„Zeig mal her.", forderte ich amüsiert und nahm ihr die Platte ab, die sie ausgesucht hatte. Unbewusst strich ich meine Haare zurück und legte die Platte auf. „Ich will gar nicht wissen wie viel das gekostet hat.", murmelte ich, während ich an der Kurbel drehte, damit es anging. Als es lief legte ich vorsichtig die Nadel auf die Platte. Es dauerte einen Moment, ehe die Musik ertönte. Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch und schaute rüber zu Mel.

„Was?", fragte sie und lachte. „Da ist nur so alter Kram."

Ich lachte leise und lauschte der Musik, die aus den 50ern stammen musste. Auch Mel fing an zu lachen und fing an im Takt der Musik durch das Wohnzimmer zu hoppeln. Sie griff den Tee, den ich ihr gemacht hatte, und trank einen Schluck, ehe sie weiter tanzte. Lächelnd beobachtete ich sie, wie sie ihre Hüften schwang, als hätte sie nie etwas anderes getan. Der Anblick gefiel mir. Sie hatte ihre Flanellhemd ausgezogen und lief nur noch im Top und Hose herum. Ich beobachtete sie weiterhin, wie sie ihren Körper in Szene setzte und mein Herzschlag verschnellerte sich, als ich ihr strahlendes Lachen sah. Ohne Vorwarnung griff sie meine Hand und zog mich mit in den Tanz. Ihre Arme schlangen sich um meinen Hals und ich umklammerte ihre Taille.

„Als hättest du nie etwas anderes getan.", sprach ich meinen Gedanken aus und sie lachte.

„Wer weiß.", entgegnete sie geheimnisvoll und drückte mir unerwartete einen Kuss auf die Lippen. Ich lächelte schief und wir tanzten weiter. Dicht an dicht.

„Dir gefällt es.", stellte sie strahlend fest und lachte leise. „Du magst tanzen."

„Ja.", bestätigte ich und zog sie ein wenig näher an mich heran.

„So viele Dinge...", murmelte sie nachdenklich. „Wir sollten mehr reden, Dean."

„Wieso reden?", hauchte ich gegen ihr Gesicht. In Sekundenschnelle war sie in meinen Armen erstarrt. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.", flüsterte ich und das nächste Lied fing an zu spielen. Es war langsam und sinnlicher.

Andere Welten - Etwas wie es einmal warWo Geschichten leben. Entdecke jetzt