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Loneliness and the feeling of being unwanted is the most terrible poverty.

Mother Teresa (1910-1997)

Aus der Sicht von Alice

Auch wenn er mir nicht viel erzählte, tat es gut seinen Worten zu lauschen und zu sehen, wie sich sein Gesicht beim Sprechen veränderte. Er hatte so niedliche Grübchen, wenn er seinen Mund bei manchen Vokalen verformte. Ich wollte, dass er mir mehr erzählte- viel mehr- und so suchte ich nach einer passenden Frage, die ihm vielleicht mehr entlocken würde. Doch als ich schließlich feststellen musste, dass er mir nicht mehr sagen wollte, konnte ich mich nicht länger beherrschen und musste ihm einfach diese eine Frage stellen: >>Was bist du für mich?...Ich meine, wieso…? Wieso spüre ich diese eine Verbindung zwischen uns und weiß doch nicht wer du bist?<<

Ich sah, dass sich etwas in seinen Augen veränderte und auch ein leichter Unterton von Trauer war zu hören. Auf der einen Seite vertraute ich ihm, auf der andren Seite hatte ich jedoch das Gefühl, dass er mir nicht ganz die Wahrheit sagte, aber für den Augenblick sollte das genügen.

Mit der Angst, dass er sich nun umdrehen und vielleicht sogar gehen würde, stieg ein Gefühl von Wärme in mir auf. Es kam aus meinem Herzen und erreichte alle Stellen in meinem Körper.

>>Möchtest du dich zu mir setzten?<<, lud ich ihn ein.

>>Wenn du es so wünscht.<<

>>Ja.<<,klang es durch den Raum.

Langsam, aber mit großen sicheren Schritten kam er auf mich zu. Ich beobachtete jede einzelne Bewegung von ihm und verankerte sie tief in meinem Gedächtnis. Wenn ich mich schon an nichts erinnern konnte, wollte ich mir wenigstens jetzt meine schönsten ersten Erinnerungen speichern.

Nun stand er seitlich von mir an meiner Bettkante und indem ich meine Hand neben mich auf den freien Platz legte, forderte ich ihn auf sich neben mich zu setzten. Einen kurzen Moment bevor er dies tat, zögerte er kurz und setzte sich dann mit Bedacht zu mir. Ein Sonnenstrahl ließ sein Gesicht hell erleuchten. Ich konnte nicht anders, als ich anzusehen. So verstrich die Zeit, indem wir uns einfach nur gegenüber saßen und ansahen. Ich hätte mich in seinen Augen verlieren können. Vorsichtig hob ich meine Hand und wartete auf seine Reaktion. Als ich bemerkte, dass sich nichts in seinem Gesicht verändert hatte, legte ich sie mit Bedacht auf seine Wange und sie begann zu kribbeln. Es tat gut ihn zu spüren und zu wissen, dass es die Wirklichkeit war.

Ohne den Blick von seinen Augen zu lösen, zog ich sein Gesicht immer näher zu meinem heran, bis ich schließlich seine Stirn auf meiner ruhen fühlte.

Eine leicht gewellte Strähne fiel herunter. Nachdem ich auch sie ausgiebig betrachtet hatte, löste ich mich von seiner Wange und strich sie ihm leicht zurück. Sie war weich.

Ruhig ließ ich meine Hand sinken. Doch er griff nach ihr. Ich sah wie unsere Hände in einander verschmelzten und sandte sehnlichst ein Gebet zu den Göttern.

>>Berühre mich!<<, hauchte ich in einem Hauch aus nichts.

Eine kurze Regung war an seinen Mundwinkeln zu erkennen.

Er streckte seine Hand nach mir aus. Ein Schauer überzog meine Haut, als er sanft mit seinen Finderspitzen meinen Arm lang zog. Ich nahm seine Hand und legte sie auf mein Herz. Ich wollte seine Berührungen überall auf meinem Körper spüren. Sie sollten in mein Blut übergehen und es zu jeder Stelle tragen.

Eine Träne entsprang seinen Augen. Vorsichtig wischte ich sie runter bis zu seinen Lippen und verstrich sie anschließend auf ihnen, bis ich meine nicht mehr zurück halten konnte seine zu berühren. Er hatte seinen Griff nicht von meiner Brust gelöst…Es tat gut…

>>Ich kann das nicht...<<, flüsterte er mit bedeckter Stimme, löste sich aus unserem Kuss und entzog seine Hand.

Erstaunt blickte ich ihn an und hoffte, dass er sich wieder setzten würde. Doch er ging und eine Frage blieb im Raum stehen…

Dark secret(das etwas andere Twilight)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt