You can only become a winner if you are willing to walk over the edge. Ronald E. McNair (1950-1986)
Kaum hatte ich es gesagt, drückte sie mich nach hinten auf den Thron. Ich stolperte förmlich, da ich so schnell nicht rückwärtsgehen konnte und erstarrt vor Schock war, was hier gerade passierte. Es war auch nicht gerade leicht die paar Stufen nach oben zu rennen. Mit meinen Beinen berührte ich den Thron schon leicht und blieb stehen. Ich wollte mich nicht auf ihn setzten! Klar, würde ich das früher oder später müssen, aber mir gefiel später besser, vor allem, weil ich es dann zum ersten Mal mit Leo zusammen getan hätte. Schon wieder musste ich schmunzeln, Leo bald nicht mehr in „einfachen“ Klamotten zusehen, sondern mit einem roten Mantel und einer riesigen Krone- daran müsste ich dann wohl gewöhnen, aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass ich zum mindestens beim ersten Mal anfangen würde laut zu lachen. Vielleicht sollte ich mir das doch besser verkneifen, schließlich wusste ich ja nicht, wie die Anderen darauf reagieren würden und eigentlich war es ja auch nichts Schlimmes und für Vampire etwas ziemlich Normales, oder? Da war ich wieder bei meinem Thema: Was war schon normal? Ja, vielleicht war das Alles hier für Vampire alltäglich, vielleicht kannten sie es gar nicht mehr anders. Ich konnte mir gut vorstellen, dass ich es auch schnell vergessen würde, dass es eben nicht „normal“ war, sondern eigentlich etwas, was es für „normale“ Menschen nicht gab und normal heißt in diesem Fall nicht etwa eine Musterfamilie mit Haus, Garten, Mutter, Vater, zwei Kinder und einen gut bezahlten Job, oder eine ärmere Familie, die jeden Cent brauchte. Normal bedeutete in diesem Fall für mich, dass es völlig egal war, woher man kam oder was man machte, wie man aussah oder was man dachte. Das Entscheidende war, dass Vampire, Werwölfe usw. nicht gerade in den Alltag der Menschheit gehörten-außer vielleicht in Horror- oder Liebesfilmen, aber mehr auch nicht. Wenn ich mich zum Beispiel auf die Straße stellen würde und jemand wild Fremden erzählen würde, dass ich einen Vampiren liebe und mein bester Freund ein Werwolf ist, würde er mich entweder ignorieren oder gleich in die Klapse stecken. Vielleicht gab es vereinzelt welche, die daran glaubten, weil sie wie ich nach einem besseren Leben Ausschau hielten.
Wenn man ignoriert wird und für andere nicht existiert, weil sie einem nicht mal die Chance geben, weil man vielleicht etwas schüchterner ist, sich nicht tonnenweise Make-up rauf macht, oder nicht die passende Figur hat, nicht die passende Kleidung (nach der heutigen Modeerscheinung), das alles lässt uns „anders“ erscheinen und „anders“ bedeutet, ausgeschlossen zu werden. Vielleicht nicht generell und wenn man gute Freunde hatte, den es egal, wie man wahr, dann hatte man echt Glück! Aber wenn man eben genau diese nicht hatte, dann fehlte einem der Rückhalt und das war alles andere, als leicht! Und das kam nur, weil einige einfach nur eine Blickrichtung bei ihren Mitmenschen hatten, gehörte man nicht zu der passenden Sorte, wurde man eben knallhart aussortiert…Ja, so war es heute und ich denke, dass es vielen auch gar nicht bewusst ist…aber vielleicht war es auch schon immer so. Da erschien ein Leben, in dem man sich wehren konnte gerade Recht. Denn man wäre schöner, schneller, kräftiger und mächtiger. Mein Herz schlug bei diesem Gedanken ein bisschen schneller, denn aus dieser Perspektive hatte ich es bis jetzt noch gar nicht betrachtet.
Natürlich würde man so auch dem Tod entgehen, weil man so unsterblich wäre. Doch wer einmal ein Vampir werden wollte und wirklich die Chance dazu hatte, beschäftigte sich zum ersten Mal damit und es wäre wirklich zu überlegen, ob ein menschlicher Tod nicht vielleicht doch schöner wäre. Ich war mir nicht genau sicher, aber ich dachte, wenn ich Leo nicht gehabt hätte und auch nicht unter diesem Tatenzwang ständen würde, wäre ich vielleicht doch lieber ein Mensch geblieben.
Warum begriff ich erst jetzt, worüber Leo sich von Anfang an Sorgen gemacht hatte! Er wollte nicht, dass ich unglücklich werden würde. Er wollte einfach, dass ich ein glückliches menschliches Leben mit ihm führte. Ich fasste mir an die Stirn. Wieso war ich so dumm gewesen? Wieso hatte ich nicht auf ihn gehört? Es war doch sein Wunsch! Aber ich musste natürlich wieder mal so egoistisch sein und meinen Willen durchsetzten! Aber hatte er sich nicht auch gefreut und war es nicht auch besser so, wie es jetzt war? Wie wäre es, wenn ich jetzt nicht hier wäre? Aber wenn ich es nicht getan hätte-das Alles hier-, dann wäre ich alt geworden. Nicht, dass da schlimm wäre, ganz im Gegenteil. Es wäre schön gewesen, eines Tages im Schaukelstuhl zu sitzen und seine Enkelkinder spielen sehen mit dem richtigen Mann an meiner Seite. Zusammen hätten wir viele Jahre überstanden und würden uns immer noch lieben und eines Tages würde ich einschlafen und meinen letzten Traum träumen…Aber das war nicht die Realität. Vielleicht wäre so gekommen, wenn ich Leo nicht kennengerlernt hätte. Aber es wäre erstens nie der Richtige gewesen und zweitens hätte es auch im Gegenteil enden können. Wäre ich jedoch mit Leo alt geworden, dann würde er irgendwann seine eigene Großmutter küssen. Ich meine, er wäre trotzdem immer älter, um Hundertzwanzig Jahre, aber er würde doch immer jung bleiben. Außerdem ich könnte meinen Tod nicht verantworten, denn wenn ich gehen würde, würde er es auch und ich wollte nicht Schuld an seinem Tod sein. Klar, hatte ich auch bei dieser Aktion viel, wenn nicht sogar zu viel riskiert, aber ich war auf dem besten Wege, dachte ich.
Ich zweifelte nicht an Leo oder an unserer Beziehung, das Einzige vor was ich mich fürchtete war, dass ich Angst hatte ihn zu verlieren…
Der Geist meiner Mutter drückte mich in den Thron. Es war ein komisches Gefühl hier drin zu sitzen. Eigentlich saßen hier immer der König und die Königin, aber jetzt saß ich hier, also die eigentliche Königin. Verwirrt sah ich sie an und ein Lächeln umschlang ihre Lippen.
>>Viel Glück!<<, flüsterte sie und strich mir sanft übers Haar.
>>Aber…<<, streckte ich die Hand nach ihr aus.
Doch sie löste sich vor meinen Augen in Luft auf. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Natürlich wusste ich was es bedeutete: Die Prüfung beginnt…
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Das ist für ManuelaMller, weil auch sie meine Geschichte immer mit viel Interesse verfolgt und immer so schön kommentiert! =D Danke! &ich hoffe es gefällt dir und natürlich auch allen anderen ;)
Beim nächsten Mal kommt dann endlich die Prüfung^^
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Dark secret(das etwas andere Twilight)
Fiksi PenggemarHast du dir jemals Gedanken darüber gemacht, zu sterben? Ich nicht, doch dann änderte sich mein Leben „ von Schlag auf Schlag“. Plötzlich war alles anders. Nichts war mehr wie früher. Nun holte mich vollkommen die Finsternis ein. Sie verschlang mich...