Von verräterischen Spuren und gruseligen Spannern...

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Stiles hielt den Atem an, als er behutsam an der Schulter des Werwolfs zog, so dass er Derek auf den Rücken drehen konnte.
Beinahe hätte er wieder losgelassen, als ihm wirklich die graugrünen Augen des Älteren entgegen starrten, allerdings waren sie alles andere als leblos.
Sie waren nur halb geöffnet und trotzdem konnte Stiles deutlich den Schmerz darin ablesen.
„Derek!"
Der Werwolf gab lediglich ein leises Brummen von sich, ehe er doch tatsächlich versuchte sich aufzurichten, was Stiles auch gleich verhinderte indem er seine Hand etwas fester auf Dereks Schulter presste. Alleine die Tatsache, dass er es mit Leichtigkeit schaffte den Werwolf mit nur einer Hand wieder auf den Boden zurück zu drücken, sorgte dafür, dass sich bei Stiles alle Nackenhaare aufstellten.


Derek war unnatürlich blass, unter seinen Augen schienen sich dunkle Schatten ausgebreitet zu haben und er hatte Schwierigkeiten bei Bewusstsein zu bleiben.
Stiles fühlte sich bei dem Anblick des Älteren um Jahre in der Zeit zurück versetzt, als er damals mit einem mehr toten als lebendigen Derek in Deatons Tierklinik gewesen war...
Der Werwolf hatte mit den Folgen einer Schussverletzung mit einer Wolfswurzkugel zu kämpfen gehabt und war nur knapp mit dem Leben davon gekommen...
Aber jetzt...
Stiles hatte es noch nicht gewagt einen Blick auf die Wunde an Dereks Unterleib zu werfen...
Er war sich auch gar nicht sicher, ob er sich das so genau ansehen wollte!
Im Moment war er einfach nur erleichtert, dass der Werwolf überhaupt noch atmete... dass er lebte.


„S... Stiles?"
Dereks Stimme klang ganz anders als sonst. Nicht annähernd so kraftvoll und tief, sondern es war eher ein leises Hauchen.
Augenblicklich ließ Stiles seine Hand von der Schulter des Werwolfs zu dessen Wange gleiten und streifte mit seinen Fingern sanft über die Bartstoppeln, während er sich ein wenig nach vorne beugte. Er wusste nicht, ob Derek ihn wirklich sehen konnte, da sich sein Blick nicht richtig auf den Jüngeren fokussierte.
„Ja, ich bin hier!"
Stiles wollte sicher gehen, dass der Werwolf, wenn er ihn schon nicht richtig sehen konnte, wenigstens an seiner Stimme erkennen würde.
Derek brummte ein weiteres Mal leise, während er langsam seinen Arm anhob.
Erst dachte Stiles, dass er schon wieder einen Versuch startete, sich aufzurichten, aber Derek legte lediglich seine Hand über die von Stiles.


Vorsichtig drehte der Werwolf seinen Kopf ein wenig zur Seite, so dass er regelrecht seine Wange in die Hand des Jüngeren schmiegte und schloss seine Augen. Seine Nase streifte dabei über Stiles Handfläche und Derek atmete einmal tief ein, ganz so als wollte er sicher gehen, dass das auch wirklich Stiles war, der sich da über ihn gebeugt hatte...
Oder aber, er wollte sich versichern, dass Stiles unverletzt war und sich nicht in den Kampf eingemischt hatte. Der Werwolf gab nämlich ein unwilliges Schnauben von sich, als er nur allzu deutlich die Reste der Eberesche auf Stiles Haut riechen konnte.
Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich Stiles alles andere als aus dem Kampf herausgehalten hatte.
Derek verschränkte ihre Finger miteinander, ehe er die Hand des Jüngeren von seiner Wange wegzog und Stiles mit einem vorwurfsvollen Blick musterte.
Der Werwolf musste sich konzentrieren, dass ihm die Augen nicht wieder zufielen, weshalb er wahrscheinlich nicht einmal annähernd so mürrisch aussah, wie sonst.


„Ich hab dir doch gesagt, dass du... keine Dummheiten... machen sollst!"


Stiles konnte nur den Kopf schütteln, da er seiner eigenen Stimme nicht mehr vertraute. Er drückte sanft die Hand des Älteren, da er das Gefühl hatte, wenn er ihn jetzt nicht festhielt, dann würde der Werwolf ihn jeden Moment alleine lassen...
Und das durfte er nicht!
Derek hatte ihm doch vorhin versprochen, dass er ihn nicht alleine lassen würde!
Er hatte es versprochen!
Erst als Stiles ein leises Schluchzen über die Lippen kam, bemerkte er die unangenehme Nässe auf seinen Wangen.
Schnell versuchte er mit seiner freien Hand die verräterischen Spuren wegzuwischen, aber es war so als wäre ein Damm in seinem Inneren gebrochen...
Er konnte einfach nicht aufhören zu weinen.
Derek hätte sich niemals in diesen bescheuerten Kampf eingemischt, wenn Stiles ihn nicht mit seinem Helfersyndrom schier dazu genötigt hätte...
Er hatte mit seinem Handeln schon vor dem Kampf eine riesige Dummheit begangen...

We're so NOT ready for take-off [Sterek + Destiel]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt