#40. Brief

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*Ardys Sicht*
Ich habe mich seit dem Vorfall heute Nachmittag in meinem Zimmer verkrochen. Ich saß zusammengekauert mit Kopfhörern im Ohr in der dunkelsten Ecke meines Zimmers. Hier hielt ich mich immer auf, wenn mich etwas bedrückte. Es war dort immer dunkel, so wie meine Gefühle, die ich eh größtenteils vergessen habe. Es war wieder so ein Zeitpunkt, an dem ich daran dachte, dass alles besser wäre, wenn ich nach dem Unfall einfach nicht mehr aufgewacht wäre. Nie mehr. Dann hätte ich meinen Frieden gefunden. Ich würde nicht niedergeschlagen in der Ecke sitzen und über meinen Tod nachdenken.
Wenn man alles in sich reinfrisst, häuft sich alles zusammen bis man einfach am Ende.
Keine Erinnerungen an meine Vergangenheit, diese besondere Anziehungskraft gegenüber Taddl. Einfach wenn man sich nutzlos fühlt. Oder man sieht zum Beispiel Menschen, die gut singen, tanzen oder zeichnen können und man selbst steht nur dumm daneben, weil man nichts besonders gut kann. All diese Probleme bleiben tief in Einem, bis man den Tränen nicht zurückhalten kann.

"Du Ardy kann- was machst du da in der Ecke?!" unterbrach sich Taddl, der grade in mein Zimmer kam, selbst.
Ich nahm meine Kopfhörer aus den Ohren, schaute kurz zu ihm und dann auf den Boden.
"Lass mich doch hier sitzen, wenn ich das will." murmelte ich.
Ich vernahm ein kleines Seufzen seinerseits, bevor er auf mich zu steuerte.
Er ging in die Hocke, damit er auf Augenhöhe mit mir war. "Ich will mein Zimmer ein bisschen aufräumen, kannst du mir helfen?" fragte er.
Ich nickte und lächelte niedergeschlagen. Grade als ich aufstehen wollte, signalisierte Taddl mir, dass ich sitzen bleiben soll. "Ich trag dich." Er grinste und nahm mich im Braut-Style hoch. Taddl trug mich in sein Zimmer und setzte mich auf seinem Bett ab. Das Grinsen in seinem Gesicht war immer noch vorhanden, während mein emotionsloser Blick über sein Zimmer schweifte. Hat der Junge überhaupt schon mal aufgeräumt?
"Hilfst du mir jetzt oder willst du noch weiter auf meinem Bett faulenzen?" lachte Taddl und schaute mich erwartungsvoll an.
Nach kurzem Überlegen stand ich dann auf und half ihm sein Chaos zu beseitigen.

Als wir fast fertig waren, ging Taddl in die Küche und holte uns was zu trinken. Ich betrachtete sein Zimmer, dass num komplett anders aussah. Ich wollte mich grade auf sein Bett fallen lassen, als ich ein zusammengefaltetes Papier auf seinem Schreibtisch entdeckte. So neugierig wie ich war, ging ich hin und schaute den Zettel genauer an.
"Ardy❤"
stand dort in leicht krakeliger Schrift drauf. Ich wollte das Papier grade öffnen, als ich Schritte im Gang hörte.
Schnell schob ich den Zettel in meine Hosentasche und tat so als wäre nichts gewesen.
"Du...kannst du den Rest alleine aufräumen, mir gehts nicht so gut." log ich.
"Öhm...klar." antwortete er etwas verwirrt.
Ich ging an ihm vorbei, direkt in mein Zimmer. Kaum hatte ich meine Zimmertür geschlossen, faltete ich den Zettel aus meiner Hosentasche auseinander.

Ardy. Du bist der wundervollste Mensch der Erde. Wir sind gemeinsam durch dick und dünn.
Ich hätte nie in meinem Leben gedacht, dass ich einen Menschen finde, der mir so ähnlich ist. Der alles genauso sieht wie ich. Du warst einst mein bester Freund. Aber mittlerweile bist mehr für mich. Mehr als ein Bruder. Viel mehr. Ich wusste immer, dass ich neben Frauen auch Männer liebe.
Aber das ich tatsächlich so einen unglaublich tollen Mensch wie dich finde, hätte ich nie gedacht.
Verdammt Ardy.
Ließ die dick umrandeten Wörter, wenn du's immer noch nicht verstehst. Ich hoffe du hasst mich nicht.
Dein Taddl

Aber...was...das konnte doch nicht wahr sein! Er liebt mich! Ich könnte schreien vor Freude. Es gibr dort draußen über 7 Milliarden Menschen und er liebt genau mich!
Aber als ich das Datum ansah verging meine Freude. Der Brief war veraltet. Taddl hat ihn an Tag meines Unfalls geschrieben.
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Hey,
längeres Kapitel. :3
Sasa

Ardysie ||Tardy-FF||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt