Kapitel 2

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《Schulstress》

    »Wach auf, Morgenmuffel! Wir gehen zur Schule!« Von der Treppe runter gerannt schrie eine Kinderstimme laut und klopfte frech auf Clarissas Tür. Ein kleiner Kopf schob herein. Der siebenjährige Junge, braune kurze Haare und hellblaue Augen, war eine totale Nervensäge für seine Schwester.
    »Joeeee! Lass mich in Ruhe! Noch 5 Minuten!« Genervt öffnete Clarissa halb die Augen und schloss sie schnell wieder.
    »Der Unterricht beginnt in genau 9 Minuten... 7 Sekunden, also... wenn du noch schlafen willst, werde ich nicht warten!«, drängte es spöttisch herein und hastige Schritten entfernten sich.
    Entsetzt saß Clarissa mit einem Ruck auf, die Augen starr aufgerissen auf der Türklinke gerichtet. In aller Eile zog sie sich die bereit gelegte Kleidung an, und machte ihr Bett ordentlich. Die Zähne gepustet und die Jacke angezogen lief sie, mit einen »Tschüss!« an ihren am Tisch sitzenden Eltern, los.

Durch die Haustür und auf der grünen Wiese gelaufen sah sie eine schmale Straße zwischen zwei engen Reihen von Tannenbäumen. Ein dünnes Schicht von gelben, orangen und feuerroten Blättern bedeckte die Straße. Fast konnte sie das Tempo nicht genug verlangsamen, als ein rotes Audi vorbei fuhr und die Blättern von dem Boden treiben ließ. Ab der ersten Biegung nach rechts und den krummen Weg gefolgt und schon war das gesuchte braunrote Ziegeldach in Sehweite. Das Schultor bestand aus schwarzen Eisen. Durch die vielen Spalten sah Clarissa ein riesiges Gebäude mit rotbraunen und gelben Mustern auf der äußere Wand. In der Foyer angekommen stürmte heiße Luft, mit einem leichten Duft von Holz und Schulhefte, auf ihr Gesicht und es waren keine Schüler mehr zu sehen. Die Schule war ziemlich groß und die Wänden verschiedener Stockwerken sind mit diversen Farbtönen gestrichen.

Das angenehme Licht der Sonne schien durch das gläserne Dach. Schließlich stand das Mädchen außer Atem, wie durch einen Irrgarten gegangen, vor der hellblauen Tür ihres Klassenraums 258 und klopfte. Instinktiv warf sie einen schnellen Blick auf die Armbanduhr. Vier Minuten zu spät.

    »Herein!«
Clarissa ging verschämt in den Klassenraum. Die Lehrerin hatte glatte blonde Haare bis zum Kinn, dunkelgraue Augen und einen strengen Ausdruck, jedoch trotzdem ein falsches Lächeln, dass andauernd und unübersehbar auf ihren hellroten Lippen schwebte. Es gab ungefähr 20 Schülern und man hörte ein kleines Gemurmel unter ihnen.
    »Ruhe!«, befahl die Lehrerin barsch. Sie wandte ihren Kopf zu der neuen Schülerin. »Da bist du ja. Clarissa, hab ich recht? Ich bin deine Klassenlehrerin Frau Gehring.«
    »Ja, Frau Gehring.«
    »Wie du wahrscheinlich gemerkt hast, bist du vier Minuten zu spät.« Sie senkte die Stimme und eine ernste Miene erschien kurz auf ihr Gesicht. »Aber am ersten Schultag ist das gar keine Problem. Kannst du dich uns vorstellen?«
    Darüber hatte sich Clarissa keine Gedanken gemacht. »Oh... also meine richtige Name ist Clarissa Eria Bronte und ich bin elf Jahre alt. Erst gestern zog ich mit meinen Eltern und meinem jüngeren Bruder hierher ein und... Ich freue mich euch kennenzulernen«, sagte sie knapp.
    »Danke schön. Ich hoffe, dass Clarissa sich aktiv im Unterricht beteiligt und sich gut in die Klassengemeinschaft integriert.«
    Sie lächelte Clarissa zu und zeigte ihren Finger auf einen leeren Stuhl in der zweiten Reihe. »Setze dich bitte neben Kathrin hin.«
    Clarissa nickte und war erleichtert, dass sie noch rechtzeitig gekommen war. Puh...es könnte viel schlimmer gelaufen sein!  Ihr Bruder ist doch nicht ein Taugenichts, was? Sie setzte sich ordentlich hin und hörte nur halb zu.
    »So... ich hoffe, in den zwei Ferienwochen habt ihr euch genug erholt...«

Das endlose Gerede der Lehrerin klang immer ferner und Clarissa ließ das Geschehen von dem Tag davor an sich vorbeiziehen.
    War es nicht nur ein Traum gewesen? Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie nach Hause gegangen war oder überhaupt was getan hatte, nachdem Raisel verschwand. Allerdings hoffte sie, auch wenn es unwahrscheinlich war, dass es wirklich passiert ist.

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