"Bitte lass jemanden aufmachen!",dachte ich während ich an der Tür von meinem Seminarkurs klopfte. Ich war mal wieder viel zu spät dran, da ich morgens einfach nicht aus dem Bett rauskam. Erneut klopfte ich gegen die Tür und legte mein Ohr dagegen um zu lauschen. Stille. Mist, da ist niemand drinne. Niedergeschlagen ließ ich mich an der Tür runtergleiten, bis ich schließlich auf dem Boden des Schulflurs saß. Ich ließ meinen Blick entlang des langen Flurs gleiten, sah aber weit und breit keinen Schüler, was eindeutig dafür sprach das ich viel zu spät war und alle schon braf in ihrem Unterricht saßen.
Warum musste ich ausgerechnet in diesem blöden Seminarkurs sein, welcher ständig den Raum wechselt, da er keinen festen Raum hatte? Normalerweise trafen wir uns immer vor diesen Raum und gingen dann gemeinsam mit unserer Lehrerin zu den für die Stunde vorgesehenden Raum. Das Problem war nur, dass wenn man zu spät kam, so wie ich, dass man dann nicht wusste in welchen Raum der Kurs war.
Bei uns an der Schule war es so, dass alle Oberstufenschüler in einen Seminarkurs gesteckt wurden. Insgesammt gab es vier verschieden Seminarkurse von denen man in einem war. Dort ging es dann um verschiedene, zum Beispiel Politische Themen und gleichzeitig gab es auch ein bisschen Hauswirtschaftslehre.
Darauf vorbereitet, dass ich nun diese zwei Stunden hier sitzen würde machte ich es mir so bequem, wie es an einer harten Tür ging und schloss meine Augen.
"Wäre dein Bett nicht bequemer gewesen, als der Schulflur?",riss mich eine tiefe Stimme aus meinem, warscheinlich 10 minütigen Nickerchen. Ich riss schnell meine Augen auf und schaute hoch um die Stimme einem Gesicht zu Ordnen zu können. Ich schaute direkt in das Gesicht von Kyle. Ein breites Grinsen umspielte seine Lippen und seine braunen Augen schauten mich direkt an.
"Ähm ja warscheinlich schon... Aber ich war zu spät dran und wusste dann nicht, wo ihr hingegangen seid",erklärte ich ihm. Kyle geht mit mir in den gleichen Seminarkurs und ich hoffte, dass er nicht einfach nur noch später als ich gekommen ist, sondern wusste wo wir unterricht hatten.
"Na dann komm, stell dich dem Biest", lachte er und bot mir seine Hand an, um mir aufzuhelfen. Mit dem Biest meinte er unsere Lehrerin Frau Enkel. Die war unglaublich streng und hatte gar keinen Sinn für Humor. Ich nahm Kyle's kräftige Hand und er zog mich ohne schwierigkeiten hoch.
"Und warum sitzt du nicht im Unterricht?",fragte ich ihn während wir langsam zum richtigen Raum liefen.
"Hab es dadrinne nicht mehr ausgehalten und musste deshalb unbedingt mal auf die Toilette",lachte er und zuckte mit den Schultern.
"Meinst du die tickt wieder so ab, wie beim letzten mal als ich zu spät gekommen bin?",wollte ich etwas verängstigt wissen.
"Ganz ehrlich? Noch viel mehr. Vania du bist jetzt mindestens in den letzten fünf Monaten schon sechs mal zu spät zum Unterricht gekommen! Kein Wunder, dass die Alte ihre Gedult verliert",meinte er und schaute mich mitfühlend an.
"Was kann ich denn dafür, dass mein Bett so gemütlich ist und Chemie in den ersten beiden Stunden stattfindet?",fragte ich und wir beide fingen an zu lachen.
"Hier wären wir! Bereit dich deinem eigenem Todesurteil zu stellen?" Ich nickte nur, während Kyle gegen die Tür klopfte. Während wir warteten, dass uns jemand die Tür auf machte schaute ich mir Kyle noch mal genauer an. Er war kräftig gebaut und seine Arme schienen jedes mal, wenn ich ihm begegnete muskulöser gewurden zu sein. Mit seinen braunen Haaren sah er nicht schlecht aus aber seinen Erfolg bei den Mädchen hatte er eindeutig seiner witzigen und offenen Art zu verdanken. Ich kannte Kyle schon seit dem Kindergarten, doch wir waren nie Freunde oder ähnliches. Kyle und ich verstanden uns gut, doch das war alles. Warscheinlich lag es an meiner Schüchternheit gegenüber Jungs. Ich hatte große Probleme eine Beziehung zu Jungs aufzubauen, die über kurz mal Plaudern hinausging.
"Na wen haben wir denn da? Vania Moon schon wieder geschlagene 25 Minuten zu spät!",sagte Frau Enkel mit einem vorwurfsvollen Ton.
"Tut mir Leid aber ich wusste nicht in welchem Raum wir haben",entschuldigte ich mich.
"Nun wärst du pünktlich gewesen, hättest du es gewusst." Und wieder einmal wurde mir klar, warum sie von den Schülern das Biest genannt wurde.
"Frau Moon möchten sie mir vielleicht antworten?",zischte ihre überhebliche Stimme.
"Wie kann ich ihnen denn Antworten, wenn sie mir gar keine Frage gestellt haben?"
An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass ihr mein Gesagtes gar nicht zu gefallen schien.
"Jetzt reicht es! Setzen sie sich und machen sie sich darauf gefasst, dass ich ihre Eltern anrufen werde. Schüler tanzen mir nicht auf der Nase herum!",schrie sie schon förmlich. Oho das gibt Ärger! Meine Eltern sind äußerst streng! Ihnen würde es gar nicht gefallen, wenn sie mitbekamen dass ihre Tochter zu oft zu spät zum Unterricht gekommen war und dann auch noch 'frech' gegenüber der Lehrerin war. Yeah so beginnt aufjedenfall ein guter Tag! Meine Ironie lässt grüßen...
Ich setzte mich neben Mona und lächelte sie kurz an.
"Na schon wieder zu spät? Pass auf,dass du mir als bad girl nicht noch konkurrenz machst", sagte sie und zwinkerte mir zu. Mona war das bad girl unserer Schule. Sie rauchte, trank und ab und zu bekam man mit, dass sie auch mal was klaute. Sie wurde von allen dafür beneidet, dass sie ihr eigenes Ding durchzog doch mir tat sie eher Leid. Ich glaube, dass sie all diese Dinge nur tut weil es ihr beschissen geht und sie große Probleme hat, die aber kaum einer kennt. Denn ab und zu konnte ich ritz Spuren an der innen Seite ihres Handgelenks erkennen. Man sollte meinen, dass sie gefährlich aussieht. Piercings, Tattos, nur schwarz gekleidet... Ganz im Gegenteil:Mona war sehr hübsch! Sie ist so ziemlich das Gegenteil von mir. Während sie all die Dinge tut die man als badgirl so tut und damit ziemlich auffällig ist und jeder sie kennt, bin ich eins dieser Mädchen, die gute Noten schreiben, nie Ärger mit Lehrern haben (außer mit dem Biest ) und so gut wie niemand kannte. Ich selbst fühle mich unsichtbar. Ich war nicht so unwarscheinlich hübsch, sodass mich jeder kannte aber wiederum auch nicht so hässlich das ich auffallen würde. Ich hatte kein besonderes Talent, war weder sportlich noch musikalisch begabt. Das einzige was ich konnte war meine Eltern stolz machen und darauf hin arbeiten, dass ich später mal in einer guten Universität studieren konnte. Die meisten Menschen kannten mich eigentlich nur durch meine beste Freundin Fiona. Teilweise wussten Schüler noch nicht mal meinen Namen obwohl wir schon ein halbes Jahr zusammen in den gleichen Kurs gingen. Also was soll ich sagen? Eigentlich habe ich ein echt langweiliges Leben.
"Mach dir da mal keine Gedanken drum. Meine Eltern werden schon dafür Sorgen, dass ich die nächsten Jahre 30 minuten vor Schulbeginn da bin",säufzte ich.
"Du kannst einen mit deinen Eltern manchmal echt Leid tun."
Ja, Mona und ich waren echt unterschiedlich und doch sitzen wir in Chemie zusammen und tun so, als ob wir gut befreundet wären, nur damit niemand denkt wir hätten keine Freunde. Was wir auch nicht hätten, zumindest nicht in diesem Kurs. Was man nicht alles für seinen Ruf oder in meinem Fall für den nicht vorhandenen Ruf, tat...
Mona und ich taten in Chemie immer so als wären wir sehr gut befreundet und kaum ist die Stunde vorbei gehen wir wieder getrennte Wege und sprachen kein Wort mehr miteinander. Ich fand das aber ehrlich gesagt überhaupt nicht schlimm, denn ich hatte eh nicht vor mich mit ihr anzufreunden und so hatte ich zumindest jemanden neben den ich im Seminarfach sitzen konnte.
Frau Enkel ließ mich die letzten Minuten des Chemie Unterrichts zum Glück in Frieden. Als es klingelte packte ich schnell meine Sachen und lief aus dem Raum, da ich nicht wollte, dass mich Frau Enkel noch mit einem Gespräch aufhielt und ich somit keine Pause hätte. Ich ging zu dem Raum, indem wir unseren Deutschkurs haben und sah, dass Fiona schon auf mich wartete. Zum Glück hatte ich Deutsch mit ihr zusammen! Fiona sah mal wieder total hübsch mit ihrem braunen Haar und Augen aus. Sie war beliebt an unserer Schule nicht so, dass jeder ihre beste Freundin sein wollte oder jeder Junge von ihr schwärmte nein eher so, dass fast jeder sie kannte und sie nett fand. Wir umarmten uns kurz und gingen dann raus auf den Schulhof, um die letzten Sonnenstrahlen des Sommers zu genießen. Es war so gut wie Herbst und um ehrlich zu sein war ich noch gar nicht auf die Kälte vorbereitet.
"Okay langsam wird's gruselig...Also warum grinst du so?",fragte ich Fiona, welche schon seit ich sie heute das erste mal gesehen hatte vor sich hin grinste.
"Aaaaalso ich hab dich heute morgen mit Kyle gesehen und naja ich hab schon immer gedacht, dass ihr irgendwann mal was anfangen würdet. Warum hast du mir denn nichts davon erzählt?"
Bitte was? Warum sollte ich denn was mit Kyle haben?
"Fiona kannst du mir mal bitte sagen warum ich in aller Welt was mit Kyle haben sollte?"
"Ich hab gesehen, wie ihr heute morgen gelacht habt und zusammen durch die Schule gelaufen seid",meinte sie und zwinkerte mir zu.
Daher weht also der Wind... Ja ich gebe zu das ich nie etwas mit Jungs mache und das es dann auffält, wenn ich mal mit einen Jungen gesehen werde... Aber ich bin doch dann nicht gleich mit dem zusammen! Oder habe was am laufen oder sonst was...
"Wir sind nur zusammen zum Seminarraum gegangen weil ich nicht wusste, wo der Kurs unterricht hatte. Ich habe nichts mit Kyle!",klärte ich sie ziemlich verärgt auf.
"Ja okay ich habs verstanden. Tut mir Leid blos es sah so süß aus und naja du weißt ja, dass ich nicht so dran gewöhnt bin dich mit einem Typen zu sehen",sagte Fiona mit einem entschuldigenden Blick.
"Schon gut. Warscheinlich seltsam zu sehen, wenn ich mal für jemanden außer dir nicht unsichtbar bin",grinste ich.
"Ach komm Vania, du bist für die doch nicht unsichtbar! Wenn wir ehrlich sind wissen wir doch beide, dass du echt hübsch bist und viele Jungs an dir interessiert wären!",versuchte sie mich aufzuheitern.
"Danke aber du hast da was verdreht! Für die Menschen die mich nicht näher kennen bin ich unscheinbar und die die mich kennen und eventuell hübsch finden könnten kennen meinen Charakter und sind dann auch nicht mehr interessiert. Ich brauche keinen Freund ich komme auch gut ohne klar, Fiona."
"Du bist ein Mensch mit dem schönstem Charakter den ich kenne also laber nichts! Und ich glaube ein Freund würde dir ganz gut tun", kaum hatte Fiona ihren Satz zu Ende gesprochen klingelte es und ich war heil froh drüber, denn das Gespräch war mir mehr als unangenehm. Fiona war zwar meine beste Freundin, verstand aber doch fast gar nichts von meinen Leben. Ich nahm ihr das nicht übel, auf keinen Fall. Mir war klar das man mich nicht so einfach verstehen kann und ich war einfach nur froh das sie mich so akzeptierte wie ich bin und trotzdem, dass ich so schwierig war immer für mich da ist.Vielen vielen Dank, dass genau DU vorhast in meine Geschichte reinzulessen :)
Wenns dir bislang gefallen hat bleib dran und wenn nicht lass kritik da, damit ich weiß, was ich verbessern kann <3
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The nights beside you
RomantizmEs ist dunkel. Alle schlafen. Blos sie liegt in ihrem Bett und es gehen ihr so viele Gedanken durch den Kopf, wie selten am Tag. Vania bezeichnet sich selbst als eins von diesen unsichtbaren Mädchen. Sie fällt nie besonders auf und keiner scheint...