15. Kapitel - ,,Man wirft nicht mit Büchern."

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Deans Sicht:

„Ich hasse fliegen.", grummelte ich, als wir endlich diesen Flieger verlassen hatten.

„Du hasst vieles, also maul nicht rum.", zischte Mason und im Augenwinkel sah ich, dass Edward sich die Sonnenbrille und einen Hut aufsetzte. Innerlich verdrehte ich die Augen. Er war wirklich so lebensmüde und wollte mit uns kommen. Ich hatte dazu nichts gesagt und doch habe ich mir selber geschworen, auf ihn aufzupassen. Schließlich war er Mels Vater und ich wusste, wie sehr sie ihn liebte. Das Verhältnis zwischen uns beiden könnte allerdings deutlich besser sein. Die letzten Tage war meine Laune nicht gerade die beste und das bekamen die drei auch zu spüren, wenn sie mich mal ansprachen. Daher unterließen sie das schon mal, zu Freuden von mir. Doch ich war immer noch stinkig auf Edward, weil wir wegen ihm erst zwei Tage später als geplant losfuhren. Er hatte angeblich noch etwas wichtiges zu besprechen, was wichtiger war als die Informationen zu seiner Tochter zu suchen. Der Mann wurde mir immer unsympathischer.

„Zügel deine Gedanken, Dean.", murmelte Aiden, als wir den Flughafen verlassen hatten.

„Wenn du sie doch nur hörst.", entgegnete ich genervt. „Abgesehen davon sind es meine Gedanken, da hast du gar nichts zu sagen."

„Du musst runterkommen.", sagte er im ruhigen Ton und ich warf ihm einen Blick zu. „Deine schlechte Laune bringt uns auch nicht weiter, geschweige denn Mel an deine Seite."

„Na und.", zischte ich und bog in die Straße ein, die zu meiner Wohnung führte. „Ich geh schon mal vor.", teilte ich ihm mit und im nächsten Moment lief ich los. Vielleicht hatte er recht, doch ich würde mich schon früh genug abregen. Spätestens dann, wenn ich lesen konnte, daher wollte ich so schnell es ging zu mir. Abgesehen davon würde es mir Ablenkung geben, damit ich nicht mehr an Mel denken müsste und ich mich fragte, was ihr denn gerade schreckliches passierte. Es war unbeschreiblich, diese verflixte Unwissenheit.

Ich betrat das Treppenhaus und lief sofort hoch in den dritten Stock. Vor meiner Tür angekommen schob ich die Fußmatte beiseite und hob den Schlüssel auf.

„Mr. Clayton!", ertönte es die krächzende Stimme meiner Nachbarin und ich erstarrte. Sie hatte ich total vergessen.

„Hallo, Mrs. Warren.", begrüßte ich sie, während ich mich zu ihr drehte. Dabei rang ich mir ein halbes Lächeln ab, so wie ich es ihr gegenüber immer tat. Sie war eine alte Dame, daher auch noch durch und durch ein Mensch. Ich trat an sie heran und nahm ihre knochige Hand in meine, um ihr einen sanften Kuss zu geben. Auch das tat ich immer, weil ich es einfach für richtig ihr gegenüber empfand. Anstand bewahren und all das. Daher mochte sie mich auch, weil ich in ihren Augen ein bodenständiger Mann war.

„Wo waren sie denn? Ich habe mir schon Sorgen gemacht, Jungchen.", sagte sie und versuchte den Schlüssel in das Schloss zu stecken, was sich aber wegen ihrer zittrigen Hände als schwierig erwies.

„Ein wenig reisen.", log ich geradewegs und nahm ihr den Schlüssel aus der Hand. „Kommen sie, ich helfe ihnen."

„Dankesehr.", sagte sie nur und ich schloss ihre Wohnung auf. Gleich darauf nahm ich auch ihren Einkaufskorb und ging ohne Umschweifen in ihre Wohnung. So oft war ich schon dort gewesen, wir beide kannten uns, seitdem ich dort eingezogen war, also geschlagene fünf Jahre.

„Reisen?", hakte sie nach und ließ sich auf ihr Sofa fallen, ich hingegen stand nur in der Tür. Ich hatte schließlich etwas zu erledigen und wenig Zeit für Gequassel. „Haben sie den wenigstens jemand netten kennengelernt? All die Jahre habe ich nicht ein vernünftiges Mädchen ihre Wohnung verlassen sehen."

„Die wenigsten kommen ja mit zu mir.", murmelte ich eher zu mir selber und richtete mich gleich darauf auf. „Hören sie, ich habe dringend etwas zu erledigen, also wenn sie mich entschuldigen."

Andere Welten - Etwas wie es einmal warWo Geschichten leben. Entdecke jetzt