Prolog-Teil 2

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Genervt Sitze ich auf der Mauer und starre mein Handy an, in der Hoffnung, dass Anna endlich zurück schreibt. Normalerweise ist das Mädchen nie unpünktlich. Als sich endlich das offline, in ein online umwandelt, kann ich kaum abwarten was sie schreibt.
Sorry süße, dass ich jetzt erst schreibe, aber es wird heute doch leider nichts. Max hat ein Überraschungsdate organisiert und da kann ich ja nicht nein sagen ;) Hoffentlich nimmst du es mir nicht übel :(
Jaja, ist schon okay. Wünsche dir noch einen schönen Tag :)

Das diese Aussage nicht ernst gemeint ist, sieht sogar ein blinder. Echt, da verabrede ich mich einmal mit Anna und dann kommt wieder was dazwischen. Und die wundert sich, warum wir so selten was machen. Ich springe von der Mauer und Lande mehr oder weniger elegant auf dem Boden. Zielstrebig Laufe ich auf das Tattoo Studio von Katze zu. Als ich sie das erste mal getroffen habe, hab ich sie gefragt ob sie einen guten Tättoowierer kennt. Naja, so ist auf jeden Fall unsere schöne Freundschaft entstanden. Es ist Anfang Frühling und die ersten Blumen blühen wieder. Als ich dann endlich angekommen bin, gehe ich rein und rufe sofort nach ihr.
"Hey Katze, hast du mal kurz Zeit für mich? "

Ich entdecke sie, wie sie aus dem zweit Raum raus kommt und grinsend zu mir läuft.
" Hallo Lia! Klar hab ich für dich Zeit. Zumindest wenn es ein kleines Tattoo sein soll. "

Ich nicke und laufe hinter ihr her. Das Mädchen kennt mich einfach zu gut. Ich lasse mich auf die liege fallen und warte bis Katze mit dem Tattoo zeug kommt. Sie setzt sich auf den Hocker und blickt mich fragend an.
Schnell deute ich auf meinen Nacken und sage Adler. Den Rest kann sie sich denken.
"Nicht dein ernst.Sűzze, bei deinen mega schönen Haaren, sieht man den eh nie. Bitte lass mich ihn, auf dein rechtes Schulterblatt machen. "
" Vergiss es Katze, ich möchte es bitte auf dem Nacken haben. Heute brauchst du gar nicht mit mir darüber diskutieren. Es soll ja nur ein Umriss sein, also bitte. "
" Oh man Mädchen, du hast einfach zu dicke Haare! "
" Nein, ich diskutiere da nicht. Und ja, ich weiß. "

Da die Diskussion beendet ist, mache ich meine langen, dunkelblonden Haare zu einem Dutt und lege mich auf die liege. Mit meiner Stirn presse ich meinen Kopf hoch, um noch Luft zu bekommen und mit Katze reden zu können.
" Das ist nicht der einzisgte Grund warum du hier bist, richtig? ", fragt mich Katze, während sie hoch konzentriert auf meinen Nacken starrt.
" Nein, es ist wegen meinem Vater. Er hat Mara den Kontakt zu mir und Janusz verboten und ihr auch das Handy und restliche Sachen weg genommen.Ich habe mich ja letztens mit ihrer besten Freundin unterhalten. Ich mache mir echt sorgen um sie. "

Nachdem mein Vater, dass mit meiner Mum gesagt hat, wollte er keinen Kontakt mehr mit mir. Auch zu Janusz hat er den Kontakt abgebrochen, aber ich glaube mein Bruder hatte damit kein Problem. Im Gegensatz zu mir. Ich will wissen, ob es stimmt,dass meine Mum noch lebt. Nachdem mir meine kleine Schwester auch nicht mehr geantwortet hat, habe ich Kontakt zu ihren Freunden aufgenommen,die mir dann so erzählt haben, was bei Mara so los ist. Dadurch das ich in letzter Zeit so viel darüber nachgedacht habe, habe ich den Entschluss gefasst, dass ich am Wochenende nach Chemnitz fahre, um nach ihr zu sehen.

"Bestimmt wegen Mara, oder? Hast du jetzt eigentlich jemanden der mit kommt? "
" Nein, Lisa ist mit ihrer Mum derzeit in Grönland und macht dort Urlaub. "

Lisa ist meine beste Freundin und ich kenne sie glaube ich, auch schon mein ganzes Leben.
Ich hatte Katze schon mal von meiner Familie erzählt und sie hatte mir auch schon angeboten das sie ja mitkommen kann. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch Hoffnung, dass Lisa mit kommt, aber jetzt wäre es mir echt lieb, wenn Katze mit kommt.

"Gott, wer macht bitte schön Urlaub in Grönland? "
Ich muss los prusten, da Katze mit ihrer hohen, aufgedrehten Stimme redet.
" Aber jetzt im ernst, ich habe damals gesagt, dass ich mitkommen werde und daran hat sich auch nichts verändert. "

Ich finde es super nett, dass sie das machen würde, aber irgendwas in mir sagt,dass ich es lieber lassen soll.
Doch was habe ich zu verlieren? Nichts, genau.

" Das wäre echt nett. Danke. "

Wir reden noch weiter über belangloses, bis ihr Freund in den Laden kommt. Ich weiß das sie einen hat, habe ihn jedoch bis jetzt nicht einmal gesehen. Ich schaue ihn genauer an und er erinnert mich ein wenig an meinen Cousin. Bis auf den Bart, sieht er fast genauso aus. Die selben schwarzen Haare, die selbe Gesichtsform und auch die Größe ist ungefähr gleich. Wobei ich sage muss, dass Timur schönere Augen hat. Mein Blick wandert weiter zu dem Mann, der daneben steht. Braune Haare und so besondere Augen. Eine Mischung aus braun mit leichtem blaugrün Stich. Es ist so, als hätte ich die Augen schon einmal gesehen. Der unbekannte lächelt mich an, während Katze mit Timur verschwindet. Erst jetzt bemerke ich, dass sie mit meinem Tattoo fertig ist. Ich kann meinen Blick nicht von dem Mann lösen. Er fesselt mich gerade so sehr,mit seinen wunderschönen Augen. Er trägt ein schlichtes schwarzes Shirt und darüber eine Jacke, die...
Genau! Das ist derjenige, der mir seine Jacke geschenkt hat. Oder eher gegeben hat und sie nicht wieder wollte. Läuft auf das gleiche hinaus. Verlegen Blicke ich auf den Boden, bis er anfängt zu reden.
"Ich habe dich damals gar nicht gefragt wie de heißt, dass können wir ja nachholen. Ich heiße Benjamin, kannst mich aber Ben nennen. "

Freundlich lächelt er mich an. Seine Augen durchbohren mich gerade zu, aber es fühlt sich irgendwie gut an.

" Lia. Ach, danke nochmal wegen der Jacke. "

Ich kann Benjamin nicht in die Augen schauen, ohne das ich das Gefühl habe, mich darin zu verlieren. Ich wurde schon lange nicht mehr so angesehen. Es bereitet mir eine innere Freude. Benjamin steht ungefähr so unentschlossen im Raum, wie ich ängstlich auf der liege sitze. Ich starre ihn weiter an, ohne zu bemerken, dass er es ebenfalls macht. Dazu merken wir beide nicht, dass Katze und Timur uns mustern, um anschließend zu lachen.
Super. Peinlich.

Ich habe mich noch eine ganze Weile mit Ben unterhalten. Am Anfang war es etwas gewöhnungsbedürftig wegen seiner Stimme,aber mit der Zeit war es für mich normal. Jetzt bin ich auf den Weg nach Hause und bekomme ihn nicht aus meinen Kopf. Die ganze Zeit sehe ich seine Augen und höre dieses wunderschöne lachen. Es macht mich fertig das ich nur daran denke. Eigentlich müsste ich lieber über meine Schwester nachdenken, aber die ist gerade ganz weit weg, in meinen Gedanken.

Als ich dann endlich in der WG bin, erwartet mich schon Medina. Sie grinst mich an und ich hebe einfach fragend die Augenbrauen. Mein Schlüssel lass ich auf den Tisch fallen und gehe dann schnell in mein Zimmer.Erschöpft lass ich mich auf mein großes Bett fallen und ziehe meine Schuhe aus. Es dauert nicht lange, da kommt Medina schon grinsend in mein Zimmer.
"Was willst du jetzt? ", frage ich leicht genervt. Am liebsten würde ich jetzt einfach schlafen.
" Wer war der Typ, den ich im Tattoo Studio gesehen habe. Der hat dich total verknallt angesehen. "
" Du spinnst doch! Raus jetzt, ich will schlafen! "

Medina steht auf und mir ist bewusst, dass sie sich damit nicht abfinden wird. Warum muss die auch immer nach der Arbeit da lang laufen? Genervt schlage ich auf mein Bett und starre die Wand an.
Benjamin will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.

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